von LS » 04.11.2011 11:37
Hallo,
mal als Kurzkritik:
Als Gesamteindruck war es soweit ok, besonders Ulfr glanzvoll (die Inuit im Kino, und hier besonders die alaskischen, rissen sich bei den bizarren Klängen seiner Flöte verzückt die Kleider vom Leib). Ansonsten erstaunten einige Details - sofern einen die Sorglosigkeit von Filmemachern noch erstaunen kann, die immerhin mit Budgets jonglieren, von denen der Archäologe nur träumt... Aber die dreidimensionale Einsicht in die Höhlenarchitektur und die Bilder selbst sorgen schon dafür, dass man nicht den Eindruck hat, umsonst ins Kino gegangen zu sein.
Leider erschöpfen sich damit weitgehend die positiven Eindrücke. Die Ausleuchtung mit drei Kaltlichtlampen lässt den Eindruck, die die Höhlenarchitektur mit flackernden Talglampen erzeugen würde (und mit elektrischen Kaminlichtern leicht simulierbar wäre), eben meist nur erahnen. Die so entstehenden beweglichen Effekte auf den Wänden blieben damit weitgehend aus. Auch Herzogs Audiokommentare zeugen oft davon, dass er sich eben nicht sehr tiefschürfend in der Materie auskennt. Es ist ungefähr so, als würde Peer Steinbrück das Schachspielen erklären: oberflächlich gesehen mit erheblichem Pathos rübergebracht, aber dem Kenner bleibt bei soviel über den Fettnäpfenschweben der Mund offenstehen. So gesehen nur folgerichtig, dass die Hausnummern für die Verortung der vermeintlich nur dem Aurignacien zuzuschreibenden Kunst von 25.000 (einzelne Holzkohlen) bis 40.000 (O-Ton Conard) unaufgelöst stehen bleiben. Auch Vergleiche mit Venusstatuetten des Gravettiens werden nicht entsprechend gewichtet. Dem Zuschauer, der sich nicht selbst mit der Materie beschäftigt, wird damit ein Potpourri aus Zahlen und Fakten angeboten, bei dem er letztlich nur folgern kann, archäologische Details seien eben nicht so wichtig, solange die wahnsinnig positiven Schwingungen rüberkommen. Aber jede(r) kann gern selbst entscheiden, was ihm/ ihr davon gefällt.
Grüße, L.