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Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 12.02.2015 19:52
von Trebron

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 12.02.2015 22:13
von ulfr
Sorry, aber auch das Druidengewand hilft nicht: In der Fachwelt wird die "Flöte" von Divje Babe stark angezweifelt. Die Löcher sind sehr wahrscheinlich von Hyänen hineingebissen worden, dazu gibt es Versuche von Archäologen der Uni Tübingen, bei Bedarf gerne Literaturhinweise. Es gibt auf jeden Fall keine menschlichen Bearbeitungsspuren.

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 13.02.2015 11:36
von ulfr
Albrecht, G. e.a. 1998: "Flöten aus Bärenknochen - die frühesten Musikinstrumente? ArchKorrbl 28, Heft 1, 1-19

D´Errico, F. e.a. 1998: A middle Palaeolithic origin of music? Antiquity 72, 65-79
http://www.ih.csic.es/sites/default/fil ... uity98.pdf

Chase, P.G., Nowell, A. 1998: Taphonomy of a Suggested Middle Paleolithic Bone Flute from Slovenia. Current Anthropology 39, No. 4, 549-553

D´Errico, F. e.a. 2003: Archaeological Evidence for the Emergence of Language, Symbolism, and Music—An Alternative Multidisciplinary Perspective. Journal of World Prehistory, Vol. 17, No. 1, 1-70
http://www.eva.mpg.de/evolution/staff/s ... 03_JWP.pdf

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 12.04.2015 16:42
von ulfr

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 12.04.2015 19:48
von Trebron
Schade eigentlich, ich hätte den Neandertalern eine Flöte gegönnt :1:

:4: Aber wer weiß, vielleicht hat der Neandi , nachdem die Hyäne die Löcher gemacht hatte gemerkt, dass man damit Musik machen kann :neandi:


:mammut2:

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 27.12.2016 18:48
von ulfr
Ja, schon, aber die Musik der Urgeschichte denke ich mir grundsätzlich nicht als schmachtende Tremolo-Orgien auf dem Bärenschenkel, sondern eher wie die Musik der Tonga in Simbabwe (hab ich gerade wiedergefunden): Viele Musiker spielen hier oft nur jeweils einen Ton, und erst der Zusammenklang aller ist mehr als die Summe der einzelnen! Fröhlicher Steinzeit-Jazz!! (Achtung, nix für schwache Nerven):

http://www.eduhi.at/dl/Track_No02.mp3

Mehr tracks hier:

http://neu.8goals4future.at/8GOALS4FUTU ... kthid=7084

Aus dem GEO Artikel im Heft 1/1999: Siankwede, der Mwimbi (Arrangeur, "Herr der Töne" - ihn ereilt die Partitur im Schlaf!) - wird befragt:
"Wie ist die Musik der Tonga entstanden?
"Sie war schon immer da."
Spielen die Musiker was ihnen gerade in den Sinn kommt?
"Nein, nein, da sind feste Regeln"
Wie komponiert der Mwimbi die Stücke?
Siankwede versteht die Frage nicht ...
Wie kommen die Töne in den Kopf des Mwimbi?
"Ich träume sie""


:mammut2: :neandi: :lure:

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 04.06.2018 07:07
von Sculpteur
Zu dem Thema wollte ich mal gerne in die Runde fragen, wer von Euch schon einmal selbst Flöten hergestellt, bzw. rekonstruiert hat und sich mit der Berechnung des Luftvolumens und der Lochungen zwecks Stimmung auskennt? Damit zielt meine Frage natürlich auf Flöten in späteren Epochen und den Flötenbau generell an. Ich wollte deshalb nicht gleich einen neuen Thread zum Thema aufmachen. Mein Fokus liegt zur Zeit auf dem angestrebten Nachbau altägyptischer Flöten.

Danke! :18:

Grüße, Sculpteur

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 04.06.2018 09:43
von ulfr
Moeck, H. 1951: Ursprung und Tradition der Kernspaltflöten der europäischen Folklore und die Herkunft der musikgeschichtlichen Kernspaltflötentypen. Diss. Uni Göttingen

Reprint vom Moeck-Verlag in Celle 1996, ISBN 3-87549-062-2

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 04.06.2018 19:06
von Sculpteur
Danke für den Tipp, Ulfr!

Ausgerechnet der Moeck... - Das hätte ich mir doch wirklich denken können! :4: :D

Grüße, Sculpteur

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 08.11.2018 08:50
von ulfr
Doch ne Flöte?
Muss ich erstmal lesen ...

http://www.academia.edu/37720432/Neandertal_Flute

Re: Neanderthaler - Flöte

BeitragVerfasst: 01.05.2019 08:13
von ringot
ulfr hat geschrieben:Sorry, aber auch das Druidengewand hilft nicht: In der Fachwelt wird die "Flöte" von Divje Babe stark angezweifelt. Die Löcher sind sehr wahrscheinlich von Hyänen hineingebissen worden, dazu gibt es Versuche von Archäologen der Uni Tübingen, bei Bedarf gerne Literaturhinweise. Es gibt auf jeden Fall keine menschlichen Bearbeitungsspuren.

Da muss ich diche ein wenig Kontra geben...
Wir waren mit der Ausstellung "Archeomusika" in Ljubliana wo das Kongress von ISGMA (International Searching Group on Musik Archaeology) und die Kollegen aus Slovenien haben ganz klar bewiesen, das es doch menschlichen Bearbeitungspuren im Form von ausdünnung des Knochenwänden um die Löchen gegeben hat. Dazu sind die Löchen konisch nach aussen und nicht nach innen wie es der Fall wäre wenn diese durch Hyänenbiss versusacht wären.
Diese Ergebnisse wurden mit Tomographie des Knochen festgestellt.
Dazu passt die Lage der Löcher nicht mit irgendeinem Tiergebiss (Kein Bissspuren gegenüber der Löcher). Ich habe lange behauptet, dass dies kein von Menschen ergestellt instrument wäre... Jetzt bin ich anderer Meinung.