@kromagnon ? danke, du bringst es m.E. auf den punkt.
Auch der link:
http://www.nature.com/nature/videoarchi ... oricpinup/
mit der Bezeichnung ?prehistoric pin up?, ausgerechnet von ?Nature? ist schon ein wenig doof.
Vor allem wenn man bedenkt, dass sie nicht ?pin up? war, sondern vermutlich eher ?hang up?
@marquardt ? ohne mich mit Hans unterhalten zu haben, aber ich denke, er macht sich halt nur an der offensichtlich allzu oberflächlichen und schon ein wenig sexistischen populären Berichterstattung fest. Wie immer in Forendiskussionen fehlt halt der sonstige nonverbale Ausdruck. Das ist bestimmt und beleibe nicht irgendeine Kritik am Fund oder an der korrekten wissenschaftlichen Betrachtungsweise.
Das Problem ist einfach, dass durch eine solche, doch recht einseitige Betrachtung gleich nach Fundvorstellung die Diskussion in eine bestimmte, noch dazu unsachliche Richtung gelenkt wird.
Und das ist wirklich schade.
Gerade bei diesem Jahrhundertfund.
Ich denke, wir sind uns alle noch nicht so recht über die kulturhistorische Bedeutung bewusst. Immerhin ist es die älteste bekannte menschliche Darstellung.
Erlaubt mir meine Gedanken zum Objekt:
Ich bin sehr, sehr erstaunt ob des Alters und der ikonographischen Ähnlichkeit, wenn nicht sogar Gleichheit zu den gravietten/pawlovien-zeitlichen anderen Venusii/Venuse/Venussen
Da liegt der Verdacht einer kanonischen Darstellung schon recht nahe.
Was auch neu ist, ist dass diesmal eine ?Funktion? des Artefakts, nämlich ein Anhänger diskutiert werden kann.
Mir kommt da schon der Gedanke des ?persönlichen Besitzes?, und eben nicht eine ?Göttin? für eine ganze Gruppe.
Die Kopflosigkeit weist m.E. auf eine depersonalisierte Weiblichkeit hin, also eher auf ?die Weiblichkeit? als solche.
(Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass auch im Aurignacien der Kopf, das Gesicht erstes Merkmal einer individuellen Person war.)
Wobei mir auch durch den Kopf geht, ob der (nicht mehr vorhandene) Kopf der Figurine nicht vielleicht auch beweglich angebracht war. Ich beziehe mich dabei auf diese Elfenbeinerne, männliche Gliederpuppe aus Tschechien, Fundort fällt mir jetzt nicht ein..)
Also: Kanonische Darstellung, depersonalisiert, persönlicher Besitz.
Assoziationen: Amulett, Nahrungsreichtum, Fortbestand der Gruppe, Schönheitsideal, doch auch Sexualobjekt, oder sonst eine geistige Bedeutung, die sich uns nicht mehr erschließt.
Als Beispiel: Owen zitiert in ihrem Buch ?Distorting the Past? (siehe gleichzeitigen Threat zu ihrem Buch), dass eine Inuit-Gruppe glaubt, dass die Frau in der Gruppe die Jagdtiere anlockt, der Jagderfolg also von der Frau des Jägers abhängt, nicht vom Jäger selbst.
Muss mann erst mal drauf kommen....
Sagen die Begleitfunde eigentlich irgendwas ?
Thomas