"erste plausible Theorie zur Erfindung der Achse mit Rä

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"erste plausible Theorie zur Erfindung der Achse mit Rä

Beitragvon Blattspitze » 18.01.2011 08:29

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Beitragvon ulfr » 18.01.2011 12:14

Wirklich die erste? (Irre ich mich, oder ist die Überschrift Deines Posts mit einem gewissen Augenzwinkern zu lesen?)

Schon 1896 entwickelte der Völkerkundler und Wirtschaftstheoretiker Eduard Hahn die Theorie, dass sich Achse und Wagenrad vom Gebrauch des Spinnwirtels herleiten ließen:

Hahn, E. 1896: Demeter und Baubo: Versuch einer Theorie der Entstehung unseres Ackerbaus, Lübeck

Zu mehr Theorien siehe auch:

Treue, W. 1986: Achse, Rad und Wagen. Göttingen: Vandenhoek&Ruprecht

Piggot, S. 1983: The Earliest Wheeled Transport. London: Thames and Hudson

Vosteen, M. 1999: Urgeschichtliche Wagen in Mitteleuropa: Eine archäologische und religionswissenschaftliche Untersuchung neolithischer bis hallstattzeitlicher Befunde. Rahden: VML

Köninger, J. et.al. (Hrsg.) 2002: Schleife, Schlitten, Rad und Wagen. Hemmenhofener Skripte 3. LDA Ba-Wü
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Beitragvon Fridolin » 18.01.2011 12:29

Danke, Ulfr, Du warst schneller.

Viele Grüße

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Beitragvon LS » 18.01.2011 21:44

Das erinnert mich doch frappierend an die wirklich allererste Einführung des Rades:
http://www.youtube.com/watch?v=OORnMYoWX9c

Gruß L.
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Beitragvon Thomas Trauner » 18.01.2011 21:45

Ist das nicht ein bißchen von hinten übers Knie ins Auge gedacht ?

Erstmal lässt sich bislang kein "erstes" Rad feststellen, nach der momentanen Publikationslage scheint das Rad im 4.Jt. mehrfach erfunden worden zu sein. Da müssten ja demnach dort, wo diese Pumpenbohrschwungscheiben vorliegen (leider schreibt der Autor nichts über die Fundorte...) ja auch die ältesten Räder herstammen...

Und brauche ich Schwungräder um auf die Idee des Rades zu kommen ?
Reicht nicht ein Baumstamm ? Reicht nicht der normale, gesunde Menschenverstand ?
Was ich für das Rad und den Wagen brauche, sind Wege. Und Wege brauche ich nur, wenn ein bestimmter Grad an Aufsiedelung einer Gegend erreicht ist. Dann brauche ich die Notwendigkeit, Material zu transportieren, also entsprechenden Bau- und Ackerbetrieb.
Und ich brauche verwendbare Saumtiere. OK, die Frau tut´s auch :shock: :D , aber sinnvoll ist ein etwas kräftigeres, folgsameres Lebewesen schon. :D

Kurz: Mir geht das wieder zu arg in die rein "technische Evolutionsrichtung".
Gezielter Fortschritt, "missing links" (hier Schwungscheibe), aufbauende Entwicklung.....
Ich hab da so mein Problem mit.
Das Rad - na ja, dass rund rund läuft ist jetzt nicht gerade eine Einsteinsche Eingebung. Was ich brauche, ist eine nutzvolle Verwendung und eine gewisse Notwendigkeit. Dann läufts. Vorher stehts nur rum....

Denke ich....

Thomas
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Beitragvon ulfr » 19.01.2011 10:46

Der Pumpenbohrer (Dreule) ist m.W. auch erst für das Mittelalter nachgewiesen, diese ovalen Plättchen (genau, Fundort??) können alles mögliche sein.
Außerdem gefällt mir dieses Mehrfach-um-die-Ecke-Konstrukt nicht: Dreule in der Steinzeit, das mag ja noch hingehen, aber mir ist nicht klar, warum runde Scheiben schwieriger herzustellen sein sollen als eckige. So genannte Rondelle aus Schiefer mit einem Loch (rund) in der Mitte tauchen schon in Gönnersdorf (Renjägerzeit) auf. Die lassen sich trotz runden Loches gut auf einem Holzstab befestigen, dazu braucht es kein eckiges Loch. Die Spinnwirtel späterer Epochen haben trotz gleicher Funktion (Schwungmasse, auf eine Spindel aufgesteckt) auch keine eckigen Löcher. Und dann wird noch das Spiel oder eine Zwischenlagerung (?) bemüht, bei der dann plötzlich statt einer Schwungmasse gleich vier! und völlig zweckentfremdet an der Spindel befestigt werden - hmmmm - wie Thomas schreibt: mir ebenfalls ein kleines bisschen zuviel durch die Brust ins Auge.
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Beitragvon Blattspitze » 19.01.2011 13:13

Hier noch die Elfenbeinscheiben aus den Sungir-Bestattungen (nicht wirklich paarweise gefunden), bislang als Lanzenbestandteil interpretiert:
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