Dänischer Flint in den USA

Moderatoren: Nils B., Turms Kreutzfeldt, Hans T., Chris, ulfr

Dänischer Flint in den USA

Beitragvon Blattspitze » 12.11.2008 19:04

http://arkiv.thisted-bibliotek.dk/Musee ... yFlint.htm
Greg Nunn habe ich letztes Jahr in Lejre kennengelernt. Ein sehr netter Mensch und begnadeter Steinschläger. Den Flint durfte er übrigens nur unter der Voraussetzung ihn nicht kommerziell zu nutzen mitnehmen.
Seine DVD zur Herstellung der parallelretuschierten Dolche ist das Beste zu diesem Thema. Einfach seinen Namen googeln.
Marquardt
Benutzeravatar
Blattspitze
 
Beiträge: 2584
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

Beitragvon Blattspitze » 24.01.2009 17:06

Juhuu, nach 16 Monaten Wartezeit ist der von Greg versprochene Dolch bei mir eingetroffen! Eindrucksvolle 33cm lang! Die Ausgangs-Knolle ist eine aus dem Haufen des obigen link`s.
Es ist ein ?Typ I? Dolch mit wunderbarer ?hel? Parallelretusche. Diese spezielle Art des Oberflächenfinish`s, die funktional keinerlei Bedeutung hat, kennzeichnet die Variante C dieses Dolchtyps. Das Schleifen der Oberfläche ist Voraussetzung für diesen optischen Gimmick. Die Original - Dolche, die ganz überwiegend aus Gräbern in Nordjütland stammen, werden als Prestigeobjekte interpretiert. Wenn die Negativbahnen 5-6cm lang ?Coast to Coast? wie hier verlaufen, so ist das ganz großes Kino, sehr schwierig. Die meisten IC Originale zeigen nur halbe Parallelretusche (?halv?).

Marquardt (Freu)

Bild

Bild

Bild


Nunn, Greg: Using the Jutland type IC dagger as a model to replicate parallel edge to edge pressure flaking. In "Skilled Production and Social Reproduction" ISBN
91-973740-6-7 ISSN 1404-8493.
Benutzeravatar
Blattspitze
 
Beiträge: 2584
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

Beitragvon Trebron » 24.01.2009 17:16

:shock: :shock: :shock:
Sprachlos, nein ich frage nicht, was sowas kostet !


Trebron




ääääh, was kostet so ein Ding ?
Wer nur zurück schaut, sieht nicht was auf ihn zu kommt
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
Benutzeravatar
Trebron
 
Beiträge: 2025
Registriert: 02.01.2006 12:16
Wohnort: 67454 Haßloch

Beitragvon Kurt A. » 24.01.2009 17:22

Einsame Spitze!

Da kann man dem Besitzer nur gratulieren!!! :wink:
Benutzeravatar
Kurt A.
 
Beiträge: 125
Registriert: 17.01.2009 13:02
Wohnort: Zürich

Beitragvon Joze » 24.01.2009 17:35

...darf ich neidisch sein? Nö, ich gratuliere dir auch, klasse was du hast! :)
Gruss!
Joze
 

Beitragvon Fridolin » 24.01.2009 17:41

Sehr, sehr hübsch!

Wie lange dauert es, so ein phänomenales Stück herzustellen? Nur reine Arbeitszeit, ohne Fehlversuche.

Schönes Wochenende

Fridolin
Benutzeravatar
Fridolin
 
Beiträge: 1127
Registriert: 05.12.2005 19:11
Wohnort: Franconia

Beitragvon Mark77 » 24.01.2009 18:10

Wow, bin echt beeindruckt und schließe mich Trebrons Kleingedrucktem an.
:shock: :o :shock:
Mark77
 

Beitragvon Kurt A. » 24.01.2009 18:10

Hallo Fridolin,

Greg Nunn hat 2005 eine DVD heraus gegeben, auf welcher der Herstellungsprozess dieses Dolchtyps Schritt für Schritt dokumentiert ist (absolut spannend...). Nach Gregs Angaben, dauert die Herstellung eines derartigen Dolches ohne moderne Hilfsmittel etwas mehr als 24h, wobei das Überschleifen der Oberfläche (ein Zwischenschritt vor der finalen Edge-to-edge Retusche) auf einem Sandstein allein etliche Stunden in Anspruch nimmt. Dieser Film ist übrigens ein echtes Schmuckstück und ein "MUST-HAVE" für jeden, der sich mit der Feuersteintechnologie beschäftigt. Kann ich nur wärmstens empfehlen!! (vgl. http://www.gregnunnflintworks.com/html/nine.html)
Benutzeravatar
Kurt A.
 
Beiträge: 125
Registriert: 17.01.2009 13:02
Wohnort: Zürich

Beitragvon Blattspitze » 24.01.2009 18:46

Ehrlich gesagt möchte ich die Kauf-Summe nicht nennen, da ich aufgrund verschiedener Umstände evtl. "Sonderkonditionen" erhalten habe.
D.C. Waldorf verlangt für seine "Spezialität", die Fischschwanzdolche, 200 - 500 US-$, je nach Grösse und Qualität, vielleicht ist das ein Orientierungspunkt?
Am Besten Ihr fragt selbst bei Greg selbst an, er ist wirklich ungemein freundlich und bescheiden und antwortet meist sehr schnell.
Ich stimme Kurt vollkommen zu, die CD von Greg ist das Beste, was ich bislang diesbezüglich gesehen habe, und ja, die musste ich mir gestern gleich nochmal anschauen!
Sind Arbeitszeiten doch wichtig? Ich erinnere mich an eine kontroverse Diskussion, wo war die hier noch mal ...?
Die von Greg genannnte und von Kurt gepostete Arbeitszeit ist übrigens ohne Materialbeschaffung, und das könnte ein ganz extremer zusätzlicher Aufwand gewesen sein (Bergbau in Hov und Bjerre?).
M. Stafford, der auch mehrere solcher Dolche reproduziert hat, benennt übrigens als Durchschitts-Produktionsdauer incl. Schleifen aber ohne Materialbeschaffung nur 10,6 Std!!! Nanu?
Diesen Dolch hat Greg übrigens maschinell vorgeschliffen und nur den letzten Schliff per Hand ausgeführt. Ich habe schon einige Originale in der Hand gehabt und das "Feeling" von Gregs Dolchen ist wirklich wie bei den Originalen.
Marquardt
Benutzeravatar
Blattspitze
 
Beiträge: 2584
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

Beitragvon Fridolin » 24.01.2009 18:49

Danke Kurt,

hätte nicht gedacht, dass die reine Arbeitszeit so lange ist.
Wenn man bedenkt, dass so eine Flintknolle auch mal Einschlüsse von unvollständig silifiziertem Kalk oder Fossilien enthalten kann und dann die ganze Vor-Arbeit nutzlos ist : Respekt!!!

Fridolin
Benutzeravatar
Fridolin
 
Beiträge: 1127
Registriert: 05.12.2005 19:11
Wohnort: Franconia

Beitragvon Kurt A. » 24.01.2009 19:19

Nun ich kann mir kaum vorstellen, dass Stafford einen solchen Dolch ohne moderne Hilfsmittel in nur 10,6h hat fertig stellen können, insbesondere wenn man bedenkt, wie viel Zeit das Schleifen von Feuerstein auf einem Sandstein in Anspruch nimmt (hab auch schon Feuerstein auf Sandsteinen geschliffen, puaah ist dasn harter und langwieriger Job...). Wie auch immer, diese Dolche sind absolute Meisterstücke, vor allem, wenn man weiss, wie schwierig diese langen Kanten-zu-Kanten Retuschen zu machen sind... Das können auf diesem Erdball wirklich nur ganz wenige...

Was Deine Bemerkung mit den Einschlüssen anbelangt, Fridolin, so hast Du natürlich recht. Man muss hier aber auch bedenken, dass ein absoluter Profi wie Greg Nunn schon die Rohstücke sehr sorgfältig auswählt und im Notfall auch problematische Einschlüsse mit den notwendigen Tricks zu behandeln weiss (ist übrigens auch auf seiner DVD zu sehen). Das ist wirklich eine ganz ausgezeichnete Arbeit, die Greg mit seinen Dolchen abliefert!
Benutzeravatar
Kurt A.
 
Beiträge: 125
Registriert: 17.01.2009 13:02
Wohnort: Zürich

Beitragvon ulfr » 24.01.2009 23:20

Kurt A. hat geschrieben: puaah ist dasn harter und langwieriger Job...


Ooooooooh JA!

Kurt A. hat geschrieben:diese langen Kanten-zu-Kanten Retuschen


Unsereiner lässt ja schon wagonweise Schampus auffahren, wenn er mal sprichwörtlich über die Mitte hinauskommt geschweige denn einen overshot produziert.
Sprachlöser
ULFR
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
☪️oe✡️is✝️
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
 
Beiträge: 5322
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau

Beitragvon Blattspitze » 25.01.2009 00:41

Unsereiner lässt ja schon wagonweise Schampus auffahren, wenn er mal sprichwörtlich über die Mitte hinauskommt geschweige denn einen overshot produziert.

Das stimmt, oder aber der overshot reißt ein bedauerliches Loch auf der Gegenkante!

Aber Freunde, hier ist ein soeben entdeckter link, für den ich von Euch tatsächlich waggonweise Schampus, zumindest jedoch Lobpreisungen erbitte, da ein Spitzenbuch:

http://www.sau.se/bokladan/stonestudies ... uction.pdf

Das habe ich bislang vergebens in der Unibib gesucht. Ich werds gleich Montag ausdrucken und binden. Allein die Artikel von Pelegrin, Callahan und Nunn sind einfach zu schön! Auch ein Blick wert: Harm Paulsen 1975 auf Seite 14.
Marquardt
"Literatur umsonst und draußen"
Benutzeravatar
Blattspitze
 
Beiträge: 2584
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

Beitragvon Steve Lenz » 25.01.2009 09:33

Waggonweise Schampus kriegste dafür keinen, Marquard. Ich bringe da in einigen Wochen aber einige erlesene Tröpfchen schottischer Provinienz mit...

Danke für den Link! :D
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Kurt A. » 25.01.2009 10:52

Nöö Marquardt, davon kriegste von mir keinen Tropfen Schampus... ich hab das Buch nämlich schon in meinem Gestell stehen... :D

Aber es ist absolut richtig, dass die dort zu findenden Artikel von Pelegrin, Callahan und Nunn absolut toll sind. Gerade Pelegrin und Callahan gehören zu den weltbesten Flintknappern unserer Zeit (von Callahan hat Nunn übrigens die Herstellung dieser Dolche gelernt...). Diese Steinklopfer sind absolut top und schaffen Arbeiten, da kommt einem nur das Augenwasser... Besser nicht dran denken, sonst wirft man noch den Geweihschlägel in den Gulli... Manchmal sind die Sterne schier unerreichbar weit weg...
:wink:
Benutzeravatar
Kurt A.
 
Beiträge: 125
Registriert: 17.01.2009 13:02
Wohnort: Zürich

Nächste

Zurück zu Steinbearbeitung

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste