große Schmelztiegel vs. Schachtofen

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große Schmelztiegel vs. Schachtofen

Beitragvon Blaubär » 13.05.2009 12:00

Ahoi,

hat zufällig mal jemand größere Tiegel (>0,5l) im Fundgut entdeckt (Epoche vorerst egal). Mein Problem: Es gibt mittlere Gußobjekte die nicht mit den mir bekannten Gußtiegel im Volumen korrespondieren. Wurde ab einer gewissen Größe des Objektes mit einem Schachtofen gearbeitet oder sind mir bisher die großen Tiegel nur noch nicht aufgefallen?
Grund meiner Nachfrage ist auch ein Projekt bei dem ich ca. 0,75l Bronze vergiessen will. Frage ist nur Tiegel oder Schachtofen mit Abstrich.

Grüße
Blaubär
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Beitragvon Fridolin » 13.05.2009 18:51

Angeblich wurden in der Werkstatt des Phidias (Pheidias) in Olympia eisenarmierte Gusstiegel gefunden, in denen mehrere kg Bronze geschmolzen werden konnte (belegen kann ich's nicht). Tja, wo wurden sonst noch Großbronzen, z.B. die römischen Reiterstatuen hergestellt? In meinen Büchern hab ich nix gefunden.

Gruß Fridolin
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Beitragvon Blaubär » 14.05.2009 06:27

Tja nach den römischen Statuen fällt mir erst wieder der Braunschweiger Löwe als Großplastik ein (spontan aus dem Kopf). Wie es bei den Herren "Kelten" aussah entzieht sich meiner Kenntnis. Hat nicht Herr Bingeli vor Kurzem ein Rad keltischen Ursprungs gegossen, dass etwas größer war? Soweit ich weiß hat er das im Tiegel gemacht, aber wie ist der Nachweis?

Grüße
Blaubär
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Beitragvon Fridolin » 14.05.2009 08:52

Das Rad von Cortaillod ist urnfelderzeitlich. Herr Binggeli hat mind. 2 Aufsätze geschrieben, die mir nicht vorliegen:

a) Experimentelle Archäologie in Europa 2007 (http://www.pfahlbauten.de/shop/product_ ... -2007.html)

b) BINGGELI Markus ; BETSCHART Madeleine Das Bronzerad von Cortaillod : das älteste Speichenrad der Schweiz, Archäologie der Schweiz 2006, vol. 29, no1, pp. 34-37

Bilder gibts hier:
http://194.209.226.170/pdfarchiv/bund/2 ... 1019_1.pdf
http://www.geo.de/GEO/kultur/geschichte ... &pageview=

Eine Abbildung des Originalrades aus Cortaillod gibt es auch bei Probst, Bronzezeit in Deutschland. Der schreibt, dass das Rad in einem Stück gegossen wurde. Wenn ich mich nicht täusche war der Überfangguss bereits in der Bronzezeit bekannt. Vielleicht weiss unsere Bronzezeitbronzegussspezialistin Mela mehr dazu?

Viele Grüße

Fridolin
Zuletzt geändert von Fridolin am 14.05.2009 09:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Mela » 14.05.2009 09:47

Fridolin: das Stück wurde in einem Guss gefertigt (es hat nur ein paar Lunker, die den Eindruck erwecken, als sei das nicht so).

Das Vorbild für die Ofenanlage stammt aus Griechenland, Athen, wenn ich mich nicht täusche. (Im Bilanzartikel sollte es zitiert sein).

Blaubär: Epoche wäre für die Beantwortung der Frage gerade ziemlich wichtig

:wink: (in der späten Bronzezeit würde ich nicht von Schachtöfen ausgehen, zum Beispiel; bei römischen Grossbronzen sieht das anders aus)

Und noch völlig OT: es sind übrigens zwei Herr Binggelis - und ja, sie heissen beide auch Markus :wink:

Liebe Grüsse

Mela
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Beitragvon Blaubär » 15.05.2009 06:24

Ahoi,

die Zeitstellung war mir deshalb erstmal nicht wichtig, da mein Projekt außerhalb des Zeitrahmens liegt (Faustrohr/Spätmittelalter) und ich mich hier an den Herrn Biringuccio halte. Der Herr schmilzt in einem offenen Herd mit Abstich. Da kam bei mir die Frage auf wie das denn in den vorherigen Epochen gemacht wurde. Mir ist nämlich wirklich kein Gußtiegel bekannt, der größer ist als ein viertel Liter.

Grüße
Blaubär
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Beitragvon Mela » 15.05.2009 10:00

Mhmhm, ich kann Kupferzeit, Frühbronzezeit und Spätbronzezeit bieten - die Tiegel fassen alle fast 2 Kilo Bronze.
Wenn man nicht gerade das Rad von Cortaillod giessen will, reichte das für die jeweiligen Stücke reichlich.
(vorbilder: Lago di Ledro, Italien, Greifensee-Böschen, Schweiz und nordischer Bronzezeitkreis, neuer PBF-Band von Jantzen - letztere sind noch nicht getestet, aber RIESIG )

Liebe Grüsse

Mela
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Beitragvon Blaubär » 15.05.2009 11:57

Ja, bis zu der Größe kenn ich die auch. Aber wie sieht es bei Mengen von 5-15kg aus? Wie war hier eigentlich die technologische Entwicklung? Wie wurde das Rad von Cortaillod gegossen? Mehrere kleine Tiegel und direkt hinter einander giessen?

Grüße
Blaubär
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Beitragvon Mela » 15.05.2009 12:15

Nein, das Material wurde in einem grossen "Topf" gegossen. Dafür gibt es glaube ich nur indirekte Belege, den Schmelzofenbefund und einige Fragmente. (Der Topf fasst glaube ich fast 70 Kilo)

Was bei der Menge ab 2 Kilo dazu kommt: ich glaube nicht, dass die noch in "zu hebenden" Tiegeln gegossen wurden - ich muss schon ab einem Gewicht von 1.5 Kilo passen, die kann ich mit Holzzange und einer Hand nicht mehr heben. Auch wenn ich davon ausgehe, dass der durchschnittliche bronzezeitliche Giesser etwas besser trainiert war - 5 Kilo zu heben und zu giessen ist eine knifflige Sache. Ich tippe daher auf Tiegel, die gekippt werden konnten - wie bei der Rekonstruktion von Cortaillod.

Liebe Grüsse

Mela
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