Lieber Treborn, liebe Holzwürmer,
ich habe da einmal einige Anmerkungen.
Normalerweise sollte man das Splintholz auf alle Fälle bei Eiche entfernen, da dieses extrem anfällig für Fäule ist. Ein weiterer Nachteil liegt darin, das die Leiterbahnen durchgängig offen sind. Das heißt, dass Wasser schnell durch das gesamte Gewebe dringen kann. Hingegen vertüllt das Kernholz, so dass die ehemaligen Leiterbahnen sektionsartig verschlossen werden. entsprechend dringt Wasser nicht so schnell ein und es verbleiben Luft gefüllte Kammern. Als Letztes ist das Splintholz gegenüber dem Kernholz wesentlich weicher. Speziell bei langen und dünn ausgearbeiteten Bordwänden wirkt sich dieser Umstand auf die Stabilität des Bootes extrem negativ aus.
Unser erster Einbaum (Adamek, Lund und Martens: Der Bau eines Einbaums in: Experimentelle Archäologie in Deutschland; Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 4, Oldenburg 1990 S 201-207) hatten wir eher aus Unwissenheit heraus als "Splintholzboot" gebaut. Bereits nach recht kurzer Zeit waren die Bordwände so weich geworden, dass eine Mittelstrebe zur Stabilisierung eingezogen werden musste. Allerdings konnten wir das Boot ca. 12 Jahre nutzen. Ein später von mir gebauter Kernholzeinbaum war nach ca. 20 Jahren nicht mehr einsatzfähig. Die Lebensdauer kann also gesteigert werden, wenn der Splint entfernt wird.
Zu den Bearbeitungsspuren: Bei allen Repliken die ich gebaut habe waren die Bearbeitungsspuren bereits nach kurzer Zeit fast völlig verschwunden, speziell auf dem inneren Boden. Bei jedem Einsteigen hat man irgend ein "Dreck" an den Füßen. Durch das hin und her Laufen im Boot wirkt sich dieser regelrecht als Schmirgel aus, und ebnet die Fläche ein. Die Lagerung unter Wasser im Winter hat zur Folge, dass die Oberfläche ein wenig anfault. Nach einigen Jahren verschwinden die vorerst deutlichen Bearbeitungsspuren allmählich. Zum Ende der Gebrauchsfähigkeit waren diesen, wenn überhaupt, nur noch zu erahnen. Bei den Originalen, die ich genauer untersuchen durfte, konnte ich keine eindeutigen Bearbeitungsspuren erkennen. Die Zeit der Lagerung hat die Oberfläche derart verändert, dass solch Spuren gänzlich verschwunden waren.
Zum Aufweiten von Eichenholz:
Es gibt tatsächlich Einbäume die durch Hitze aufgeweitet werden können, sie bestehen allerdings nicht aus Eiche. Da kann man viele Feuerschalen hinein stellen, viel weiten wird man allerdings nicht. Eiche reagiert ein wenig zickig wenn es um Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede geht - sie neigt dann ehr zur Rissbildung bis hin zur letalen Spaltungen. Also hier leider keine gute Idee!
Spezialwerkzeuge:
Bei dem Bau eines Einbaumes gibt es einen neuralgischen Bereich, der im Übergang von der Bordwand zum Boden liegt. Mit einem normalen Dechsel neigt man dazu die Bordwand zu ritzen, mit einem Beil den Boden. Hier wäre ein Spezialdechsel gefragt, der nicht mit einem 90° Winkel zu Schaft geschäftet ist, sondern bei +/- 45° liegen sollte. Weiterhin ist es ratsam einen rechts als auch links verdrehtes Gerät zu nutzen, um möglichst immer mit der Faser arbeiten zu können (speziell bei Drehwuchs und bei Knästen geeignet). Derartige Dechsel sind mir aber aus dem Fundgut nicht bekannt!
Splintholz entfernt man am besten mit einem Beil. Ein Dechsel funktioniert zwar auch, aber man braucht länger (zumindest meiner Erfahrung nach).
Ähnliches gilt auch für die Rinde. Allerdings habe ich da einmal eine andere Art der Schäftung an getestet. Sie ähnelt heute gebräuchlicher gestielter Schäleisen.

Die Arbeit geht erstaunlich gut und schnell von der Hand.
Ein weiterer optimaler Einsatz dieses Geräte liegt beim Spalten von Eiche:

Wenn die schrägen Fasern tief gelegen sind, komme ich einfach mit einem Beil nicht heran. Hiermit aber schon!
Ein Nachweis dieser Schäftung ist mir allerdings auch nicht bekannt!!!
LG
Kai