Interessantes Bild (von 1724) aus dem Link:
Erinnert ein bisschen an die nach Hamburg verbrachten Inuit und Feuerländer:
"Zu den berühmtesten, aber auch traurigsten dieser Schauen zählt die einer Gruppe Inuit, die der Norweger Johann Adrian Jacobsen für Hagenbeck 1880 in Labrador angeworben hatte. Acht Menschen, darunter auch Kinder, ließen sich als lebende Exponate in Hamburg zur Schau stellen und bereisten danach Berlin, Prag, Frankfurt, Darmstadt, Krefeld und Paris. Doch weil man versäumt hatte, sie zu impfen, starb die ganze Truppe nach wenigen Wochen an Pocken. Hagenbeck zeigte sich in einem Brief an Jacobsen erschüttert über diesen Vorfall: "
Sie können sich wohl denken, wie mir zu Mute ist... Die Eskimo-Sachen lassen Sie nur alle verbrennen, und was die Sammlung betrifft, so will ich sie nicht nach Hamburg haben, denn ich will nichts mehr von Eskimo-Sachen sehen." "
Quelle:
http://www.geo.de/GEO/mensch/54130.htmlProf. Dr. Lutz im Interview dazu:
" Die Meinungen über die Hagenbeck'schen Völkerschauen gingen schon damals auseinander. Die einen freuten sich über Exotik vor der Haustür und "greifbare" ethnologische Studienobjekte. Andere fanden sie unmoralisch und wissenschaftlich wertlos ...
Wir hatten lange Zeit geglaubt, dass es damals so gut wie keine Skrupel gegeben habe, diese Leute zu beobachten und zu vermessen. Doch dann fand eine ehemalige Studentin von mir einen ausführlichen und sehr kritischen Artikel in der "Magdeburgischen Zeitung" vom 21.10.1880. Bis dahin wussten wir nur, dass es ihn gab, weil der berühmte Mediziner Rudolf Virchow, ein vehementer Befürworter der Völkerschauen, eine gereizte Replik darauf verfasst hatte.
Zur Forschung an sich kann ich als Fachfremder nur sagen: Was soll das eigentlich? Sie fand ja statt vor dem Hintergrund des europäischen Imperialismus. Man hatte die Wissenschaft, die die Pflanzen erforscht, die die Tiere erforscht, aber man hatte keine Wissenschaft über die Menschen in Übersee. In diesem Kontext kam die Völkerkunde auf. Bei Virchow ist ganz deutlich zu sehen, wie akribisch genau er alles vermessen und festhalten wollte. Er wollte feststellen, ob die Inuit eine eigene "Rasse" darstellen. Aber was ist eine "Rasse"? Es gibt so viele Menschen-"Rassen", wie es Rassentheorien gibt."
Das Wort "Rasse" hat ja für uns Deutsche einen besonders unangenehmen Beigeschmack ...
Wir sind durch die Exzesse des Rassismus in den Faschismus gegangen, wo mit ähnlichen Instrumenten - Kraniometrie, also Schädelvermessung usw. - Menschen klassifiziert wurden. Sie wurden eingeteilt in wertvolles Leben oder nicht wertvolles Leben. Diesen Exzess kann man Virchow natürlich nicht anlasten, aber wenn man die Entwicklung dieser Fragestellung verfolgt, dann sieht man, dass es zu diesem Extrem - bis zu Auschwitz - führen kann.
Ich glaube, das hat auch etwas mit abendländischer Bildung zu tun. Die stellte immer das Klassische, die Griechen und Römer, in den Vordergrund. Auch das Idealbild vom Menschen orientierte sich immer an der Klassik. Es gibt aus der Zeit, in der Abraham in Deutschland war, Vergleiche von klassischen Statuen mit Vertretern neu entdeckter Völker. Und siehe da, die sehen natürlich alle nicht aus wie die klassischen Statuen. Es gibt ein Idealmaß, und alle Menschen, die nicht so aussehen, sind irgendwie defizitär. Das ist das Infame und Gefährliche an solchen Idealbildern. Sie flankieren ideologisch dann letztlich auch Kolonialimperialismus und Ausbeutung."
Quelle:
http://www.geo.de/GEO/mensch/54028.html?p=1