Nesseleintopf

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Nesseleintopf

Beitragvon Andreas K. » 07.12.2011 13:36

In den Cambridgeshire fens wurden 6 gut erhaltene bronzezeitliche Boote ergraben. Neben jeder Menge gut erhaltnenen Textilien und Holzgeräten, Schwertgriffen etc. konnten auch einige Gefäße mit Essen geborgen werden. Eines wurde bereits als "Nesseleintopf" identifiziert.
Die Grabungen dauern noch an und die Ausgräber erhoffen sich die Erforschung der unter Moor begrabenen bronzezeitlichen Landschaft. Unter anderem konnte ein Wasserlauf erforscht werden, in dem eine Anzahl an Fischfallen u.a. entdeckt wurden.

http://www.archaeologydaily.com/news/20 ... -stew.html
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon Hans T. » 07.12.2011 18:48

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Re: Nesseleintopf

Beitragvon hugo » 07.12.2011 20:36

Bei den Gewürzen wär ich auch extrem sparsam.
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon Beate » 08.12.2011 09:39

Zwiebeln? Pfeffer? Lorbeerblatt? :? Nee, nech....
Und was sollen "Gewürzkörner" sein?

Ich habe ein Faltblatt mit Rezepten vom Archäologischen Zentrum Hitzacker, da müsste auch ein Brennnesselintopf dabei sein, wenn ich mich recht erinnere. Kann ich heute abend mal posten (hier im Büro habe ich das nicht greifbar).

So aus dem Stehgreif würde ich auf einen Eintopf auf Getreidebasis (Grütze) mit Brennnesseln als Geschmackszutat tippen.
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon Sikla » 08.12.2011 10:17

Gibts bei mir jedes Frühjahr in unterschiedlichen Varianten und ist sehr lecker... Viele liebe Grüße, Sikla

Edit: Gewürzkörner sind in meiner Kenntnis Senfkörner..
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon hugo » 08.12.2011 11:32

In A entsprechen Gewürzkörner Neugewürz oder Piment. Mit extrem sparsam meinte ich natürlich: = 0
Brennessel als Würze halte ich für plausibel. Im Frühjahr machen wir auch "Spinat" daraus.

Gruß
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon Hans T. » 08.12.2011 18:40

Leute nehmt halt nicht immer alles sooo ernst... :rhino:
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon hugo » 13.12.2011 08:19

Als Ernstnehmer sah ich mich noch nie. Die Brennessel find ich aber spannend, weil sie auch als Faserpflanze brauchbar ist. Eine Kindheitserinnerung ist das Frieren unter einer Nesseldecke im Sommerlager!!
Der Nesseleintopf wär auch eine willkommene Abwechslung zum Hallstätter Ritschert, von dem man seit den letzten Experimenten weiss, dass es bei sensiblen Südländern an die Grenze zum Exitus führen kann.
(exkrementielle Archäologie nach ulfr ;-))

herzlichen Gruß
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon Andreas K. » 13.12.2011 09:52

Der Nesseleintopf wär auch eine willkommene Abwechslung zum Hallstätter Ritschert, von dem man seit den letzten Experimenten weiss, dass es bei sensiblen Südländern an die Grenze zum Exitus führen kann.


Dazu hätte es eigentlich kein Experiment gebraucht. Wenn es wirklich original Hallstädter Ritschert war, sind da Dicke Bohnen (auch Feld-, Pferde- oder Schweinebohnen, Vicia Faba genannt) drin und die sind für Abkömmlinge aus ehemaligen und heutigen Malariagebieten ( Mittelmeerraum, Naher Osten, Afrika, Asien) in vielen Fällen wegen angeborenen Gendefekts giftig (Favismus). Das einzig positive, die Toxine mit denen man sich vergiftet wirken super gegen Malaria - dafür landet man im Extremfall eventuell in der Notaufnahme (Super Selektionsmechanismus: ich vergifte mich mit meiner eigenen traditionellen Nahrung, bekomme dafür aber nie Malaria). "Eingeborene" Mitteleuropäer sind relativ sicher vor bösen Folgen. Bei Griechen, Italienern, Chinesen, Japanern, Thailändern, Afrikanern, Arabern und Menschen, die von jemandem aus genannten Regionen stammen, ist der Anteil an Betroffenen besonders hoch. Sie sollten vorsichtig sein beim Verzehr von Lebensmitteln mit einer spezifischen Proteinzusammensetzung: sämtliche Bohnen ( Vicia Faba haben lediglich den höchsten Anteil an diesen Proteinen), Erbsen, Johannisbeeren, bestimmte Medikamente. Folgen können sein: Anämie, Unwohlsein, Fieber, Erbrechen, Durchfall, Leberschmerzen, Schleimhautblutungen.
Wer sich nicht sicher ist, sollte sich auf Favismus testen lassen. Für meine Experimente koche ich relativ häufig mit Dicken Bohnen und hatte bisher keine Probleme. Alle Mitesser werden im Regelfall vorher gewarnt und können sich frei entscheiden, ob sie das Risiko eingehen wollen oder nicht. (Irgendwie ironisch, wenn man eine Sicherheitseinweisung zum Essen brauch, oder?)

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Re: Nesseleintopf

Beitragvon hugo » 13.12.2011 10:38

Das leitete ich sofort an Hans Reschreiter weiter, weil es in der exkrementiellen Archäologie (Tagung Wien 2010) nicht berücksichtigt wurde.
Danke
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon S. Crumbach » 13.12.2011 11:54

Für Grütze mit Nesseln habe ich Dinkel grob "gemahlen" ----- so wie Grütze ------ mit Wasser neben dem Feuer aufgesetzt und dann die Nesseln kurz mitgekocht. Mit etwas Salz nicht so übel.
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon hugo » 13.12.2011 12:37

Das gefällt mir, weil ich unlängst bei einer Kollegin, die ein "römisches Kochbuch" herausgeben will, mit meinem Vorschlag Graupen (Rollgerste) als Basis für Grütze zu verwenden auf Ablehnung stiess. Sie zog Bulgur vor, der doch ein anderes Geschmachserlebnis erzeugtg. Der Argumentation kann ich bis heute nichts abgewinnen.Es ging nur um das Polieren der Körner, das sich m. E. geschmacklich nicht auswirkt. Nicht polierter Biobulgur gibt keinen Gerstengeschmack.
Die Würze war aber phänomenal und die geselchten Schweinerippchen besorgten den Rest.
Ich finde die Idee aber gut, die schlechten Apiciusübertragungen wirklich konsequent in überprüfte Rezepte zu übersetzen. Da hat die Kollegin durchaus Power und ist für jeden Tipp dankbar.

lG
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon Andreas K. » 13.12.2011 13:05

Das Hauptproblem werden die Zutaten sein. ich mache für meine Diss gerade dasselbe - nur fürs Spätmittelalter. Zur Zeit versuche ich gerade historische Pfanzensorten aufzutreiben. Für die 'ömers seh ich da noch größere Probleme, was passendes zu finden. Zwischen den heutigen und den historischen Sorten liegen geschmacklich teils Welten.
Bulgur finde ich da auch nicht so passend. Das ist zum einen eine nah-östliche Weizensorte. Außerdem wird er vorgekocht und dann getrocknet, d.h. das gibt schon ein ganz anderes Ergebnis in Bezug auf Konsitenz und Geschmack. Graupen wiederum dürften zwar geschmacklich besser passen, aber beim Kochen verhalten sie sich ganz anders als unpolierte oder geschrotete Gerste, was wieder auf die Konsistenz Auswirkungen hat. Im Biohandel gibt es meistens neben den Standardsorten Getreide auch 1 bis 2 Gerstensorten als ganzes Korn. Häufig haben die da auch laden-eigene Mühlen mit einstellbarem Mahlgrat. Das wäre doch vielleicht mal einen Versuch wert.
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon hugo » 13.12.2011 14:27

Da die Kollegin demnächst nach Khartoum unterwegs sein wird, will ich in ihre Arbeit nicht eingreifen, werde Euch aber nach ihrer Rückkehr kurz schliessen. Sie nimmt die Sache genau so ernst wie Du und ein Austausch wäre wünschenswert.
herzlichen Gruß
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Re: Nesseleintopf

Beitragvon hugo » 13.12.2011 14:52

Bezüglich aussterbender Kulturpflanzen fiel mir noch die Arche Noah im niederösterreichischen Schiltern ein. Falls Du noch keinen Kontakt zu Archäobotanikern in A hast, arrangiere ich das gern.

hugo
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