Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon Trebron » 16.11.2012 08:51

Im Januar fährt unsere VHS zur Ausstellung nach Stuttgart, da werde ich mitfahren und die Kunstwerke vor Ort bestaunen .


:rhino:
Wer nur zurück schaut, sieht nicht was auf ihn zu kommt
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon ulfr » 16.11.2012 10:25

Hans T. hat geschrieben: "Rauschgelb" Ist das irgenwo publiziert?


Claudia Tappert 2002: Die keltische Viereckschanze von Fellbach-Schmiden, Rems-Murr-Kreis
Band 1 von Texte / Neue Folge
Württembergisches Landesmuseum, 2002

Planck, D. 1981: Fellbach-Schmiden, WN. In: Bittel, Kimmig, Schiek: Die Kelten in Baden-Württemberg, 335
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon Patrick M. » 16.11.2012 14:36

Tolle Arbeit! Die Umsetzung ist großartig, gerade aufgrund der rekonstruierten Werkzeuge.

Die gelbe Farbe wurde sogar im Überblickswerk "die Kelten in Deutschland" erwähnt Hans.

Was mich stört ist die Datierung, auch wenn die wahrscheinlich sicher aufgrund der Fundumstände, Holzdatierung etc. ist.
Das angedeutetet Muster auf der Zeichnung zwischen den Tieren sieht der Goldscheibenfibel vom Asperg sehr ähnlich und auch anderen frühlatènezeitlichen Zirkelkonstruktionen.....
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon Segestes » 17.11.2012 11:13

Ich meine das bei einer Ausgabe der Archäologie in Deutschland die Umzeichnung etwas anders war und zwar mit einer Figur zwischen den zwei Hirschen, aus moderner Sicht hätte ich das Holz nicht farbig gefasst sondern höchstens geölt bzw. gewachst. Aber die Hirsche haben mir seit ich sie in der AiD gesehen habe sehr gut gefallen. Tolle Umsetzung, ein Projekt das ich auch gerne mal machen würde wenn ich den Platz dazu hätte.
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon ulfr » 17.11.2012 12:30

Du meinst die beiden anderen Figuren, die im selben Brunnen gefunden wurden und wahrscheinlich zu einem "Herr(in) der Tiere"-Ensemble gehört haben - von der menschlichen Figur in der Mitte haben sich allerdings nur die Hände auf den Rücken der beiden Böcke erhalten. Hier eine Reko im Freilichtmuseum Asparn a.d. Zaya in Österreich von Wolfgang Lobisser:

Bild
photo sharing

Die Zeichnung oben ist eine grafische Rekonstruktion des WLM, wie die Skulptur mit dem Hirsch vielleicht einmal ausgesehen haben könnte.

Die Bemalung in Rauschgelb, das sehr intensiv leuchtet, soll wohl den Eindruck von Gold vermitteln?

Die Datierung ist dendrochnonologisch vorgenommen worden und recht sicher 127 v.Chr.
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon Joze » 17.11.2012 14:21

Jeep genau, so sieht man auch die Zeichnung in der Ausstellungsvitrine und das sieht man auf meinem Foto auch.
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon Patrick M. » 17.11.2012 18:03

@ Ulfr

an der Datierung zweifle ich nicht, aber dieses Muster ist doch nicht gerade typisch für diese Zeit. Auch sind sitzende Figuren im Schneidersitz eher im 6. und 5. Jh. v. Chr. zu finden (siehe Glauberkanne). Daher finde ich diese Übernahme ins 2 Jh. v. doch recht spannend.
Patrick M.
 

Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon Hans T. » 17.11.2012 18:39

Danke für die Hinweise. Die allgemeinen Hinweise zu gelb hatte ich schon, ich dachte da an die Analysen und ggf. natürlich an ggf. Hinweise zu Gewinnung etc von Arsentrisulfit.

Was die Figur anbelangt: Die ist doch reine Interpretation, die typische Gefahr des Faktoits bei solchen Rekonstruktionen. Die muss doch gar nicht gesessen haben.

H:
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon Segestes » 17.11.2012 19:21

@ulfr
Stimmt hast recht, habe ich falsch in Erinnerung gehabt, muß scheinbar mal die älteren Ausgaben von AiD mal wieder ausbuddeln.
So aus Neugierde, da von "Rauschgelb" bzw. "Arsentrisulfit" gesprochen wurde, ist das nicht eigentlich Auripigment? Ich kenne das bis jetzt nur unter den Namen Auripigment, und wird meist auch unter den Namen angeboten.
Ist aber rein aus Interesse, da ich lange Zeit für eine andere Darstellung mit alten Pigmenten gearbeitet habe.
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon Joze » 17.11.2012 21:43

@Patrick: hast recht, die Funde liegt auf der Ausstellung im Raum mit den vielen M Lt Funden zusammen, beim Thema "Keltische Ornamente" aber doch in der Ecke, wo auch weitere S Lt Funde sind (und nicht dort, wo andere für die M Lt typische Funde sind, dazwischen sind die Türe).
Also: S Lt Ecke/Wand = Hirsche - Türe - weitere M Lt Funde wenn man diesen Wandplannung betrachtet (und weiter im Raum stehen andere S Lt Funde so wie der Gundestrup Kessel in der Mitte und weitere typische S Lt Keramik).
Obwohl doch, wenn man die S Lt Keramik anschaut (ausgestellt in dem selbem Raum - Wand gegenüber), sind die grösse Gefässe sehr reich ornamentiert auch mit den Kreisformen (habe Fotos).
Es ist auch alles im Katalog abgebildet.
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon hugo » 18.11.2012 14:22

Ulfr, herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Kopie. Es hat mich besonders erfreut, dass niemand versuchte, die Böcke um einen Gundesdrupcernunnos -der wahrscheinlich gar keiner ist- oder ähnliche "naheliegende" Darstellungen zu ergänzen. Für die Ausstellung "Kelten digital" in Stuttgart wurden exakte Dendrodaten für die Viecher von Fellbach-Schmiden zerstörungsfrei erarbeitet. In der Ausstellung war auch meine Uraltumzeichnung der Schwertscheide von Mihovo zu sehen, auf die ich heute nicht mehr so stolz bin. Immerhin machte ich für die jacobsthalschen antithetischen Pferde Böcke wahrscheinlicher. Für mich ein schönes Beispiel dafür, dass Objekte viel häufiger nach Abbildungen als nach persönlicher Autopsie beurteilt werden und kunsthistorisch "bedeutende" Geistesergüsse nach sich ziehen.
http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=4&cad=rja&ved=0CDEQtwIwAw&url=http%3A%2F%2Fvimeo.com%2F3986307&ei=ftqoUIP9OsrItAawnoCQAw&usg=AFQjCNEsO_C8umIHGnKrUylFFNjsuEQ2Sw
Den Hirsch find auch ich spannender als die Böcke und die Puzzlelösung genial. Gibt es einen Vergleich Deiner Arbeitsspuren mit den Originalen?
Jedenfalls ist es ein guter Grund wieder mal nach Stuttgart zu kommen. Die anderen Exponate reizen mich natürlich auch ein bisschen. Bei Erwin hab ich mich schon unverbindlich angemeldet.
Gruß
hugo :glauberger:
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Re: Keltenhirsch von Fellbach-Schmiden 2.0

Beitragvon ulfr » 19.11.2012 10:00

hugo hat geschrieben: Gibt es einen Vergleich Deiner Arbeitsspuren mit den Originalen?


Das ist meines Wissens nicht geplant. ich weiß aber auch nicht, inwieweit auf der Oberfläche des Originals noch sicht- und interpretierbare Arbeitsspuren erhalten sind. Meine Kopie habe ich, wie im Film zu sehen, zuerst mit einer scharfen Messerklinge abgezogen und anschließend noch mit einem Sandstein geschliffen, vom Schnitzen sieht man auch hier fast nichts mehr.
Wäre aber bestimmt interessant.
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Pigmente

Beitragvon imoen » 20.11.2012 13:25

Hans T. hat geschrieben:Das mit dem "Rauschgelb" ist mir komplett neu. Das wäre m.W. nach der erste Nachweis eines "keltischen Pigments". Ist das irgenwo publiziert?

In der Ausstellung ist auch die Rede von gelbem und rotem Putz an dem großen Apsidenbau vom Mont Lassois. Leider steht im Begleitband nicht viel mehr drin.
http://www.uni-kiel.de/ufg/index.php?option=com_content&view=article&id=148&Itemid=176

In Wennungen in Sachsen-Anhalt wurde auch eine (allerdings rote) Wandbemalung von 600 v.Chr. ausgegraben
http://www.lda-lsa.de/nc/de/aktuelles/meldung/datum/2011/08/05/ein_grosses_puzzle
Und noch einige Bilder: http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/farbenfrohe-eisenzeit-17566/
In beiden Fällen weiß ich aber nicht, ob die Farbe an sich chemisch untersucht wurde.
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