von Medivh » 28.10.2020 16:41
Das Bestreben Herkunftsorte zu bestimmen ist klar nachvollziehbar. Dies scheint mir aber anhand eines leider doch „nur“ kleinen Ausschnitts des Schlachtfeldes derzeit nicht mit absoluter Sicherheit möglich. Hier ist ja auch zu beachten, dass leider immer nur ein kleiner Teil von Knochen und Zähnen beprobt wird sowie nur ein geringer Teil der Ausrüstung respektive mitgeführten Sachen gefunden wird. Wie im hiesigen Fall haben wir zumeist nur wenige Indizien für die Herkunftsorte. Folglich können wir somit nicht für alle geschätzten 2000 bis 5000 Individuen repräsentative Werte haben, die uns etwas über die verschiedenen Herkunftsgebiete oder den einen gemeinsamen Herkunftsort verraten.
Es ist ja z. B. auch nicht auszuschließen, dass sich Einheimische mit Menschen beispielsweise aus dem Süden verbündeten, um sich den ungeliebten Nachbarn zu entledigen und somit keine „Invasion aus dem Süden“ vorliegt. Auch hier könnten z. B. eventuell neue lohnenswerte Handelsabkommen geschlossen worden sein. Zudem könnten beide Seiten auch Söldner angeheuert haben. Ein Indiz hierauf könnten ja die Individuen mit verheilten Wunden aus früheren Schlachten sein. Interessant ist auch die These, dass es sich um eine (Handels-)Karawane gehandelt haben könnte. Auch hier ist wiederum sowohl eine eventuell hohe Anzahl an einheimischen sowie nicht einheimischen Individuen nicht auszuschließen. Ein paar Ausreißer sind natürlich nicht als ungewöhnlich anzusehen, aber mir stellt sich die Frage wie viele der nicht untersuchten Individuen vielleicht doch auf eine anderweitige Herkunft respektive diverse Herkunftsorte hindeuten könnten. Leider wirken solchen Analysen die Kosten sowie – wenn auch nicht in diesem Fall – die Erhaltungsbedingungen oft entgegen, sodass man sich klar für eine mehr oder weniger repräsentative Auswahl an zu beprobenden Material entscheiden muss.
Ich denke mal, dass wir uns hier noch auf diverse spannende Artikel freuen können.
Alt ist man erst, wenn man zum Archäologen überwiesen wird.
Daniel Richardt, M. A.
Volontär beim Landesamt für Denkmalpflege - Baden-Württemberg