Neol. Eibenholzkeule

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Neol. Eibenholzkeule

Beitragvon Blattspitze » 16.11.2008 18:38

Ein sehr schön erhaltener Fund:
http://www.ostfriesischelandschaft.de/a ... fehn04.htm
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Beitragvon Nordgau » 16.11.2008 21:56

Der "Zweck"...die Suche danach, macht arg Beschwer.
Das Ding wirkt "spielerisch".
Hat hier jemand Vermutungen zur Verwendungsmöglichkeit?
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Beitragvon Steve Lenz » 16.11.2008 22:50

Schnelle Schlagfolge.
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Beitragvon Blattspitze » 17.11.2008 14:03

Spielerisch? Ich weiss nicht recht, knapp 70cm lang, Kopfmaße 8,5x9,7cm? Ich habe das Stück mal massstabsgetreu ausgedruckt, - dass scheint mir doch ein vollkommen ernstzunehmender ?Einhänder? zu sein. Durch den seitlich ansetzenden Stiel sehr bequem im Gürtel zu tragen, da sind die Hände frei für Pfeil und Bogen. Erinnert an die stumpfe Seite von Ötzis Beil. Datierung Einzelgrabkultur, da waren doch in den Grabhügeln Felsgesteinstreitäxte und ?Keulenköpfe eine beliebte Grabbeigabe. Die waren auch nicht wirklich ?scharf? und mit Stiel überwiegend auch nicht schwerer. Ich hadere nur wieder mit der im Begleittext angedeuteten Interpretation ??ihr Träger als weltliches und geistiges Oberhaupt ??. Das erscheint mir doch überstrapaziert ?
http://webprojects.prm.ox.ac.uk/arms-an ... 84.12.154/
http://webprojects.prm.ox.ac.uk/arms-an ... 884.12.34/
Ich spiele mit dem Gedanken, mir eine derartige Keule zu basteln. Ich nehme an, die Stammmitte läuft mittig durch die Kugel. Frage an die Holzspezis: Wie trocknet man ein solches Werkstück am besten? Eibe reisst ja so schnell, besonders mit Stammmitte.
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Langsam trocknen

Beitragvon Trebron » 17.11.2008 14:18

Wenn Du frisches Holz nimmst, die Schnittenden mit Wachs oder Lack versiegeln, damit die Restfeuchtigkeit bei abgeschälter Rinde über die Außenseiten verdunstet.
Jedenfalls langsam trocknen !
Bei uns im Ort ist eine " Grünabfall-Sammelstelle" da muß ich morgen eh hin. Da liegen jetzt von Gartenumgestaltungen manchmal ganze Bäumchen am Stück. Mal sehen, ob ich da was finde.


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Beitragvon Blattspitze » 17.11.2008 14:30

Danke Trebon, aber abgelagertes trockenes Holz? Dann wärs ja fast kein Problem mehr. Nö, "ich will Spass sofort", also so wie`s aller Wahrscheinlichkeit auch damals war.
Ich habe für den Bogenbau vor vielen Jahren mal eine Ladung Eibenholzstämme bekommen, alle diejenigen, die wir nicht gespalten hatten, sind unbrauchbar radial gerissen.
Edit: Wer lesen kann ist klar im Vorteil, sorry, Deinen letzten Satz habe ich gar nicht richtig mitbekommen, vielen dank!
Langsam trocknen auf jeden Fall, aber wie mit Stammitte? Wir hatten damals die Stammenden mit Ponal versiegelt, trotzdem sind sie gerissen.
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Beitragvon Trebron » 17.11.2008 14:54

Als Alternative sehe ich die Möglichkeit, das "Gerät" fast fertig zu machen, die Riss anfällige Kugel mit Wachs zu versiegeln und eben so langsame Trocknung zu erreichen, dann hast Du trotzdem Spass :D

Grüßle

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Beitragvon ulfr » 17.11.2008 17:48

Ob Holz reißt, hängt sehr stark auch vom Fällzeitpunkt ab. Man kann daran glauben oder nicht, meine Erfahrungen sagen jedoch, dass da was dran ist am "richtigen Zeitpunkt". Dazu gibts ein Buch...
Gerade Eibe ist bei mir bisher kaum gerissen, ist eigentlich ein sehr "reißfestes" Holz. Fällen - wenn man nicht dem Mondkalender folgen kann oder will - am besten zwischen Neujahr und Dreikönig.

Ich würde auf jeden Fall vorschlagen, die genaue Orientierung der Keule in einem Baumstamm herauszufinden, bevor ich mich an die Arbeit machen würde. Das kann über Erfolg oder Misserfolg der Reko entscheiden.
Schwierige Hölzer kann man ganz gut in einer Holzkiste mit Sand trocknen, funktioniert gut z.B. bei Mooreiche. Das Versiegeln der Hirnflächen ist auf jeden Fall eine gute Maßnahme. Aber nur die Hirnflächen!

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Beitragvon Trebron » 17.11.2008 21:01

Hi Ulfr,

das Buch hab ich auch, habe aber auch schon in verschieden Foren erlebt, dass das ganz schön ins Lächerliche gezogen wird, deshalb erwähne ich es kaum noch, aber jetzt wo Du es anschneidest :D
Wenn möglich halte ich mich daran. Muß mir noch mal den Kalender für dieses Jahr raus suchen und den für nächstes Jahr beschaffen.
Besonders den Termin für Werkzeugholz habe ich bisher immer eingehalten, ebenso "Brückenholz" für den Garten.


Schönen Abend noch

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Beitragvon ulfr » 18.11.2008 07:46

Trebron hat geschrieben: ins Lächerliche gezogen


Kann daran liegen, dass die Autoren wohl tatsächlich auf der Eso-Schiene fahren bzw. sind sie mir nicht ganz geheuer. Aber das Holz- und Forstwissen, das sie transportieren, ist uralt, und ich kenne zahlreiche Zimmerleute und Förster, die sich danach richten und davon profitieren.

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Beitragvon Blattspitze » 19.11.2008 18:50

Vielen Dank, werde, soweit möglich die Tips beherzigen.
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Beitragvon Blattspitze » 23.11.2008 22:54

War am Sonnabend in der Bibliothek und habe weiteres über neol.- frühbronzezeitliche Keulen gefunden.
Auch aus Ostfriesland (Oltmannsfehn bei Leer), eine schöne Flachkeule (Feldahorn) mit Rast für die Hand und einer (ausgebrochenen) Bohrung:
Bild
(Quelle: MAIER, R.: Zwei Moorfunde aus Ostfriesland. Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 7, 1972, 101-110)
Das Original ist bei Konservierungsversuchen "verdorben" worden. Die Oberfläche war fein poliert. Die sichtbaren Schnitte und Beschädigungen gehen auf Torfspaten vor der Bergung zurück.
Ob die dargestellte Orientierung mit "Nase" zur Rast richtig ist, bleibt unklar, im Vergleich mit den ethnographischen Exemplaren für mich aber wahrscheinlich.
Die Schraffen - Linien stellen nicht den Jahrring-Verlauf dar. Möglicherweise ist der Kopf aus dem Wurzelbereich hergestellt worden.
Die Datierung ist unklar, vermutet wird Frühbronzezeit oder älter.

Eine etwas andere aber trotzdem vergleichbare neol. Ahorn-Flachkeule stammt aus Burgäschisee-Süd in der Schweiz. Aus Holland gibt es noch eine ähnliche mit deutlich "Gebrauchsspuren" im Kopfbereich.

Offensichtlich ist Ahorn besonders gut für derartige Flachkeulen geeignet, während die 3 Kugelkopf-Keulen aus Eibe bestehen.

Mich beschleicht das Gefühl, das bei kriegerischen Auseinandersetzungen (z.B. an der Tollense?) vornehmlich derartige Waffen eingesetzt wurden, und die Felsgestein-Streitäxte wohl eher die Ausnahme darstellten?

Falls jemand ein Stück Ahorn - Holz (ideal: 900x100x25mm) mit Wurzelanteil hat oder besorgen kann bitte mit PM melden.
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Beitragvon Steve Lenz » 24.11.2008 08:57

Was für eine wunderschöne Waffe.

Irgendwie habe ich in den letzten Jahren immer in den "falschen" Büchern geschmökert!?

Und ich meine Vorbilder für spätere Waffen wie jene hier zu erkennen:

http://membres.lycos.fr/bronzeage/early ... 160218.jpg
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Beitragvon Blattspitze » 25.11.2008 19:44

Wg. Firmen-Firewall kann ich dem link nicht folgen, aber wie wärs hiermit?:
http://www2.archlsa.de/schoenheit/bilderexpos/8.jpg
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Beitragvon Steve Lenz » 25.11.2008 20:20

Jep, die auch. Kenne ich aus "Der geschmiedete Himmel". Abgefahrenes Design. Wie das hier:

http://www2.archlsa.de/himmel/welbsleben.htm
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