Neolithischer Fischer

Vorstellung zur Diskussion

Moderatoren: Nils B., Turms Kreutzfeldt, Hans T., Chris

Beitragvon Roland L. » 18.12.2007 09:29

Moin,
also erstmal muß ich meiner Bewunderung Ausdruck verleihen, die Reko ist wirklich toll! (Naja, und der Jörg mit seiner Statur kann sowas auch gut tragen....)

Zu neuzeitlicher Wetterkleidung für Seeleute kann ich folgendes beitragen:

In Norwegen hat man bis in die 1920er Jahre Kleidung aus Leder getragen, dieses wurde mit Fischtran wasserfest gemacht. Ziegenleder wurde gern verwendet, da es durch seine "lockere" Struktur mehr Fett aufnehmen kann und so seine Wasserdichtigkeit länger behält als Rindsleder. (sagen die Norweger...)
Leinenkleidung wird durch Impregnieren mit Fischöl und Schafstalg wasserfest. Da diese tierischen Fette nicht aushärten, verspröden sie das Material nicht.

gruß,
Roland
Roland L.
 

Beitragvon Hans T. » 18.12.2007 09:59

Da diese tierischen Fette nicht aushärten, verspröden sie das Material nicht


Das scheint mir der Gag dran zu sein. 'Einfaches' Leinöl härtet durch Oxidation aus. Leinöl auf Leinwand = Ölgemälde. Da muss noch irgendwas im Leinöl gewesen sein, dass diese Härtung zumindest verzögert - oder es war doch ein Öl, dass nicht so durchhärtet.

H
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Benutzeravatar
Hans T.
 
Beiträge: 1599
Registriert: 05.12.2005 23:31
Wohnort: Nürnberg

Beitragvon Chris » 18.12.2007 10:44

Fischtran wäre für Fischer ja auch zu besorgen gewesen, denke ich - Leinöl wird da schon schwieriger, muß erworben werden.....
Me transmitte sursum, Caledoni!
Benutzeravatar
Chris
 
Beiträge: 841
Registriert: 24.04.2006 09:52
Wohnort: Halstenbek

Beitragvon ulfr » 18.12.2007 10:57

Jo, überzeugende Reko. Für eine wasserdichte neolithische Fischerkleidung würde ich allerdings auch ganz andere Materialien in Betracht ziehen, wenn ich mir die entsprechende Kleidung der Inuit ansehe, dort wurden Robbendärme und Vogelbälge sehr fein mit Sehnenfaden vernäht, eingefettet ergibt das ein 100% dichtes, sehr leichtes "Ölzeug". Zu bestaunen z.B. im Dänischen Nationalmuseum in Köbenhavn.
LG
ULFR
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
 
Beiträge: 5321
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau

Beitragvon Steve Lenz » 18.12.2007 11:08

In der NHG gab?s (oder gibt?s noch) eine Ausstellung über Sibirier. Die haben auch Mäntel aus Därmen oder Schuhe aus Fischleder an.

Was gerade an Jörg in dem Outfit strange aussehen würde wären neolithische "Flip-Flops", wie man sie in Feuchtbodensiedlungen gefunden hat! :D
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Hans T. » 18.12.2007 11:22

Mantel aus Fischleder ( eine Karpfen-Unterart). 2. Hälfte 19. Jhd. Bestickt.
Kulturträger sind die Nivchi.

Bild

Siehe virtuellen Rundgang in unserer Völkerkundeabteilung:

http://www.naturhistorischesmuseumnuernberg.de/rundgang_voelk/a_0_Welt.htm

H.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Benutzeravatar
Hans T.
 
Beiträge: 1599
Registriert: 05.12.2005 23:31
Wohnort: Nürnberg

Beitragvon Steve Lenz » 18.12.2007 11:28

Habe ich mich da jetzt vertan? Meinte mich an eine "Regenjacke" aus Darm oder Blase(n) und Stiefeln aus Fischleder zu entsinnen!? Jedenfalls eine sehr schöne Ausstellung.
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon ulfr » 18.12.2007 11:29

Die Flip-Flops von Allensbach waren aus Lindenbast geflochten, ich weiß nicht so recht, ob das überhaupt richtige Schuhe waren. Meine Nachbauten zeigten nach einer Woche intensiven Tragens auf Sand- und Grasboden eine deutliche Tendenz, sich gleichmäßig über das Universum zu verteilen. In Livland des 19. Jhd. waren Lindenbastsandalen die "Schuhe" der ganz armen und alten Leute, Marke "Sie tanzten nur ein Wochenende", in anderen Gegenden trug die Braut solche Schlappen zur Hochzeit, und nur zu diesem Termin.
Könnte ich mir allenfalls als zusätzliche Iso- und Grip-Sohlen beim Gehen über blankes Eis vorstellen, dann scheuern sie evtl. nicht so schnell durch.

Lange schallts im Netze noch
unser Forum lebe hoch

(Die Mit-UHUS unter uns werden sich erinnern)
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
 
Beiträge: 5321
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau

Beitragvon Chris » 18.12.2007 11:36

wegen einer Kleidungsrekonstruktion aus Fischleder müsst ihr mit mir noch etwas Geduld haben - Jörg sammelt fleißig Aal-, Hecht- und Lachshäute für mich. Die Gerberei kommt demnächst in Gang, dann kanns weiter gehen.
Menno, man braucht ganz schön viele Fische für eine Bluse :?
Me transmitte sursum, Caledoni!
Benutzeravatar
Chris
 
Beiträge: 841
Registriert: 24.04.2006 09:52
Wohnort: Halstenbek

Beitragvon Steve Lenz » 18.12.2007 11:38

O-Ton Willi Fuchs (Samuraigruppe Takeda, Düsseldorf) über japanische Reisstrohsandalen (waraji): "Die halten von 12 bis Mittach." :lol:

Gab?s da nicht noch welche aus einem Stück Nacken? :roll:
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon ulfr » 18.12.2007 11:42

reisstrohnacken?

Oder meinst Du die von Buinerveen (endneol. bzw. frühBZ), die Chris als Vorlage für Jörgs genommen hat
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
 
Beiträge: 5321
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau

Beitragvon Chris » 18.12.2007 11:55

die Schuhe hat Jörg sich selber gebaut :D
Me transmitte sursum, Caledoni!
Benutzeravatar
Chris
 
Beiträge: 841
Registriert: 24.04.2006 09:52
Wohnort: Halstenbek

Beitragvon Steve Lenz » 18.12.2007 13:37

reisstrohnacken?


Nei-en! :lol: Aus Nackenleder! Wo habe ich sowas nur schon mal gesehen? Habe ich sowas schon mal gesehen? Meine, sowas schon mal gesehen zu haben! :?

Chris: Zitteraal?
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Steve Lenz » 17.08.2008 17:12

Wie viele Häute stecken eigentlich in dieser Arbeit (Jörg ist nicht der kürzeste und schmalste welcher!)?
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Chris » 29.07.2009 20:37

Wie viele Häute stecken eigentlich in dieser Arbeit?


finden Sie die 7 Ziegen, die hier versteckt sind ;-)

Bild

getragen und nachgefettet gefallen mir die Sachen übrigens viel besser als auf meinen Fotos :oops:
Me transmitte sursum, Caledoni!
Benutzeravatar
Chris
 
Beiträge: 841
Registriert: 24.04.2006 09:52
Wohnort: Halstenbek

VorherigeNächste

Zurück zu Vollrekonstruktionen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste