Hosen in der Hallstattzeit

Moderatoren: Nils B., Turms Kreutzfeldt, Hans T., Chris

Beitragvon Hans T. » 03.10.2006 19:14

Der Rutscheffekt entsteht nicht durch Stoffeigenschaften, sondern schlicht durch die kegelförmige Form des Oberschenkels. So elastisch kann gewebtes Material gar nicht sein, egal welche Bindung, um das aufzufangen. Geht nur mit Nylon etc. Eine hilfsweise rezente Vorgehensweise gibts allenfalls bei bestimmten Verbandstechniken ( Stichwort Kornährenverband), die aber auch das Verrutschen nur mininimiert, aber nicht verhindert.

@Armin, die Bändsel an den Originalen sind UNTEN. Man steckt die Leggins vorne in die Schuhe und sichert mit den Bändseln ein Verrutschen an den Fersen. Oben ist nix dran und auch nicht erkennbar. Man könnte von einzelnen, losen Strumpfbändern ( siehe Frühmittelalter/weibl.) ausgehen für unter die Knie. Oben ist der Weg des Strapses bis zu einer befestigungsrelevanten Stelle allerdings recht weit. An einer Untertunika geht das nicht, das Strapsband muss schenkelnah verlaufen und wirklich an einer Art Strumpfgürtel befestigt werden. Ötzi- oder Blauer-Engel-mässig, anders gehts nicht. Ich habs zudem bereits ausprobiert, mit richtigen Beinlingen meiner Paläolithikums-Ausstattung. Es geht nur mit 'Untergürtel'. Und das gefällt mir hallstattmäßig nicht. Noch...?

Hans
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Benutzeravatar
Hans T.
 
Beiträge: 1599
Registriert: 05.12.2005 23:31
Wohnort: Nürnberg

Beitragvon Steve Lenz » 03.10.2006 21:05

Bei den von mir erwähnten minoischen Beinlingen ist beim Einstieg eine Wicklung gezeigt. Jedenfalls sind mehrere horizontale Linien dargestellt, welche ich persönlich als Wicklung interpretiere! Muß ja nicht fester Bestandteil der Beintüllen selbst gewesen sein sondern können externes Zubehör! :idea:

Ich habe Vergleiche bei meinen paläolithischen Hirschlederbeinlingen gezogen - die sind (mittlerweile) recht satt sitzend geschnitten und halten auch ohne die Schnürung zum (Lendenschurz)-Gürtel. Aber Hirschleder hat einen anderen Reibungswiderstand als beispielsweise Wollköper. Aber ich werd?meine Methode mal auf Praxistauglichkeit testen...

Und, Hans, ganz ehrlich:

Wieso eigentlich nicht Lendenschurz und Beinlinge? Halte ich eigentlich für plausibel!
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Hans T. » 04.10.2006 08:57

Na nix gegen Beinlinge, aber diese in der Diskussion stehenden Dinger sind dafür deutlich zu kurz. Was man auch nicht vergessen sollte, sind die Fundumstände und - ort: Hoch droben auf der Alm! Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob solche Leggings überhaupts was für die Flachlandhallstätter sind und ob sie nicht eine Spezialausrüstung für den Winter auf dem Berg sind. Dafür sprechen ja die mehreren Lagen. Ich hab's ja schon angedeutet: Ich denke, das der Hallstatthochgebirgler tatsächlich ein vollständiges Beinkleid (ggf. Beinling, aber bis nach oben!) trug und darüber dann diese kurzen Beinlinge, wie Gamaschen, die man früher bei Schnee und Matsch trug.

Hans
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Benutzeravatar
Hans T.
 
Beiträge: 1599
Registriert: 05.12.2005 23:31
Wohnort: Nürnberg

Beitragvon S. Crumbach » 04.10.2006 09:10

Hallo Hans,
die Beinlinge sind nicht so kurz wie auf der Reko-Zeichnung. Bei einer Durchschnittlichen Körperhöhe von 165 cm gehts bis zu einer Handbreit über Knie.
S. Crumbach
 

Beitragvon Steve Lenz » 04.10.2006 09:39

Ich denke, das der Hallstatthochgebirgler tatsächlich ein vollständiges Beinkleid (ggf. Beinling, aber bis nach oben!) trug und darüber dann diese kurzen Beinlinge, wie Gamaschen, die man früher bei Schnee und Matsch trug.


Da würden aber organische Materialien mehr Sinn machen! :idea: Oder wenn textil, dann was anderes als relativ dünner Wollköper. Die Originale sehen zudem nicht aus, als ob sie durch Schnee und Matsch getragen wurden! :idea:
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Beitragvon Hans T. » 04.10.2006 10:51

Steve, guck dir mal Gamaschen und Wickelgamaschen aus dem 19.Jahrhundert und Anfangs des 20. Jhd an, sowohl für gebirglige als auch für militärische oder zivile Verwendung: Wolle, oft als Filz. Und die Originale stammen vom Rieserferner, damals zwar gletscherfrei, aber nicht schneefrei.

Wolle wird oft unterschätzt. Nasse Wolle wärmt besser als nasses Leder. Ich bin jahrelang Wildwasser gefahren mit Wollsocken an den Füssen - besser als Neopren.

Grüße
Hans
Zuletzt geändert von Hans T. am 11.03.2007 12:42, insgesamt 1-mal geändert.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Benutzeravatar
Hans T.
 
Beiträge: 1599
Registriert: 05.12.2005 23:31
Wohnort: Nürnberg

Beitragvon Steve Lenz » 04.10.2006 11:39

Trockene Wolle unter (!) gefettetem Leder (oder Fell) wärmt noch besser als nasse Wolle! Bei den Funden war doch noch ein wollener Innenschuh dabei, oder? :idea:

Ich seh?die Teile schon als eigenständiges Standard-Bekleidungsstück und nicht als alpine Sonderausstattung. Die würde m.E. darüber gezogen werden!
Benutzeravatar
Steve Lenz
 
Beiträge: 3162
Registriert: 05.12.2005 14:18

Vorherige

Zurück zu Beinkleider

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast