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BeitragVerfasst: 26.04.2009 12:28
von Blattspitze
Soweit ich weiß, standen die Darstellungen aus La Marche frühzeitig unter Fälschungsverdacht. Bei neuen Höhlen und Kleinkunst ein üblicher schnell geäußerter Verdacht. Allerdings gibt es zahlreiche auch jüngere neue Untersuchungen und alle aktuelleren Arbeiten gehen von der Echtheit aus. Die Ritzungen auf den Platten wären bei mikroskopischen Untersuchungen auch gut als Fälschungen zu erkennen. Gerade das Ungewöhnliche eignet sich meiner Ansicht nach schlecht für gute Fälschungen, da sofort damit Verdacht erregt wird und der Fälscher weiß, dass er genaueste Untersuchungen provoziert. Ich vertraue daher hier den Spezialisten und gehe von der Echtheit aus.

Andere Menschendarstellungen aus dem Jungpaläolithikum (mit dem ältesten Smile, sieht irgendwie auch sehr modern aus?):
Bild
(aus Lorblanchet, M. (2000): Höhlenmalerei.)


Der ?Römer? aus La Marche in ganzer Schönheit:
Bild
(aus Bosinski, G. (1989): Die große Zeit der Eiszeitjäger. In:
Jahrbuch des RGZM 1987, Teil 1, 1- 142.)


Einige Damen aus La Marche komplett und in ?voller? Größe:
Bild
(aus Bosinski, G. (1989): Die große Zeit der Eiszeitjäger. In:
Jahrbuch des RGZM 1987, Teil 1, 1- 142.)

Wie wäre es mit Rekonstruktionsvorschlägen für die Kappen? Warum ist der breite horizontale stirnbandartige Streifen so deutlich abgesetzt? Anderes (andersfarbiges) Material? Oder umgekrempelt und über die Ohren herabziehbar? Es sollen auch Stiefel bei La Marche abgebildet sein, die am oberen Schaftende einen (pelzartigen ?) umlaufenden Besatz zeigen, aber das wurde mir vor Jahren nur mal erzählt, keine aktuell durch Abbildungen belastbare Aussage.
Marquardt

BeitragVerfasst: 26.04.2009 12:53
von Steve Lenz
Ich mache mal einen von den wenig beliebten ethnologischen Vergleichen:

Bei den Skythen war manche "phyrigische" Kappe aus dem Skrotum eines Stiers gefertigt. Die Kappe aus dem Magdalenien vielleicht auch aus Material von Großboviden? Ovibos moschatus?

BeitragVerfasst: 27.04.2009 09:05
von ulfr
am oberen Schaftende einen (pelzartigen ?) umlaufenden Besatz


Könnte sein, dass es Fellstiefel sind, die am oberen Ende einfach umgekrempelt wurden.

Das Thema Kappe/Stirnband hat schon Anne Scheer in ihrer Rekonstruktion der Kleidung von Sungir ins Gespräch gebracht, aufgrund der Perlen, die aufgereiht auf dem Schädel lagen.

Bild

Quelle: Eiszeitwerkstatt. Museumsheft 2, Urgeschichtliches Museum Blaubeuren, S. 62

BeitragVerfasst: 08.05.2009 11:37
von Trebron
Wenn ich mir die Bilder so anschaue, fallen mir spontan die 5 AYLA - Bücher ein.... Flachschädel usw.
Wenn die Bilder echt sind, gibt das schon zu denken.

Und hier genauso: http://www.iabrno.cz/agalerie/aagalery.htm

:neandi: Trebron

BeitragVerfasst: 08.05.2009 13:07
von ulfr
Was meinst Du? Neandertaler-Portraits? "Flachschädel" werden bei Auel die HN genannt. Die Bilder stammen aber aus dem Magdalenien, da war der HN schon lange von der Bildfläche verschwunden...

BeitragVerfasst: 08.05.2009 15:09
von Trebron
Das ist schon richtig, die ein oder andere abgebildete Kopfform könnte dennoch einen Flachschädel abgeben, oder gut erhaltener Nachfahre von "gemischten Geistern":D
Wenn ich mir den Russen Walujev http://www.stern.de/sport-motor/sportwe ... 36707.html
anschaue, ist der Neandertaler immer noch präsent :D

Trebron

BeitragVerfasst: 08.05.2009 19:01
von Steve Lenz
Google mal nach Sebastien Chabal, Trebron. :twisted:

Re: Gesichter aus dem Magdalenien

BeitragVerfasst: 06.11.2018 16:36
von Blattspitze
Hier aktuelles zu den Menschen-Darstellungen aus der Höhle von La Marche:
https://www.degruyter.com/downloadpdf/j ... 8-0015.pdf
Abstract:
In this paper, we have explored the possibility of assigning the humanthemed engravings from La Marche to their authors, according to the method outlined by J.M. Apellaniz in the 1980s. The method employed here follows the first of the three stages postulated by Apellaniz: macroscopic observation, microscopic analysis and experimental protocol. From our study emerged a pattern of five groups and sixteen hands at work in this site. We believe, therefore, that it is possible to speak of La Marche as an “art workshop”, where portable art was produced and taught.

Aus Schweden meldete man vor 3 Jahren den m.W. letzten Fälschungsverdacht:
In 1937 various Palaeolithic finds were made in the cave of La Marche in southwestern France.Two years later numerous incised drawings, allegedly of the same origin, appeared and were shown to a collector, Léon Pale, who published them. Many of these images are very different from other Palaeolithic drawings, showing human figures, not least women, with clothing and vivid facial expressions, as well as an elephant. This paper argues that the drawings from La Marche, which are sometimes cited in current literature on cave art, are fakes.

http://samla.raa.se/xmlui/bitstream/han ... sAllowed=y