Tschuldigung, wenn ich mich einmische und ihr mich dafür vielleicht ungeschäftet in den Boden keilt.
Aber bei Schnitzeisen (aus Eisen, wie der Name schon sagt), gilt - wenn ich mich recht entsinne - ein einseitiger und abgezogener Anschliff mit einem Anstellwinkel von ca. 15° als Ideal. Soll Nadelholz geschnitzt werden, wird ein etwas stumpferer, also größerer Anstellwinkel beim Anschleifen verwendet. Drechseleisen werden bekannterweise noch stumpfwinkliger einseitig angeschliffen. Allen 3 Varianten ist aber gemeinsam, dass es sich üblicherweise um einseitig angeschliffene Schneiden handelt und dass es immer und ausschließlich der anschließend ordentlich abgezogene Grat ist, der schneidet.
Darum kann man auch beim "Schaben oder "Kratzen" mit rechtwinklig aufgestellter Stahlklinge teilweise schneidende Wirkung erzeugen (siehe "Ziehklinge").
Ein beidseitiger Schneidenanschliff erzeugt i.d.R. - außer bei sehr dünnen und festen Schneidenmaterialien wie gehärtetem Stahl - eher stumpfe, abschabende oder abkeilende Wirkung.
"Spanabhebend" wird ein holzbearbeitendes Verfahren immer dann genannt, wenn ein Span abgehoben (abgeschnitten) wird.
Ein Beil ist demnach eher als Spaltwerkzeug zu verstehen und gebrauchen, kann allerdings (teilweise) schneidende (wenn auch zumeist schlechte) Schneidwirkung haben.
Eine Ausnahme bilden vermutlich Schneiden aus manchen beschlagenen und nicht beschliffenen Hartgesteinen (z.B. etwa Flint oder Obsidian), ob einseitig oder beidseitig geschärft. Ob Kupfer und Bronzeklingen nach dieser Definition durch Anschleifen und Abziehen schneidende Grate ausbilden können, ist mir allerdings nicht bekannt.
Von einem "Langschnitt" kann m.E. nur dann gesprochen werden, wenn eine Klinge über den gesamten Schnitt schneidende, also spanabhebende Wirkung hatte. Ansonsten würde ich persönlich das ganze zur Vermeidung von Mißverständnissen eher etwa als "Holzabarbeitung mit teilweise schneidender Wirkung" o.ä. benennen.
Ein "Schnitt" ist an seiner Gesamtcharakteristik nach dieser Definition etwa daran zu erkennen (sicherlich nicht unbedingt anhand von Fotos und bei stark verrottetem Material), dass sich Eigenheiten der Schneide (etwa Kerben) über die gesamte Länge eines durchgezogenen Schnitts durchgängig erkennen lassen, oder aber bei einem teilweisen Schnitt wiederholen. Weist eine Schneide etwa eine Kerbe auf, ist dies gut an der über den Schnittverlauf durchgängig sich zeigenden kleinen Wulst (quasi eine Aussparung) zu erkennen.
So. Und für den Fall, dass ihr mich jetzt fesseln und ungeschäftet in den Boden rammen wollt, gehe ich schon mal Seil aus Hundehaar flechten..
HG, Sculpteur