Flintbeil schleifen

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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon Bach » 20.02.2013 14:37

ulfr hat geschrieben:Ausnahmen sind z.B. Monte-Viso-Jadeit, hier wird von Schleifzeiten von Hunderten Stunden berichtet, was ich sofort glaube.


Was mich schon etwas wundert, ist doch Jadeit auf der Mohs'schen Skala an ähnlicher Stelle wie Flint (da war doch neulich hier grad ein Thread aktiv mit Diskussionsbeiträgen dazu:http://www.archaeoforum.de/viewtopic.php?f=43&t=2553&hilit=jade)
Ist wohl auch eine Frage des Schleifgrades (bei den haches polies vom Monte Viso ist ja oft von Spiegelpolitur die Rede), ausserdem spielt sicher der Schleifstein eine zentrale Rolle.
Aber nun bin ich etwas vom Thema abgewichen, schliesslich geht's hier um geschliffene Flintbeile.

Grüsse
Andreas
Bach
 

Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon michels » 26.02.2013 18:05

Mit dem allergrössten Respekt habe ich mir das Video gleich mehrmals hintereinander angesehen!
Ich bin völlig begeistert, vielen Dank für da zeigen des Schleifvorgangs!
M.
michels
 

Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon FlintSource » 04.03.2013 22:47

Bach hat geschrieben:Was mich schon etwas wundert, ist doch Jadeit auf der Mohs'schen Skala an ähnlicher Stelle wie Flint


Weiter OT: Richtig, aber die Mohs-Skala berücksichtigt nur Härte. Das Problem bei Jadeit(it) ist der faserige 'verfilzte' Struktur, der das Zeug so resistent macht. Übrigens sind die 100 Stunden nur für das Überschleifen, Spiegelpolitur fragt deutlich mehr, bis zu 1000 Stunden!

Grüße,
Rengert
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon FlintMetz » 19.04.2014 19:59

Hallo zusammen,

ich hab mir etwas die Zeit vertrieben und ein paar Schweißtröpfchen vergossen. Und das mit einer Kronacher Buntsandsteinplatte. Da ich von Trebron´s sehr bissigen Pfälzer Sandstein gehört habe und ich mit dem Kronacher das Beil so schnell fertig hatte, wie mit nichts anderem vorher, käme es fast mal auf ein Duell an - quasi Pfalz gegen Oberfranken :-)

Jedenfalls ist für die nächste Ergersheim-Aktion schon jetzt wieder neues Werkzeug am Start :wink:

Schöne Grüße…

Robert
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon Trebron » 19.04.2014 21:22

Robert, der "Pfälzer" kommt von hier:

http://www.picard-natursteinwerk.de/quarzsandstein.php

Beachte den Quarzgehalt ! aber ich denke, dass auch die Bindung der Körer entscheident für den Erfolg ist.


:mammut2:
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon FlintMetz » 20.04.2014 02:36

Grüß Dich Trebron,

der Kronacher hat offensichtlich etwas weniger Quarz (77%) und ist auch nicht so hart. Das merkt man auch beim Schleifen, denn da geht ordentlich was von der Platte runter und man hat recht schnell eine Kuhle hineingeschruppt. Ich glaube fast, mitentscheidend ist die kieselige Kornbindung (= sehr scharfkantig) und auch der Porenzwischenraum, damit er nicht so schnell "zuschmiert".

Mineralbestand:
Komponenten 74 %, Bindemittel 7 %, sichtbarer Porenraum 19 %.
Komponenten: Quarz 77 %, Gesteinsbruchstücke 21 %, Akzessorien 2 % (Muscovit, Turmalin, Zirkon, Rutil, opakes Erz).
Bindemittel: Sowohl tonig-limonitische als auch kieselige Kornbindung.
Sichtbarer Porenraum: Häufigste Porengröße 0,4 mm; Interpartikelporen

(Quelle: http://www.baufachinformation.de/denkma ... insbruchstücken-Kronacher-Sandstein/1988017125015)

Schöne Grüße und frohe Ostern…

Robert
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon Trebron » 20.04.2014 15:01

Hi Robert, ich werde mal versuchen, auf kurzem Weg noch eine Platte zu bekommen und bringe sie mit in die Schweiz zum Pöckertreff. Da kannst Du dann direkt vergleichen. Ich bin aber auch überzeugt, dass es innerhalb eines Steinbruches unterschiedliche Zonen in der Vermengung und Dichte gibt.
Auch Dir noch frohes "Eiersuchen".

LG

Norbert :mammut2:
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon ulfr » 22.06.2018 09:00

W7F_8967 (Medium).JPG


Hatte mit Blattspitze eine Diskussion darüber, welche Schleifmethode bei einem Flintbeil die überall deutlichen groben striae erzeugt, die auf dem Beilkörper anfallen, auf dem Schneidenbereich hingegen nicht. Blattspitze (oder wars Axtimwalde?) meinte, diese groben striae könnten nur bei Verwendung eines Schleifschlittens und zusätzlichem Gewicht erzeugt werden.
Hab gestern begonnen, das 50 cm monster-dünnackige Beil von Sofus zu schleifen, und habe dazu anstelle des bisher verwendeten Pfälzer Sandsteins zwei verschiedene Platten verwendet, die ich aus Schleswig-Holstein mitgebracht habe, also quasi Original-Material, hier im Hintergrund die hellgraue Variante, Quarzitsandstein(?). Geschliffen habe ich aber immer noch ohne Schlitten und Zusatzgewicht, also rein händisch wie im Video damals.
Die striae sind überzeugend, oder? Kann natürlich primär an der Verwendung des "richtigen" Steins liegen, aber mein Körpergewicht reicht offensichtlich aus. Ich würde mich auch absolut nicht trauen, dieses außerordenlich dünne Prachtbeil unter einen 20 kg Stein samt Schlitten zu binden - schon beim Aufsetzen auf den Schleifstein bekäme man Schweißausbrüche (die bekomme ich jetzt schon jedesmal, wenn ich das Beil schleife - einmal blöd ausgerutscht, und ....)
Fortsetzung folgt.
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon ulfr » 24.06.2018 10:51

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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon AxtimWalde » 24.06.2018 13:12

Lieber Ulfr,
die Striae überzeugen mich nicht! Es ist klar, dass sie bei kleineren Flächen auch händisch stark ausgeprägt sein können. Hat man allerdings grobe Striae auch bei einer fertigen Oberfläche, ist es fraglich, ob man dieses händisch erreichen kann (Druckverteilung).

Als ich mit dem Schleifschlitten angefangen habe, habe ich auch nicht mit einem Prunkbeil angefangen, sondern mit einem dicken "Klops". Mit der Zeit arbeitet man sich ein, und die Geräte werden graziler und graziler. Selbst lange schmale Meißel brachten mir keine Schweißtropfen zusätzlich auf die Stirn.

Weiterhin würde ich nie ein solch graziles Beil auf einen nicht eingeschliffenen Schleifstein schleifen wollen. Erst bei einer recht glatten Bahn reduziert man die Bruchgefahr gen Null. In deinem Video benutzt du anfänglich einen roten Sandstein, der zwar einigermaßen flach aber eben nicht eingeschliffen ist. Bei jedem Hieb tut es einem weh, wenn die Klinge über den Stein hoppelt! Andererseits habe ich bei der Nutzung des Schleifschlittens gelernt, dass recht heftige klappernde Geräusche nicht zwingend zum Bruch führen. Man sollt es aber auch nicht provozieren (bis dato ist mir kein Gerät unter dem Schlitten zerbrochen!).
Mit der Wahl des Steines liegst du richtig! Erstens glaube ich nicht, dass die nordischen Neolithiker ihre Beile auf Pfälzer Sandstein schliffen (oder gibt es da etwa Funde??? :27: ), und zweitens habe ich auch schon einmal auf einer derartigen Platte (lieben Dank an Treborn) geschliffen und sie als nicht so gut eingestuft, da dieser Stein offensichtlich eine nicht so gute Bindung wie das von mir benutzte nordische Material besitzt.

P.S. Wenn deine Unterlage ein wenig stabiler wäre, könntest du einige "Körner" sparen!!

LG
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon ulfr » 24.06.2018 15:08

Danke für die Tipps! Der ganz zu Anfang verwendete Schleifstein ist mittlerweile raus, ich hab gemerkt, dass das evtl. nicht lange gut geht. Die noch vorhandenen Wellen in dem zweiten, wesentlich planeren roten Quarzitsandstein sind mittlerweile fast weg, weil ich die Kanten und Schmalseiten geschliffen und die größten "Täler" durch Picken abgemildert habe. Wahrscheinlich hätte ich tatsächlich mit einem Klops anfangen sollen, aber die Zeit reicht mir kaum, um dieses Beil zu schleifen, evtl. muss ich bei der anderen Seite besch...... - ich wollte aber tatsächlich auch mal den Vergleich bei den Schleifsteinen haben, und Du (und auch Blattspitze) haben Recht, es gibt Unterschiede - es gibt keine Funde vom Pfälzer im Norden, klar, aber in Ermangelung vom nordischen hatte ich bisher keine Wahl.
Mit der Größe der geschliffenen Flächen ist es sicher so, wie Du sagst - mal sehen, wie´s ausschaut, wenn ich erstmal eine größere Fläche plan habe.
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon TZH » 24.06.2018 17:25

Das ist doch nicht normal.... :D :D

Ulfr, misst du auch die Abnutzung der Sandstenplatte wehrend dem Schleifvorgang?
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon ulfr » 25.06.2018 07:55

Das wird schwierig, TZH, ich habe keine Waage, die bei derart großen Gewichten auf das Gramm genau geht. Ich kann leider auch das Beil nicht wiegen, meine Waage geht nur bis 2 kg :2:
Ich könnte höchstens die Tiefe der Schleifrille messen, aber auch das wird schwierig, weil ich versuche, den gesamten Stein auszunutzen, also dann irgendwann keinen Referenzpunkt mehr habe ...
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon TZH » 26.06.2018 20:37

Schade. Mit den Ergebnissen könntest du ein zeit lang auf Archäometrie-Konferenz-Turne gehen.
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Re: Flintbeil schleifen

Beitragvon AxtimWalde » 28.06.2018 08:13

Ich habe auch bei meinen Schleifen versucht Volumen- und Gewichtreduzierung des Schleifsteins mit auf zu nehmen. Bei Gewichten jenseits der 20kg kann man einfach nicht mehr aus Gramm messen (zumindest mit erschwinglichen Waagen). Beim auslitern des Volumens sieht es auch nicht besser aus. Entsprechend konnten nur Näherungswerte erzielt werden. Erst bei signifikanten Reduzierungsergebnissen können greifbare Ergebnisse erzielt werden.
Mein Schleifstein nahm ca. 400g an Gewicht ab bei der Gesamtreduzierung von 220g Flint. Also etwa das doppelte Gewicht. Beim Volumen dürfte es ähnlich aussehen, da die spezifischen Gewichte von Feuerstein und diesem Schleifstein sehr ähnlich sind (2,67 zu 2,56).
(P.S.: spezifisches Gewicht Pfälzer Sandstein: 2,16)
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