von ulfr » 07.01.2010 17:35
Thomas Marcotty (Pfeil und Bogen, 1958) schreibt:
Die übrigen Germanenvölker blieben jedoch dem Bogen abhold, schon weil ihre Anschauung von Kampfmoral und Ethos die Weite eines Bogenschusses nicht umgreifen konnte. Die blauäugigen Krieger wollten das Weiße im Auge des Gegners sehen und Brust an Brust mit ihren Widersachern ringen, denn erst die rauhe Kraftfülle des Nahkampfes verhieß den Kämpen Ruhm, Bestätigung und Lob der Ehefrauen. Die ihnen angemessene Waffe war der eschene Stoßspeer. Für den Bogen, der seine Beute lautlos über lange Strecken tötet, fehlte den blonden Riesen das Verständnis. Der Pfeil schien ihnen tückisch und unwürdig eines wackeren Kriegers.
Am Beispiel Griechenlands kann man beobachten, wie ein Volk langsam zu einem neuen Waffenethos übergeht und in die Dimensionen des Bogens hineinwächst. Den Griechen der Frühzeit galt der Bogen ebenfalls nicht viel. Wie die Germanen strebten sie zum Nahkampf, zum Duell und waren in der Kunst des Schießens kaum bewandert. Die griechischen Bogenschützen waren damals "in ihrem Handwerk so unfähig", erzählt Prokop, "daß sie nur nach der Brust die Sehne spannten und kraftlose Pfeile schossen, wert, von denen selbst, welche sie trafen, verspottet und verlacht zu werden."
Hat die Begeisterung für die edlen Griechen, die sich hier in Deutschland Ende des 19. Jhd. breit gemacht hat, evtl. auf die Germanenrezeption dieser Zeit durchgefärbt? Die dann 1958 immer noch präsent war, wie man lesen kann?
Marcotty bringt jedenfalls keinen Nachweis für diese Behauptungen. Und auch sonst finde ich nichts .... *seufz*
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
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