7000 Jahre alte Steinzeit-Boote verrottet

Moderatoren: Nils B., Turms Kreutzfeldt, Hans T., Chris

Beitragvon Marcus R. » 13.03.2009 16:43

Es ist nicht zu fassen..!


Dem ist nichts hinzuzufügen, unglaublich.

Marcus
Marcus R.
 

Beitragvon Steve Lenz » 13.03.2009 16:59

Gibt es eigentlich keine Pflichtenhefte und Tätigkeitsnachweispflicht.

Geeignete Lagerräume nicht finden zu können kann ich schlichtweg nicht glauben. Wie lange wurde danach gesucht? Wo wurde gesucht?

Für mich sieht das nach sehr mäßigen Bemühungen aus!

Und mäßiges Interesse seitens Staatsanwaltschaft...
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Marcus R. » 13.03.2009 17:19

Das ist einfach eine "Riesen-Schlamperei"!

Hätten die Verantwortlichen im Mainzer Schifffahrtsmuseum angefragt, wäre auch eine Lösung gefunden worden.
Marcus R.
 

Beitragvon Jøran » 13.03.2009 17:48

Steve L. hat geschrieben:Und mäßiges Interesse seitens Staatsanwaltschaft...


Wære ich bei der Staatsanwalschaft, dann wuerde ich das Verfahren sehr
schnell einstellen. Wenn møglich noch in diesem Monat.
Jøran
 

Beitragvon Fridolin » 13.03.2009 19:41

Ich fürchte, da wird nichts mehr passieren. Vertuschen lässt sich zwar nichts mehr, aber das Ganze dürfte auch von Seiten der Archäologen auf gaaaanz kleine Flamme heruntergeschraubt werden. Warum? Recherchiert mal im Netz nach möglichen Verantwortlichen...

Fridolin
Benutzeravatar
Fridolin
 
Beiträge: 1127
Registriert: 05.12.2005 19:11
Wohnort: Franconia

Beitragvon ulfr » 14.03.2009 11:38

Das ist einfach eine unerträgliche Situation, die Träger, bzw die Ausführenden sind einfach erpressbar. Die Arbeit muss gemacht werden, mit Kulturgut oder Menschen kann man nichts absichtlich an die Wand fahren lassen, um endlich auf die Situation aufmerksam zu machen. Geht nicht.


Vielleicht hat sich aber auch jemand gedacht: "Geht doch!" und den Karren aus lauter Verzweiflung mal ganz laut an die Wand krachen lassen wollen...??

Hätten die Verantwortlichen im Mainzer Schifffahrtsmuseum angefragt, wäre auch eine Lösung gefunden worden.


Die Mainzer in Ehren , aber soweit hätte man gar nicht schauen müssen, ein paar Säcke simpler Zucker, Dachlatten, Silagefolie und ein Wäschesprüher hätten völlig ausgereicht, Materialkosten wahrscheinlich unter 1000,-, und leere Hallen/ Werkstätten dürften doch aus den Zeiten des Realexistentialismus massenhaft übrig sein und leerstehen.

"Dieser kurze Überblick über einige der in den letzten Jahren am Deutschen Technikmuseum Berlin durchgeführten Naßholzkonservierungen zeigt, daß selbst unter zum Teil improvisierten Bedingungen, die ja heute leider für eine Vielzahl der Häuser zum Alltag geworden sind, gute Erfolge erzielt werden können."

Zitat aus http://www.landschaftsverband-stade.de/koesling.html

ULFR
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
 
Beiträge: 5321
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau

Beitragvon Fridolin » 14.03.2009 12:59

Ich denke ebenfalls, dass die offizielle Begründung der heute zuständigen Staatsdiener für den Skandal - keine geeigneten Lagerräume und zuwenig Personal - nur vorgeschoben ist. Tatsächlich handelt es sich um eine gigantische Schlamperei!!!

Laut den Zeitungsberichten wollte man die Hölzer gefriertrocknen und anschließend mit Kunstharz stabilisieren, also konservieren. Abgesehen von den angeblichen fehlenden geeigneten Räumlichkeiten: Gibt es in Schwerin überhaupt eine entsprechend große Gefriertrocknungsanlage? Ich weiß es nicht. Ob für die vorgesehene Tränkung / Imprägnierung der Hölzer mit ?Kunstharz? eine eigene Apparatur (Vakuumtränkung?) gebraucht wird, weiß ich ebenfalls nicht.
Die Stralsunder Hölzer sollen sehr dünn (und entsprechend fragil) gewesen sein. Dafür eignet sich Volltränkung mit Zuckerlösung ebenso wenig wie die Tränkung mit PEG (Polyethylenglycol), die damit getränkten fragilen Hölzer werden einfach zu schwer. Und Zucker als Konservierungsmittel ist nicht ganz unproblematisch. Ein weiterer Nachteil einer ?Notkonservierung? ist, dass die Nachrestaurierung von schlecht konservierten Objekte oft wesentlich aufwendiger ist als eine ?vernünftige? Restaurierung bzw. Konservierung.

Welche Alternativen hätte man gehabt? Die frostsichere Lagerung unter angemessenen Bedingungen bis zur eigentlichen Konservierung. Also in Wasser, mit Fungiziden versetzt. Bottiche kann man mit Folien abdecken, vielleicht noch ein geeignetes Reduktionsmittel. (Luftsauerstoff).

Keine geeigneten Räumlichkeiten? Kann ich mir nicht vorstellen! Man hätte doch nur potentielle Sponsoren fragen können, wie viele Werften gibt es in MV eigentlich? Kein Personal? Für diese Tätigkeiten hätte man auch ehrenamltliche Mitarbeiter gewinnen können. Unter fachlicher Aufsicht natürlich.

Wie haben die Boote 7000 Jahre überdauert? Im Boden im Grundwasserbereich. Notfalls hätte man sie wieder vergraben können...

Wie oben bemerkt: gigantische Schlamperei. Die negativen Folgen für die Archäologie / Bodendenkmalpflege in ganz Deutschland sind abzusehen!

Fridolin
Benutzeravatar
Fridolin
 
Beiträge: 1127
Registriert: 05.12.2005 19:11
Wohnort: Franconia

Beitragvon Fridolin » 14.03.2009 14:14

Zu wenig Engagement der Politik für Kulturerbe
Bodendenkmalpflegern in Deutschland fällt es zunehmend schwer, die geborgenen Schätze für die Nachwelt zu erhalten.

http://www.mainpost.de/nachrichten/kult ... 84,5025628


Aha. Im Prinzip stimmt der Aufruf von Herrn Kunow. Aber was die Stralsunder Boote angeht, in deeem Fall hab ich meine eigene Ansicht...

meint Fridolin
Benutzeravatar
Fridolin
 
Beiträge: 1127
Registriert: 05.12.2005 19:11
Wohnort: Franconia

Beitragvon Steve Lenz » 14.03.2009 14:48

Auch hier zeigen sich mal die spontan-punktuellen "Lösungen" der Politiker: Kontinuierliches Facharbeiten anscheinend nicht finanzierbar, aber für das Jahr 2009 und einer Schlacht, die nach dem Verlierer benannt wurde, nur weil er Römer war, scheinen immense Gelder da zu sein.

Das ist wie bei einer Krankheit, bei der man die Symptome und nicht die Ursachen bekämpft. Alles was spektakulär ist und was schlußendlich Wählerstimmen bringt. Panem et circenses - allerdings mit einem großen Anteil an Pausenclowns.

Und immer zwischen Aktionismus oder Entschuldigung hin und her schwingen - aber Verantwortung zu übernehmen und zu den offensichtlichen Fehlern zu stehen und die Konsequenzen zu ziehen, da werden dann die charakterlichen Defizite sichtbar.

Das ist für mich doch ganz klar ein Fall von "Bevor ich mir die Butter vom Brot nehmen lasse, lasse ich?s eher verschimmeln!".
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Jøran » 14.03.2009 17:01

Fridolin hat geschrieben:Wie haben die Boote 7000 Jahre überdauert? Im Boden im Grundwasserbereich. Notfalls hätte man sie wieder vergraben können...

Wie oben bemerkt: gigantische Schlamperei. Die negativen Folgen für die Archäologie / Bodendenkmalpflege in ganz Deutschland sind abzusehen!


Leider ist das nicht so einfach, etwas wieder unter die Erde zu bringen.
Wahrscheinlich wären die Einbäume da unten bis heute verfault und völlig vergessen.

Und negative Folgen? Nein, dass sehe ich anders.
Wetten, dass nun die anderen Landesämter sich fragen: haben auch wir noch faulende "Einbäume" im Keller?
Ich gehe mal davon aus, dass die anderen Landesämter danach nun suchen werden. Wer weiß, was evtl. dadurch nun alles gerettet wird?!

Und die Öffentlichkeit bekommt neben "Next Germanys Topmodell" und "Schlag den Rab" und "Big Brother, die unendliche Geschichte" und "Dauerwerbesendungen mit gestöhne am Telefon" und "die dümmste Hausfrau Deutschlands" endlich mal wieder mit, wie ein Landesamt für das Landesschloß Feuerholz organisiert hat. Übrigens, war das doch nur
eine ABM-Aktion. Jetzt können die 1¤-Jober endlich loslegen und für das
Museum neue Einbäume schnitzen. Super, im Landesschloß brennt nun
ein warmes Feuerchen und die Besucher in der Hansestadt Stralsund können sich nun bald neue Einbäume ansehen.
Also, alles ist doch in Ordnung.


OK, neues Thema: was macht ihr am Ostern?
Also ich will...

:stop:

Ja OK, ich halte ja schon mein Mund...
Jøran
 

Beitragvon Bullenwächter » 17.03.2009 08:15

Es klingt wie eine Provinzposse:

Heute früh wurde im Radio auf NRD INFO berichtet, dass eine Gefriertrockungsanlage für die Einbäume nicht in der dafür vorgesehenen Halle aufgebaut werden konnte, weil das Schweriner Finanzamt dort Möbel lagerte (Wenn ich das gewusst hätte, hätte meine Doppelgarage dafür zur Verfügung gestellt)
:wut1:
Darüber gab es einen längeren Schriftwechsel mit dem Finanzamt. Der Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege will von alle dem nichts gewusst haben.
:argh:

Hier noch eine aktuelle Meldung vom 16.03.09:
http://www.archaeologie-online.de/magaz ... verrottet/
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
Benutzeravatar
Bullenwächter
 
Beiträge: 1564
Registriert: 05.12.2005 15:23
Wohnort: Halstenbek

Beitragvon Blattspitze » 17.03.2009 08:27

Auf seiner eigenen Website sagt das Landesamt nix dazu ...

Uuhh, mein ehemaliger Grabungsleiter von vor 20 Jahren während der Studentenzeit wird verantwortlich gemacht.

Marquardt
Benutzeravatar
Blattspitze
 
Beiträge: 2584
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

Beitragvon Steve Lenz » 17.03.2009 08:51

Bullenwächter hat geschrieben:Es klingt wie eine Provinzposse:

Heute früh wurde im Radio auf NRD INFO berichtet, dass eine Gefriertrockungsanlage für die Einbäume nicht in der dafür vorgesehenen Halle aufgebaut werden konnte, weil das Schweriner Finanzamt dort Möbel lagerte (Wenn ich das gewusst hätte, hätte meine Doppelgarage dafür zur Verfügung gestellt)


Echt ein Hammer. Da werden wissenschaftliche Räumlichkeiten als Lager verwendet. Hier hat die Amtshilfe wohl bestens funktioniert!?
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon ulfr » 17.03.2009 10:00

Das ist keine Provinzposse, das ist ein handfester Kulturskandal ersten Ranges, und ich werde mich jetzt besser schnellstens von der Tastatur entfernen, bevor .....
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
 
Beiträge: 5321
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau

Beitragvon Bullenwächter » 17.03.2009 10:55

Wie wäre es, wenn wir von der Forengemeinschaft ein Protestschreiben an das Landesamt forumlieren, in dem wir unseren Ärger, unsere Besorgnis zum Ausdruck bringen
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
Benutzeravatar
Bullenwächter
 
Beiträge: 1564
Registriert: 05.12.2005 15:23
Wohnort: Halstenbek

VorherigeNächste

Zurück zu Antiker Schiffbau & Nautik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast