Helstafir - Deien Beobachtung, dass zwischen arch. Wissenschaft und handwerklicher Praxis gelegentlich eine Lücke klafft, ist mehr als richtig.
Allerdings ist hier der Analogschluß nicht auf alle Funde anzuwenden.
Der Bearbeiter, Dr. Spindler war ausgewiesener Experte in Sachen Schwertern und Dolchen, seine Arbeit über "wikingerzeitliche" Schwerttypen ist immer noch führend. Genauso gut war in Sachen Hallstatt (Magdalenensberg).
Dummerweise treten halt immer wieder Einzelfunde auf, die nur aufgrund des Fundes selbst datiert und veröffentlicht werden können.
Grundsätzlich bleibt jeder Fund ohne Fundzusammenhang wissenschaftlich fraglich.
Ausgeackerte oder bei Bauarbeiten gefundene Artefakte sind keine Seltenheit.
Was den Qualitätsvergleich Klinge/Griff angeht:
Durchaus üblich, immerhin wurde der Griff aus organischem Material ergänzt.
Der Antennenförmige Griff deckt sich einwandfrei mit anderen HaD1 zeitlichen Antennen-Dolchen.
Was die Materialprobe angeht, nun ja, sie zerstört immer einen Teil des Artefaktes und wird nur in Ausnahmefällen angewandt.
Was das relativ gut erhaltene Eisen angeht. Eisenartefakte waren bis ca 1960/65 zumeist so gut erhalten. Erst mit der Überdüngung der Felder und des saueren Regens werden sie immer zerstörter. Das geht soweit, dass das Fach mittlerweile davon ausgeht, dass es in 30 Jahren keine Eisenzeit mehr gibt.
Eine Fälschung ist schwer zu beweisen und schwer zu widerlegen, sie kommen bestimmt immer wieder vor.
Da aber kein Anfangsverdacht (Motiv) vorliegt und, ehrlich gesagt, der Fund auch jetzt nicht soooo wichtig ist, wäre hier ein kriminaltechnisches Vorgehen wohl ein wenig zu aufwändig.
Ein Hinweis auf die evtl. Möglichkeit genügt aber nicht, um darin soviele Verdachtsmomente zu erkennen näher darauf einzugehen. Einfach deswegen weil solche Verdachte grundsätzlich bei allen Einzelfunden vorliegen könnten.
Hans und ich sind nur deswegen ein wenig kritisch, weil sich wegen des fehlenden Fundzusammenhangs keine vernünftige Rekonstruktion machen lässt. Die Silberdrahtumwicklung ist unsicher, es fehlt die Scheide und damit die Trageweise und die genaue Datierung, es fehlen Hinweise auf den Verwendungszweck. Der Dolch bleibt nur in Sachen Fundverteilung interessant.
Und man/frau sieht an dieser Fundgeschichte sehr schön, wie schnell Einzelfunde kritisch werden und welche Auswirkung eine mangelnde Fund- und Restaurierungsdokumentation haben.
helstafir- versteh mich bitte nicht falsch. Eine Fälschung kann, einfach aus der Vollständigkeit der Überprüfung aller Möglichkeiten grundsätzlich nicht einfach ausgeschlossen werden. Aber ein Analogschluss genügt hier nicht.
Der gilt nämlich erstmal immer....
Thomas