einfache Webgeräte - Gewichtswebstuhl und andere

Auch die Verarbeitung von Pflanzenfasern zu Stoffen, Wolle, Filz etc. findet hier Platz.

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Beitragvon Mela » 16.11.2009 17:49

Eine Kollegin von mir macht schöne Webstuhlrepliken, die sich sowohl am Befund orientieren als auch funktionieren :wink:

Die ganz einfache Variante ist übrigens gut transportabel, Manu (muss nur etwas zurechtgeruckelt werden nachher) - vor allem, wenn kein Webstück drin ist.

Mein baldiges Ex-Museum hat einen sehr schönen Webstuhl in der didaktischen Abteilung.

Liebe Grüsse

Mela
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Beitragvon Manu » 16.11.2009 19:01

Hi Mela,

Eine Kollegin von mir macht schöne Webstuhlrepliken, die sich sowohl am Befund orientieren als auch funktionieren


Da wär ich über ein Bild natürlich sehr dankbar. Oder hat sie eine Internetseite?

In unserem Museum haben wir natürlich auch solche Webstühle. Einzige Sache, sie gehören mir nicht und deshalb stehen sie dort :wink:

Mein baldiges Ex-Museum hat einen sehr schönen Webstuhl in der didaktischen Abteilung.


Sollte ich wissen, was das bedeutet? Ex-Museum? Gehst du weg?

Grüssle Manu
Manu
 

Beitragvon Heino Ude » 17.11.2009 04:47

Moin ..
@ Manu
setzt dich doch mal mit dem Textilmuseum in Neumünster in Verbindung
http://www.tuch-und-technik.de/
da gibt es reichlich Informationen bzw. Nachbauten
Heino Ude
 

Beitragvon Claudia » 17.11.2009 09:44

Sieht doch schon mal sehr nett aus :-)

Eine Anmerkung: zieh die Kette nicht durch die Löcher der Gewichte. Viele gefundene Gewichte haben Löcher, die zu klein wären, um die Fäden, die daran gebunden werden, alle hindurchzuziehen. Außerdem gibt es oft eingeschliffene Fadenspuren, die auf einen einzelnen Faden schließen lassen. D.h. ziehe einen stabilen dicken Faden durch das Loch und verknote ihn, so daß eine Schlaufe bleibt, die groß genug ist, um Deine Kette bequem hindurchzuziehen. Auf die Weise werden die Kettfäden auch nicht so dreckig von den Gewichten, falls diese ungebrannt sind.

Webschiffchen brauchst Du übrigens nicht - auf den griechischen Vasenbildern sieht man auch nur Spindeln ohne den Wirtel.
Die Lappen in Norwegen haben sich ein Fadenbündel gewickelt, ganz ohne Holzteil. Wie das genau funktioniert, müßte man sich vermutlich von einem Kundigen zeigen lassen - was ich anhand von Martha Hoffmanns Beschreibung hinbekommen habe, war nicht so furchtbar dolle.

Ansonsten freu ich mich auf weitere Ergebnisse :-)
Claudia
 
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Beitragvon Manu » 17.11.2009 10:31

Hallo,

@Claudia

Vielen Dank, manchmal ist man durch irgendeine Vorstellung wie blockiert und sieht das Einfache nicht :argh:

Ich hatte auch gelesen, daß manche Weberinnen Sand oder Kies in kleine Leinensäcke abfüllen, um das Gewicht besser kontrollieren zu können. Auch diese Idee fand ich sinnvoll.

Mein Wissenstand (bis jetzt) was die Webstühle der Jungsteinzeit angeht, war beschränkt darauf, daß Archäologen Webgewichte finden und hier am See kleine Gewebeteile in Leinenbindtechnik aus Flachs. Mir ist neu, daß es vollständig rekonstruierte Webstühle gäbe, die allein aus Ausgrabungsergebnissen resultieren , lediglich die Funktionen können anhand der Gewebefunde bestimmt werden. Deshalb habe ich ganz ungeniert einen einfachen Webstuhl anfertigen lassen. (Wissend, daß die Breite auf jeden Fall diskussionswürdig ist, mangels Geld aber noch tragbar war).

Ein Webschiffchen möchte ich mir zur eigenen Freude schon noch gönnen, Frage wäre, ob man bei evtl. Vorführungen eher ganz drauf verzichtet, da wie so oft keine Funde für die Jungsteinzeit vorliegen. Was spricht für, was gegen ein Schiffchen bei einer Vorführung. :? Oder gibt es doch Funde??

Manchmal nehmen ich Dinge an, die ich als gegeben ansehe, nur weil sie so abgebildet sind oder ich es so mal gesehen oder gelesen habe. Wenn ich darüber nachdenke und mit anderen bespreche gibt es oft bessere Lösungen. Aber wie war es wirklich?

Eine verzweifelte Manu :mammut1:
Manu
 

Beitragvon Claudia » 17.11.2009 11:33

Ich kenn eigentlich nur Gründe, die gegen ein solches "Schiffchen" sprechen. Du meinst doch sicher nicht eines in Schiffchenform wie für Trittwebstühle, sondern so ein längliches Holz, wo das Garn längs draufgewickelt wird, oder?
Auf die Dinger paßt weniger als auf eine Spindel und man müßte jedesmal umwickeln (von der Spindel auf das "Schiffchen") - wozu sich die Arbeit machen?
Ich kann auch nicht erkennen, daß so ein Dings beim Weben praktikabler wäre. Man kann es nirgends nachweisen außer im Schulweben (also kleine Übungsstücke für Schüler) des 20. Jh.
Claudia
 
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Beitragvon Manu » 17.11.2009 12:42

Hi,

@claudia

natürlich meine ich die Brettchen, auf die man den gesponnenen Flachs aufwickelt und dann durch die Fächer schiebt. :oops:

Andere sind mir noch völlig fremd. Die zum Durchschießen meinst du wahrscheinlich. Nein, das wär nun doch etwas weit hergeholt.

Hm, das ist wiedermal so eine Geschichte, bei der ich von einer alten Meinung abrücken sollte. Grundsätzlich und praktischer Weise spricht aber auch gar nichts dagegen, die Spindel ohne den Wirtel durch das Fach durchzuschieben. Das müßte ich mal ausprobieren. Bin sowieso grad am Flachsspinnen.

Nun hast du doch meine Neugier geweckt.

Da einzige was sein könnte, wäre, daß ein Brettchen VIELLEICHT einfacher zu handhaben wäre, beim Durchschieben. Da ist "learning bei doing" angebracht. Ein Versuch ist es allemal wert.

Das probier ich auf jedenfall :wirtel: aus und poste dann wieder.

Danke und Grüssle Manu
Manu
 

Beitragvon Manu » 17.11.2009 16:25

Hallo Claudia,

Hab grad mal nachgeschaut in einer Plattform 2000/2001 gibt es einen Text über jungneolithisches Textilhandwerk in den Feuchtbodensiedlungen von Wetzikon-Robenhausen (Kanton Zürich) und zur Unterstützung deiner Annahme, daß kein Webschiffchen verwendet wurde, gibt es Funde von "Haselästchen mit darauf aufgewickeltem Leinenfaden". Die Autoren Kurt Altdorfer, Renata Huber und Fabienne Medardschreiben:" Die meisten Stücke weisen eindeutige Brandspuren auf und dürften durch die leichte Verkohlung massiv geschrumpft sein". Das Haselästchen könnte die Spindel gewesen sein. Interessant ist, daß keine Spinnwirtel im üblichen Sinne gefunden worden sind, was die Autoren daraus schließen läßt, daß die Spinnwirtel evtl. aus ungebranntem Ton oder organischem Material (beispielweise ein durchlochter Apfel) waren. (das ist mal interessant :shock: )

In diesem Artikel werden auch die Webgewichte erwähnt, die anscheinend "ungebrannt" gewesen wären. Und auch, wie du bereits gesagt hast, Schnurabdrücke aufweisen.

Mal sehen, ob ich noch mehr Info über diese Grabung in unserer Bib finde-

Also, es bleibt spannend und danke für deine Hilfe.

Grüssle Manu
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Beitragvon marled » 17.11.2009 17:01

Ich spinne ebenfalls mit der Spindel, bei der der Wirtel relativ lose sitzt und durch einen zusätzlichen Faden während des Spinnens gesichert wird. Der wird zum Schluss durchgeschnitten, der Wirtel abgezogen und fertig ist mein 'Schiffchen'.
In diesem Zusammenhang stelle ich meine Gesuch hier auch mal rein:
wer hat Lust vor Ostern mit mir einen Drei- bis Viertageskurs zum Thema: Archäologie des Stoffes zu machen mit Schwerpunkt Gewichtswebstuhl. Der Kurs findet in der Bretagne statt (es gibt auch Zeit für Ausflüge zu Dolmen, Menhiren, mittelalterlichen Städten und vieles Meer :lol: ), also Kulturlaub, die Kursleiterin ist ausgebildete Weberin, spezialisiert auf archäologische Themen der Stoffherstellung (bin besonders gespannt auf ihre Leinenfärberei).
Alles weitere bitte per mail oder PN.
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Beitragvon Claudia » 17.11.2009 18:13

Marled, was spricht die Dame? Wenns Französisch ist, bin ich raus...
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Beitragvon marled » 17.11.2009 18:38

Unterrichtssprache Französisch oder wahlweise ENGLISCH! :lol:
Ich kann mir zwar einen Café au lait bestellen, aber dann hörts bei mir auch schon auf :oops:
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Beitragvon Mela » 17.11.2009 20:25

Manu, Du müsstest die Kollegin eigentlich auf der Tagung gesehen haben, Kathrin Schäppi. Ein Foto? Habe ich gerade keines zur Hand - aber über unsere Vereinshomepage (www.experimentarch.ch) kannst Du Kathrin selbst erreichen, sie ist da wirklich kompetenter als ich.

[quote]Sollte ich wissen, was das bedeutet? Ex-Museum? Gehst du weg? [/quote] Nein, das sind noch ziemlich neue News... Ich gehe - oder werde ich gegangen? Whatever, sagen wir so: ab Januar suche ich ein neues Betätigungsfeld und werde wohl wieder mehr Zeit für eigene Projekte haben...

Liebe Grüsse

Mela
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Beitragvon Jøran » 18.11.2009 00:11

Sorry aber da ich heute die Flagge gewaschen habe, möchte ich hier mal
als Aufklärer dienen.

Claudia hat geschrieben:Die Lappen in Norwegen haben sich ein Fadenbündel gewickelt, ganz ohne Holzteil. Wie das genau funktioniert, müßte man sich vermutlich von einem Kundigen zeigen lassen


In Norwegen leben keine Lappen! Und ich weiß, sie mögen das auch nicht, mit Putzlappen vewechselt zu werden.

Und man kann dorthin eine E-Mail schreiben, da die Folkefragen gerne beantworten.

Hilsen

Jøran-N., Ren-Eigentümer
Jøran
 

Beitragvon ulfr » 18.11.2009 09:39

Admin-Modus ON:

Hej Jøran,

wenn Du schon den Aufklärer machen möchtest, was wir hier immer gern begrüßen, dann wäre es vielleicht angebracht, Deine Wortwahl vorher zu überdenken. Mit dem Satz "In Norwegen leben keine Lappen!" trägst Du jedenfalls weder zur Aufklärung noch zur allgemeinen Erheiterung bei. Natürlich leben in Norwegen Lappen, nur sie mögen es nicht, als Lappen bezeichnet zu werden, denn dieser Begriff ist veraltet und durch "Sami" ersetzt worden, genauso wie heute niemend mehr "Eskimo" sagt, wenn er Inuit meint. Der Satz "...und sie mögen das auch nicht, mit Putzlappen verwechselt zu werden" hat ähnlich viel Aussagekraft wie der Satz "... und sie mögen es auch nicht, mit Samen verwechselt zu werden".
Warum weist Du nicht einfach ohne allen Firlefanz darauf hin, dass sich die Bezeichnung geändert hat.
Und .... wo genau soll man seine eMail mit Fragen zur Volkskunde hinschicken?
Så, das nur nebenbei, aber manchmal stört Dein Ton hier etwas den Austausch von Informationen.

Admin-Modus OFF.


Ich würde in solchen Fällen unser Forums-Mitglied GeTe fragen, schließlich lebt die Dame bei den Sami, allerdings in Finnland.

Hilsen fra ULFR
(der seinem losen Nordmannsmaul im allgemeinen Interesse auch manchmal Zügel anlegt)
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
☪️oe✡️is✝️
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Beitragvon Manu » 18.11.2009 10:09

Guten Morgen,

Manu, Du müsstest die Kollegin eigentlich auf der Tagung gesehen haben, Kathrin Schäppi. Ein Foto? Habe ich gerade keines zur Hand - aber über unsere Vereinshomepage (www.experimentarch.ch) kannst Du Kathrin selbst erreichen, sie ist da wirklich kompetenter als ich.


Mela, das ist ein super Tipp von dir. Ich war grad auf der Homepage und werde ganz bestimmt Mitglied werden, da für mich die Strecke immer noch gut mit dem Auto zu bewerkstelligen ist. Nochmal vielen Dank.

Ansonsten hast du ja jetzt sicher auch mehr Zeit für den Verein.

@marled

Fühle mich sehr geehrte über deine Einladung :oops:
mehr per pm.

Danke an ulfr und Joran für die Aufklärung. :wut1: und :wut2: = :fox:
Manu
 

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