Verzierter neolithischer Bogen aus der Schweiz

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Verzierter neolithischer Bogen aus der Schweiz

Beitragvon FlintSource » 12.01.2011 20:18

Das verspricht interessant zu werden: Bei der Grabung Opera in Zürich ist ein mit Rinde verzierter Bogen gefunden worden. Und wenn das nicht genug ist, die Rinde ist möglich mit Knochenleim verklebt.
Der fund soll morgen in einer Wissenschaftssendung im schweizerischen Fernsehen präsentiert werden.

Erste Meldung von der Uni Basel hier:
http://www.unibas.ch/index.cfm?uuid=75BD1276D96D7A940F05E8826C5D69B4&type=search&show_long=1

Ankündigung der Sendung:
http://www.sendungen.sf.tv/einstein/Nachrichten/Uebersicht (erstes Item)

Grüßen,
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Beitragvon FlintMetz » 12.01.2011 21:21

Uiiiii - ein Sahnestückchen! Der absolute Wahnsinn.... aber es würde mich nicht wundern, wenn Knochenleim älter als 3500 ist. Schließlich hatten DIE ja, im Gegensatz zu den meisten von uns heute, noch echte Knochen beim Kochen im Topf :D

Da bin ich schon gespannt, was da noch kommt. Jedenfalls vielen Dank für den Hinweis!

Robert
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Beitragvon Blattspitze » 13.01.2011 09:12

Wow, worauf beruht wohl die Einschätzung, das "Knochenleim" genutzt wurde?
Kann die Sendung leider nicht sehen, könnte bitte die jemand die wesentlichen Infos hier posten, danke!
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Beitragvon Chris » 13.01.2011 10:49

meint hier Knochenleim mal wieder nur allgemein "Glutin-Leim" oder gehts tatsächlich um Glutin-Leim aus Knochen??
könnte ja auch Fischleim oder Hautleim gewesen sein - der ist wesentlich einfacher herstellbar...
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Beitragvon Kurt A. » 13.01.2011 11:02

Ich hab ja das Original schon ganz aus der Nähe gesehen, möcht' aber den zuständigen Verantwortlichen nicht das Wasser abgraben. Deshalb fass' ich mich mal kurz: Ich hab an dem Fund verschiedene dünne Rindenstücke beobachtet, die um den Bogenstab gewickelt waren. Birkenteer hab ich keinen gesehen; daher werden die Fachverantwortlichen mal einen transluziden Klebstoff postuliert haben. Analysen gibts meines Wissens noch keine (ich bin da aber auch nicht direkt an der Informationsquelle). Es kann MEINES ERACHTENS also auch Harz oder wie Chris geschrieben hat auch irgend eine andere klebrige Substanz als Klebstoff verwendet worden sein. Das ist einstweilen mal offen... Vielleicht weiss Mela mehr?
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Beitragvon TZH » 13.01.2011 19:02

Hab gerade die Sendung auf 3sat gesehen; schöne Sachen, bin sehr gespannt. Auch wegen die Frage warum die Knochen so glänzen.

:)

Zoltán
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Beitragvon Hans T. » 13.01.2011 20:21

Ich denke, hier ist der Begriff Knochenleim mal wieder als Gattungsbegriff verwendet worden, nicht im Sinne eines technischen Verständnisses eines "echten" Knochenleims. Den würde ich für die Steinzeit nun wirklich nicht fordern wollen, da reichen, wie Chris ja schon schreibt, Glutinleime anderer Genese völlig aus.

H
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Beitragvon LS » 15.01.2011 11:50

Moin,
wenn da jemand einen wissenschaftlichen Artikel dazu findet, würd ich mich über ein Posting freuen.

Gruß L.
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Beitragvon Mela » 15.01.2011 18:47

Keine Angst, das wird schon noch publiziert - aber jetzt müssen wir erstmal die Grabung abschliessen, nicht wahr? :wink:

Ich hatte gemeint gehört zu haben, dass erste Voranalysen da sind... Aber komplett ohne Gewähr.

Die Knochenartefakte lassen mir auch immer gleich das Wasser im Mund zusammenlaufen - die sind toll!

Liebe Grüsse

Mela
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Beitragvon Manu » 15.01.2011 19:05

Ach Mela, du machst es echt spannnnnnnnnnnnnend ...
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Beitragvon Kurt A. » 19.01.2011 19:40

Hallo allerseits. Endlich ist die Sendung auch online abrufbar (mit schönen Bildern des Bogens...). Allerdings wird in den Interviews Schweizerdeutsch gesprochen (na dann hoffen wir mal, dass ihrs versteht... :lol: :lol: :lol:):

http://www.videoportal.sf.tv/video?id=7 ... 69f50cbdc4

Viel Spass und Gruss aus der Schweiz!

(nebenbei: Man beachte, dass sich der Grabungsleiter selber sehr vorsichtig zur Frage des Klebstoffes äussert...).
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Beitragvon Hans T. » 19.01.2011 19:51

Interessant! Wobei der Biologe sich tatsächlich nicht direkt dazu äußert, ob Knochen- oder anderer Leim auf tierischer Basis.

Was das schwyzerdütsch anbelangt, war ich besonders überrascht, wie gut ich den Grabungsleiter ( namens Niels, ein besonders alter und traditioneller schweizer Name) verstanden habe... :D
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Beitragvon Blattspitze » 20.01.2011 07:24

Sehr interessant!
Könnte ja auch ein anderer Kleber als auf tierischer Basis sein?
Als wenn nur Birkenpech oder "Knochen-, Fisch-", etc. "-leim" in Frage kommt.
Was für eine Rinde ist das bloß?

Spannend auch die Kunstharzkonservierung / Dünnschliffdoku der Sedimenteprofile.
Ist ja eigentlich nur die logische Fortsetzung der Verfeinerung der Dokumentation. Ich frage mich, ob/was bei Blockbergungen einzelner Qadratmeter und ihrer Ausgrabung unter Laborbedingungen bei Siedlungs- (und z.B. auch bei Höhlen-) -grabungen festgestellt werden kann.
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Beitragvon FlintMetz » 20.01.2011 08:13

Was man auf den Bildern so sieht, könnte es evtl. Kirschrinde sein, was auch heute noch gelegentlich beim Bogenbau verwendet wird. Ist aber nur eine sehr spekulative Vermutung. Außerdem hab aber keine Ahnung, wie es zu der Zeit mit den Prunus-Wildarten in Mitteleuropa ausgesehen hat, denn domestiziert waren die zu der Zeit sicher noch nicht.

Schöne Grüße...

Robert
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Beitragvon ulfr » 20.01.2011 11:07

Könnte tatsächlich Kirschbaumrinde sein, ist aber auf die Entfernung schwer zu sagen. Wildkirsche ist über die Kerne, die zu Schmuck verarbeitet wurden, z.B. von Pfyn nachgewiesen, aber nur sehr sporadisch.
Tolle Grabung, man bekommt direkt Lust, sich selbst "reinzuknien" :D
Grüße an Steffi, Jörg, Niels etc.
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