Zitat : „
Zur These, dass davor und danach steife Bronzepanzer das Bild prägten, möchte ich mal fragen wie es mit Gebrauchsspuren bei diesen Obejekten aussieht, da sie mir ausschließlich als Prunkgegenstände bekannt sind. Gerade, dass die römischen Legionäre scheinbar eher weniger im Glockenpanzer dargestellt werden, sehe ich hier als Argument, weil an Geld für Waffen fehlte es denen nicht.“
Na ja – da liegt das Problem. Mal abgesehen davon, dass römische Panzer wg. des Zeitunterschieds von 400 Jahren ein schlechtes Beispiel wären: Es gibt eigentlich auch keine Originalstücke an Muskelpanzern aus dem Griechischen, Makedonischen, Magna-Gräzischen oder Römischen Bereich. Zumindest keine normal publizierten, Stand Herbst 2009...Bruchstücke ja, die stammen, so weit ich weiß, aber von Statuen.
Im Prinzip kennt man die Muskelpanzer nur aus Abbildungen.
Deshalb ja auch diese ellenlange Diskussion über die Existenz von Lederpanzern. Die ersten Publizisten der Trajanssäule konnten sich nicht vorstellen, dass die dort gezeigten Muskelpanzer tatsächlich aus Metall waren und postulierten Lederpanzer, genauso wie für die Segmentpanzer.
Die Dinger waren aber aus Metall, Grababbildungen z.b. der Etrusker zeigen, dass die Muskelpanzer frei stehen konnten und „goldfarbig“ dargestellt werden, in der gleichen Farbe wie Beinschienen, Helme und Schilde.
Vor den Leinenpanzern gibt es die Glockenpanzer der UK und aus HA C/D. Die sind definitiv aus Bronze, zeigen keine Gebrauchsspuren oder gar Kampfspuren.
Ob diese oder die griechisch/römischen späteren Stücke jedoch nur ausschließlich Prunkgegenstände waren, ist nicht einfach so zu postulieren.
Man kann lange darüber diskutieren, warum die Muskelpanzer bei den Makedonen und danach bei den Römern eine Renaissance erlebten.
Ich tippe da ganz arg auf „griechische Tradition“, sowohl die Makedonen als auch die Römer wollten unbedingt und mit allen Mitteln in griechischer Tradition stehen. Man erkennt dies an den generell historisierenden Ausstattungen der Offiziere oder der kaiserlichen Leibgarden. Dass das ganze dann durch Byzanz sogar noch bis ins frühe Mittelalter tradiert wurde ist noch eine andere Frage. Vor allem eine der Abbildungstradition.
Ich denke, die Leinenpanzer waren sausteif. Nicht nur aufgrund von Abbildungen, sondern auch aufgrund figürlicher, auch keltisch/magna-gräzischen Darstellungen. Diese Zusatzpanzerung am Rücken, die bislang nur in der Keltike dargestellt wird, ist m.E. nicht einfach abgestepptes Leinen.
Ich denke, nur weil uns irgendwie der richtige Leim fehlt, ist das noch kein Grund für ein Postulat in Richtung „vernäht“. Ebenso sind ja die Pteryges sehr, sehr unbeweglich. Gerade diese sollten ja wohl mehr einen Schlagschutz bieten. Abgesteppt würden sie aufgrund ihrer Beweglichkeit nur wenig nutzen, auch nicht gegen „zufällige“ Schläge.
Genau deswegen wird deswegen häufig „Leder“ als Material“ postuliert.
M.E. nicht nötig, wenn sie ebenso wie der Thoraxpanzer aus versteiftem Leinen bestehen.
Möglicherweise gilt dies nicht für römisch/byzantinische Ausstattungen für den Muskelpanzer. Dort nimmt man gerne ein Ledernes Untergewand incl. Leder-Pteryges an. Was zu diskutieren wäre....
Aber für unser Problem, die Rekonstruktion eines keltischen Leinenpanzers genügt m.E. die Annahme von versteiftem Leinen für alle einzelnen Bestandteile des „Leinenpanzers“.
Ich tippe hierbei immer noch auf Knochen/Hautleim, weil dieser flexibler bleibt.
Thomas