Kämme aus Schneeballrütchen

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Beitragvon Manu » 07.09.2009 08:39

So, jetzt hab ich das nochmal im Doppelpack versucht:

Bild

Das mit der Kerze ist genial. Und jetzt kann man sich auch viel besser kämmen, der erste war etwas mikrig. Der hier liegt gut in der Hand und ist auch von der Breite her gut annehmbar. :D
Manu
 

Beitragvon Trebron » 07.09.2009 09:17

Hi Manu, der schaut gut aus. Freut mich, dass Du das mit der Hitzesteuerung mittels Kerz gut hin kriegst.
Schätze ich da richtig, dass die Zinken gerade mal 1,5 mm stark sind?
24 Zinken auf 62 mm + Abstand :shock: Das brauch zarte Fingerchen zum Verknoten.

Hast Du da als "Band" eine zweifarbige Bastschnur genommen ?

Gruß

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Beitragvon Manu » 07.09.2009 10:23

Hallo Trebron,

ja, so knapp 1,2 mm pro Zinke. Beim vierteln bleibt nicht viel von dem Schneeballrütchen übrig. Zum Zusammenhalten habe ich auch lt. Fund halbierte Schneeballrütchen genommen.

Gebunden hab ich mit gezwirntem Bast, aber einfarbig, das wirkt so, weil ich im Zimmer eine starke Sonneneinstrahlung hatte.

Dünne Fingerchen habe ich eigentlich nicht, und ich muß zugeben, das Zusammenbinden ist eine echte Friemelei. Allerdings ist das auffriemeln meiner Wapiti-Sehnen, was ich grad mache, auch eine Fusselarbeit, macht aber Spaß. Jetzt brauche ich dann bald Tipps, wie man am besten mit Sehnen näht. :idea:

Gruß Manu
Manu
 

Beitragvon Claudia » 14.09.2009 10:26

Sieht wirklich toll aus! Bis vor kurzem wußte ich noch gar nichts von der Existenz dieses Kammmodells und war ziemlich überrascht, als ich vorletzten Sonntag im Landesmuseum in Zürich welche gesehen habe.
Gefällt mir sehr, so einen will ich auch!
Claudia
 
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Beitragvon Trebron » 14.09.2009 10:42

Hallo Manu,

wäre es möglich, mal so eine Beschreibung über die Herstellung zu schreiben ? Länge und Durchmesser des Ausgangsmaterials ( Rütli ), vor und nach dem Schälen........ :strickdachs:

Grüßle

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Beitragvon Manu » 14.09.2009 13:41

Hallo,

danke, aber ohne die Hilfe von ulfr hätte ich es nicht geschafft. Ich geh da ja immer ganz pragmatisch vor. Zunächst mal suche ich einen Schnellballbusch. Den erkennt ihr im Moment daran, daß seine Beeren oft gemischt sind, schwarz und rot. Seine Blätter sind dick und haarig, ebenso die `Rütchen`bzw. Austriebe. Sollte es da Probleme geben, kann ich dann auch gerne ein Bild reinstellen. Die einjährigen Rütchen schneide ich ab und schäle sie. Dann werden sie geviertelt. Danach ein Rütchen halbieren, um sie um den Kamm zu binden. Lindenbast sehr fein zwirnen. Vielleicht sollte man am Anfang erst mal einen Kamm mit 12 Zinken machen, um ein Gefühl für das Binden zu bekommen. Die Rütchen werden in der Mitte v o r s i c h t i g gebogen. Hat man starke Fingernägel, dann leicht an der Innenseite ankratzen/abkratzen. Das bekommt man ins Gefühl. Dann wie auf dem Bild ineinanderlegen und die halbierten Schneeballrütchen um die Zinken legen. Das Binden ist das Schwierigste. Am besten das unterste halbierte Rütchen (etwa in der Mitte des Kammes) einmal biegen und wieder öffnen. Dann kann man sehen wie breit gewickelt werden muß. Danach von links nach rechts immer den linken teil der geviertelten Rütchen mit dem Lindenbastzwirn im Kreuz anbinden :roll:
Das ist der Knackpunkt, der nervig ist. Fest ziehen, aber nicht so fest, daß der Bast reißt, vorsicht ! Also erst alle linken Zinken nacheinander und dann folgend alle rechte Zinken anbinden (Achtung auch oben in der Biegung sollten die Rütchen eng ineinander liegen). Wenn man das hat :evil: darf man einmal kräftig durchatmen.
Vorsicht, daran denken, daß auch hinter dem Kamm die halbierten Rütchen mit eingebunden werden. Um das Prinzip zu verstehen, muß man es wohl mehrmal probieren, ich mußte jedenfalls ein paarmal wieder alles aufmachen. Wenn man den hinteren Teil nicht gleich mitbindet, muß man zustätzlich nochmal `zurückbinden` und dann wird der Kamm recht dick.

Erst wenn gebunden ist, sollte man die Zinken abschneiden. Danach, wie Gott sei Dank von trebron empfohlen, über einer Kerze vorsichtig anbrennen und gleich wieder ausblasen (kommt mir immer vor wie bei meinen Räucherstäbchen) So hat man das Härten gut im Griff und man kann die Haare viel besser kämmen. :idea:

Also, wenn das jetzt zu wirr ist, meldet euch gerne bei mir und ich versuche es aufzudröseln.

Natürlich kann auch anderes Bindematerial genommen werden. Eine feine Leinenschnur oder Nesselschnur oder....

Die Grösse bei meinem Kamm ist Breit 6,4 und Höhe 6,8 aber ich denke, daß das zunächst nicht den Ausschlag geben sollte.

Also, viel Spaß und ich würde mich freuen, wenn es klappt. Vielleicht mit Bild.

Grüssle Manu
Manu
 

Beitragvon Trebron » 15.09.2009 09:38

Danke Manu,

ich habe zwar nur den "einfachen Schneeball" im Garten, leider nicht den "wolligen", aber ich denke der geht zur Not auch. mal sehen, was ich da ernten kann. 15 cm Länge pro "Rütli" sollten wohl ausreichen ? 3 für die Zinken und 2 für die Querbindung. Heute Abend werde ich mal Bestandsaufnahme machen.
Hat man da auch Schößlinge von anderen Sträuchern verwendet, oder gibt es einen Grund, weshalb Schneeball ?

Gruß

Trebron
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Beitragvon Manu » 15.09.2009 10:02

Hi Trebron,

das ist eine gute Frage !

Soweit ich weiß, sind die Kämme immer aus dem wolligen Schneeball. Den besten Schneeballbusch mit den härtesten und biegsamsten Rütchen hab ich übrigends im Schwarzwald bei einem Spaziergang gefunden. Sie (die Büsche) lieben feuchten Untergrund, der stand in der Nähe eines Bächleins.. Aber auch bei uns am See hinten im Wald gibt es viele Schneeballbüsche, so daß ich meinen im Garten bis im Winter schonen kann :o

Beim Verarbeiten hatte ich immer das "Gefühl", daß der Schneeball besonders wiederstandsfähig und doch noch einigermaßen biegbar ist, evtl. hat das was mit den Fasern zu tun.

Sind denn nicht auch die Pfeile vom Ötzi aus Schneeball?

Demnächst hole ich mir nochmal Rütchen und schau mal wie ein anderes z.B. Haselnuss sich dehnen läßt. :nähen:

Wir bräuchten unbedingt auch mal einen SMILIE mit Pflanzen, die müssen nämlich sehr herhalten bei unserer Arbeit.

Grüssle Manu
Manu
 

Beitragvon Trebron » 15.09.2009 10:30

Wenn ich richtig gesehen habe, steht im Grüngürtel um unseren Friedhof auch der Wollige und auf meinem Bogensportgelände habe ich den Hartriegel ( auch Pfeiletauglich ). Da werde ich mal ernten und sehen was draus wird.
Möglicherweise haben "Andere" da auch schon Erfahrungen gemacht. :wink:

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Beitragvon ulfr » 15.09.2009 10:32

Genau, Manu, Schneeball ist eines der elastischsten einheimischen Hölzer, aber gleichzeitig relativ hart, es ist also für Rütchen die Optimalbesetzung. Ötzis Pfeile waren aus diesem Material. Schneeball liebt kalkreichen Boden.

Verwendet wurden jedoch für Kämme auch andere Hölzer, wenn auch in geringem Anteil:

Buche

Heckenkirsche, Hasel, Eiche, Schneeball (in einem Kamm!)

Kirsche (prunus avium), das ist der, der mit Rinde und Pech zusammengeklebt war
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Beitragvon Manu » 15.09.2009 11:07

Danke :o War mir so mit Ötzi?s Pfeilen.

Verwendet wurden jedoch für Kämme auch andere Hölzer, wenn auch in geringem Anteil:

Buche

Heckenkirsche, Hasel, Eiche, Schneeball (in einem Kamm!)


Also meinst du jetzt es gibt nur einen Fund aus Schneeballholz? oder meint "in einem Kamm" ,daß der ganze Kamm aus Schneeballholz ist? :aha:
Manu
 

Beitragvon ulfr » 15.09.2009 11:45

Nein, ich meinte: in EINEM Kamm, also vier verschiedene Holzarten in einem Exemplar (Arbon Bleiche 3)
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Beitragvon Manu » 16.09.2009 08:05

Morgen,

oh sorry, meine Schuld :oops:

Auf die Idee bin ich jetzt gar nicht gekommen, aber das ist ja interessant. Das muß ich Näher ansehen.

Wahrscheinlich war damals eben nicht vorgeschrieben, wie M A N einen Kamm zu machen hat. :panik:
Manu
 

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