Pelz-/Fellkleidung

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Beitragvon S. Crumbach » 02.12.2008 10:11

Hmmm in der Eisenzeit gibt es im Norden reichlich Funde von Fell/Pelz Capes. (Erhaltungsbedingungen)

Die Qualität ist sehr verschieden - es sind auch wirklich feine Fellchen dabei.

Alle Capes sind - mit einer bereits genannten Ausnahme - aus Schaffell.
S. Crumbach
 

Schaffell-Cape

Beitragvon Joze » 02.12.2008 14:45

Hallo!

Fühle mich "berühigend" weil bin am diesen Tagen gerade bei Arbeit einer Schaffell-Cape (WinterKopfbedeckung).

Grüsse!

Joze
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Beitragvon Chris » 02.12.2008 20:38

S. Crumbach hat geschrieben:Hmmm in der Eisenzeit gibt es im Norden reichlich Funde von Fell/Pelz Capes. (Erhaltungsbedingungen)

Die Qualität ist sehr verschieden - es sind auch wirklich feine Fellchen dabei.

Alle Capes sind - mit einer bereits genannten Ausnahme - aus Schaffell.


nicht die einzige - der Pelzschulterkragen aus Damendorf (zum kurzen Rock) ist auch aus Rehfell, der des Jungen von Kayhausen aus Kalbfell :D
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Beitragvon Claudia » 02.12.2008 21:30

Aus Dänemark gibts noch einen Umhang aus Rinderfell, wenn ich nicht irre. Das ist in der neuen Ausstellung im Kopenhagener Nationalmuseum im selben Raum wie die Huldremose-Frau. War das Karlby Mose?
Ich hab dummerweise kein Foto davon gemacht...
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Beitragvon S. Crumbach » 03.12.2008 07:37

Stimmt, das Kälbchen war da auch noch ... ich hatte spontan nur Damendorf und die Auflistung von M. Hald im Kopf ....
S. Crumbach
 

top cape

Beitragvon sebastian » 03.12.2008 12:25

joze, cape ist nix für den kopf, sondern für die schultern.
so wie bei supermann, oder so ;o)

rehfelle würd ich auf gar keinen fall heutzutage empfehlen, die
haare fallen in massen ab und bröseln rum... ist nicht wirklich gesund.

was die vererbungslehre angeht, ist natürlich alles spekulation....
aber zum einen gehe ich davon aus, dass die menschen damals auch
mehrere garnituren kleidung hatten, aber wohl nur eine mit ins grab
bekamen....oder gibt es hinweise, dass neben der leiche noch ein
päckchen mit wechselklamotten fürs jenseits lag ?
bei dem aufwand, den die herstellung von textilien verursacht, halte ich
es für abwegig, dass die übrigen kleidungsstücke nicht weiter genutzt
worden wären.
bei manchen funden kann ich mir auch durchaus vorstellen, dass sie
extra für die grablege angefertigt wurden...

sebastian
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Beitragvon Joze » 03.12.2008 14:37

Hallo!

auf Keltenfest Schwarzenbach habe ich von einer Studentin von Wiener-Keltologie eine Replike Schaffellmütze gesehen. Jedenfalls ist aus Bereich "Fell-Kleidung (Mütze)" Funde von einer Barette aus Hallstatt auch bekannt. Die Wiener NHM Textil-Scrippten kenne ich. Also - zur Zeit interessiere mich mehr für die Fell-Mützen und was eine "Cappe" bedeutet, habe nicht gewusst (wegen Sprache). Danke um Erklärung :wink:
Rehfell ist heutzutage sicher nicht so praktisch. Es gibt aber noch mehrere "Wild-Tiere" und wegen "Grab-Rittus-Kleidung" spekuliere ich in gleicher Richtung - wie du, Sebastian. Wenn man denkt, dass "Fell&Pelz"-Kleidungen mehr oder weniger in Moor-Gebieten vorkommen (mit Ausnahmen durch Salz konservierte Funde aus Hallstatt und Dürrnberg) und wenn wir aus Grabbeigaben aufgrund mehreren Indizien postulieren, dass die Leichen mit Textilien bekleidet waren, gibt es einen Schluss, dass die leichen nicht in "feste Winterausrüsstung" ausgestattet waren und jetzt haben wir heute einen kleinen Problem: wie man sich warm und historisch korrekt für Winter anziehen muss (Zeitstuffe: Eisenzeit).

Grüsse!

Joze
Joze
 

Beitragvon Claudia » 03.12.2008 16:15

sprachliche Erklärung:
Kappe = Mütze, Kopfbedeckung
Cape= Umhang, Mantel

es gibt noch den mittelalterlichen Begriff "Cappa", der auch einen mantelartigen Umhang bezeichnet.

Alles nicht so einfach mit der deutschen Sprache :-)
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Beitragvon Dain II. » 03.12.2008 18:32

Ich denke das viele Kleidungsstücke in diversen Trachten aus Fell bestanden. Ein paar Bsp.:

-Thrakien: Die Zatteln an den Stiefeln (Epomides) sollen aus Ziegenfell gewesen sein. Die Kappe (Alopekis) wurde aus Fuchsfell gefertigt. Als Xenophon im Winter durch die thrakischen Gebiete Kleinasiens und Thrakiens zog meinte er sie wärme ganz vorzüglich und er verstünde jetzt warum die Thraker diese eigentümliche Tracht trugen über die sich die Griechen gerne lustig machten. Außerdem sieht man auf Vasenmalereien immer wieder Schaffellwesten (Haarseite nach außen).

-Skythen: Auf dem Pektorale von Tolstaja Mogila wird ein Fellklappenrock genäht, außerdem gibts die im Fundgut der Altai Skythen.

-Hallstatt und Latenekultur: Kopfbedeckungen aus Schafspelz finden sich im Fundgut. Meiner Meinung nach könnte der Cucullus, der spätestens ab der Spätlatenezeit belegt ist, aus ölgegerbtem Schafsfell gefertigt worden
sein (Haarseite nach innen). Auch die norisch-pannonische Trachtenmütze wurde scheinbar aus Fell hergestellt (Schaf oder Bär bswp.)

-Germanen: Tacitus beschreibt bei germanischen gentes an der Grenze zum Imperium Romanum nachlässig gearbeitete Pelzüberwürfe, bei denen die sich eher im inneren Germaniens befinden kunstvoll gekürschnerte Überwürfe. Dann noch die Moorfunde die Sylvia schon erwähnt hat. Die visigotischen Gemeinschaften trugen angeblich eine eigentümliche, übel riechende Pelztracht. Später dann wären noch die Ulrich und Afra Funde zu erwähnen und (wenn man den noch zu den Germanen rechenen mag) den Schafsfellmantel für die Jagd vom ollen Karl.

-Ausserdem noch die Funde von Moscevaja Balka die wahrscheinlich repräsetantiv für einige frühmittelalterliche Reitervölker wie Awaren, Bulgaren, Chasaren, Alanen etc. genommen werden können. Da finden sich bei Männern (Schnitt untescheidet sich nach Alter der Bestatteten) auch Kaftan-Übermäntel aus Schafspelz (Haarseite nach innen).

Ich jedenfalls bin der Überzeugung das nach Möglichkeit mehr oder weniger gut verarbeitetes Fell für Kleidung in allen Zeiten verwendet wurde, sei es jetzt Winter/Jagd/was-auch-immer Kleidung aus vermutlich niederen Pelzarten (Stichwort Schaf, Rind) oder repräsetative Kleidungsstücke Mütze bspw. aus edeleren Pelzen (Fuchs, Otter, Hermelin etc.).

lg Stephan
Dain II.
 

:))

Beitragvon Joze » 04.12.2008 12:48

Danke Leute! :wink:

Claudia - danke! Also: Cape =Umhang (Mantel) und nach ihren Berichten sollen Fellmantel in allen Zeitstuffen belegt sein. Das klingt nützlich für mich!
So wie habe auch schon afgeschrieben - kenne einige eisenzeitliche Fell-Funde (die Mützen aus Hallstatt und Dürrnberg) - was für komplette korrekte Darstellung zu wenig ist.

Grüsse!

Joze
Joze
 

Gutes Text:

Beitragvon Joze » 05.12.2008 14:36

Hallo Sylvia!
Habe einen guten Text von dir dazu gefunden (Crumbach,2006):

http://home.arcor.de/crumbach/rekonstru ... entel.html

und über Cape wieder in deinem Text (Textilverarbeitung aus Eisenzeit, Crumbach, 2003) hier auf S. 9:

http://www.lukbal.at/UFG/Eisenzeit/Best ... tTexte.doc

Habe schon vor Zeit entdeckt - du schreibst sehr gute Texte!

Uns hilft auch Bildnis aus einer umfangreichen Quelle - Bildnissen auf römischen Münzen - "ein Barbar" - bärtiger Gallier mit Fellumhang (Lt d3 - Augusteisch):
http://archive.sixbid.com/home/auctions ... 417h00.htm

noch hier auf S- 58/59 - "Moor und Torf in der Volkskultur des steirischen Ennstales in vergleichenden europaischen Bezügen" Autor Hermann Van Aker-Quesar, DIS, Graz, 1995:
http://alo.uibk.ac.at/filestore/servlet ... KRWLMGKVSP

Grüsse!

Joze
Joze
 

Beitragvon Fredewulf » 18.01.2009 13:24

Ich hab jetzt versucht einen Schulterkragen aus einem Rehfell herzustellen und bin an der absolut miesen Qualität jenes Rehfells gescheitert.
Bei gewöhnlichem Schaffell hab ich irgendwo Bedenken darin auszusehen, als wäre ich mit einem Dekupitus-Kissen angezogen. Ob da Heidschnucke eine gute Wahl ist? Immerhin ist dies von den mischwolligen Schafen noch am einfachsten zu besorgen.
Fredewulf
 

Beitragvon Chris » 18.01.2009 15:15

die Pelzcapes bestehen ja nicht aus langfelligem Schaffell mit sooooolchen Zotteln, sondern aus (Lamm-)Fell mit kurzer, feiner Wolle
eine Haarlänge von etwa 2-3cm lässt niemanden aussehen wie eine Mischung aus Yeti und Dekubitus-Kissen :lol:

Bsp.: Bild
Zuletzt geändert von Chris am 18.01.2009 15:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: :))

Beitragvon Chris » 18.01.2009 15:18

Joze hat geschrieben:So wie habe auch schon aufgeschrieben - kenne einige eisenzeitliche Fell-Funde (die Mützen aus Hallstatt und Dürrnberg) - was für komplette korrekte Darstellung zu wenig ist.

Joze


aus dänischen Moorfunden gibt es auch noch einige Mützen - u.a. eine aus Hundefell *duck*
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Beitragvon Claudia » 19.01.2009 09:35

Wobei man sagen muß, daß auch die Baby-Lammfelle, die ich für meine Nacharbeitung des einen Capes der Huldremose-Frau verwendet habe, im Vergleich zum Original noch zu langfellig sind. Für das Original sind sehr dünne, kurzfellige Lammfelle mit stark gelocktem Fell verwendet worden. Die Frau, die die Museumsrekonstruktion für das Nationalmuseum Kopenhagen angefertigt hat, hat wohl 12 Persianer-Lammfelle verwendet, weil die dem Original am nächsten kamen.
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