Mythos Seidenstrasse;spektakuläre Ausstellung in Mannheim

Moderatoren: Nils B., Turms Kreutzfeldt, Hans T., Chris, ulfr

Mythos Seidenstrasse;spektakuläre Ausstellung in Mannheim

Beitragvon Dinah B. » 08.02.2008 12:21

Quelle: Die Rheinpfalz vom 08.02.2008 Nr. 33


"Mit einem Mythos befasst sich die Ausstellung ?Ursprünge der Seidenstraße - Sensationelle Neufunde aus Xinjiang, China" in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. Die aus dem Martin-Gropius-Bau in Berlin übernommene Schau umfasst rund 190 archäologische Kostbarkeiten. Alle sind erstmals außerhalb Chinas zu sehen.

Ein Ereignis ist die von den Reiss-Engelhorn-Museen und dem Deutschen Archäologischen Institut in Berlin in Zusammenarbeit mit chinesischen Archäologen konzipierte Schau allemal. Auch wenn von ihrer Arbeit begeisterte Wissenschaftler mit dem Wort ?Sensationsfunde" meist sehr schnell zur Hand sind: Angesichts des vorzüglichen Erhaltungszustandes der oft jahrtausendealten Grabfunde ist das diesmal keine wohlfeile Übertreibung.

Die extreme Trockenheit im Gebiet rund um die riesige, im äußersten Westen Chinas gelegene Taklamakan-Wüste ermöglichte den Fund einiger sehr gut erhaltener und äußerst spektakulärer Stücke. Fein verarbeitete Textilien aus Wolle und hauchzart bemalter Seide strahlen auch heute noch eine farbliche Pracht aus, die manchen Besucher entzücken wird. Mumien, Holzobjekte, Gegenstände des täglichen Lebens wie Essgeschirr, Kämme, Werkzeuge und Waffen sowie Speisereste haben sich überraschend gut erhalten - von Gold und anderen Metallen erst gar nicht zu reden.

Besonders stolz ist man in Mannheim auf die Maske und das prachtvolle Gewand eines wohl im fünften nachchristlichen Jahrhundert verstorbenen, 1,90 Meter großen Mannes und auf die auf etwa 800 vor Christus datierte, luxuriös bestattete Mumie eines acht bis zehn Monate alten Mädchens. Dunkelroter Wollstoff umhüllt ihren auf Filz gebetteten kleinen Körper, den Kopf bedeckt ein innen rotes, außen blaues Häubchen, flache Steinchen verschließen die toten Augen, in der Nase stecken rote Wollflocken.

Ebenfalls beeindruckend: der Bootsfriedhof, der 1934 am Rande des heute verlandeten Lop-Nur-Sees entdeckt wurde. Dort bestattete man vor 4000 Jahren die Toten in Särgen aus Pappelholz, die wie ein umgedrehtes Boot über den Leichnam gelegt und an Stegen festgemacht wurden. Dazwischen standen Figuren aus Holz, die genauso gekleidet waren wie die Verstorbenen.

Erfunden wurde der Begriff ?Seidenstraße" im 19. Jahrhundert von dem deutschen Forschungsreisenden Ferdinand von Richthofen. In Wirklichkeit handelte es sich um ein durch kriegerische Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen immer wieder sich veränderndes Netzwerk von diversen Verbindungen.

Lange bevor sich um 200 vor Christus ein regulärer Fernhandel mit Luxuswaren ausbildete, verbanden diese Seidenstraßen in der ersten großen Globalisierungswelle der Weltwirtschaft Menschen, Waren und Kulturen.

Die Ausstellungsmacher beschreiben die Seidenstraße als ein sich selbst organisierendes Netzwerk, das in seiner Gesamtheit zu keinem Zeitpunkt von einer Stelle aus geplant oder gar verwaltet worden sei. Es bildete über die Jahrhunderte hinweg eine Grundlage für Beziehungen zwischen dem Mittelmeer und dem Gelben Meer - ebenso wie zwischen Sibirien und dem indischen Subkontinent.

Der Aufbau der spannenden Ausstellung folgt den unterschiedlichen Fundorten Schritt für Schritt. Dabei geht es nicht nur um eine mit einzigartigen Ausgrabungsstücken ausgestattete Wunderkammer für den auf Höhepunkte spezialisierten Ausstellungs-Tourismus. Ebenso sorgfältig dargestellt sind Grabungsgeschichte, technische Informationen zu den einzelnen Objekten und die Zusammenhänge, in denen sie stehen. Dass es dabei fast mehr Fragen als Gewissheiten gibt, freut die archäologische Zunft. Hier warte noch Stoff für etliche Habilitationen, wie es bei der Pressekonferenz hieß.

Die Ausstellung

?Ursprünge der Seidenstraße - Sensationelle Neufunde aus Xinjiang, China" läuft vom 9. Februar bis zum 1. Juni im Museum Weltkulturen der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, D 5. Die Schau ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der im Theiss-Verlag erschienene Katalog kostet im Museum 24,90 Euro, im Buchhandel 29,90 Euro."
Dinah B.
 

Beitragvon Chris » 08.02.2008 12:35

:study: Der Katalog lohnt sich - einfach toll!!!!! :respect:
Me transmitte sursum, Caledoni!
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Beitragvon Fridolin » 08.02.2008 13:24

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Beitragvon Nils B. » 11.02.2008 21:50

Habe heute meinen Katalog bestellt, morgen hab ich ihn in Händen *giiier!*.
Allein schon die Farben der Textilien... Unglaublich!
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Nils B.
 
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