von Sculpteur » 16.10.2022 09:47
Die Steinbearbeitungversuche des Wissenschaftler-Kollektivs Scientists against Myths
Die Scientists against Myths, ein (nach Kenntnisstand des Verfassers) Kollektiv russischer Wissenschaftle) wartet in z.B. Youtube-Videoauftritten, die Spektakulärität vermitteln sollen.
Die Scientists against Myths zeigen in ihren Videos zu Themen der antiken Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbildern teilweise tatsächlich spektakuläres und warten mit teilweise durchaus interessanten Ergebnissen auf. So gelang es einer Künstlerin des Kollektivs, die sich selbst als Bildhauerin bezeichnet, zwei Hartgesteinsgefäße nach altägyptischen Vorbildern mit manuellen Steinbearbeitungsmethoden unter Ausschluss energiebetriebener Geräte herzustellen. Alle notwendigen Arbeitsschritte wurden tatsächlich händisch und durch reine Anwendung von Muskelkraft bewältigt.
Im Sinne der Wissenschaftlichkeit lassen die Methoden und Ergebnisse leider teilweise wesentliche Aspekte vermissen, die dazu führen würden, dass die Ergebnisse und Präsentationen der Scientists against Myths im Bereich der manuellen Steinbearbeitung nach historsichen Vorbildern durchgängig wirklichen Mehrwert (z.B. für die Ägyptologie) bringen.
Streng genommen zeigen die Scioentists against Myths - mit Ausnahmen - lediglich die - beachtenswerten - Möglichkeiten der manuellen Steinbearbeitung mit sog. "primitiven" Werkzeugen, Mitteln und Methoden auf. Die Scientists against Myths verwendeten in ihren Videos dokumentiert für ihre Steinbearbeitungsversuche jedoch stellenweise Materialien, die sich für das alte Ägypten bisher nicht nachweisen lassen (Korund) und modifizierten Werkzeuge stellenweise empfindbar "nach Belieben", bzw. Zweckmäßigkeit.
Diese Art von Vorgehen ist nicht wissenschaftlich. Die Ergebnisse der Scientists against Myths in manchen Bereichen der von ihnen durchgeführten Steinbearbeitung können deshalb auch nicht als Experimente oder Rekonstruktionen, allerhächgstens als Versuche für die Herstellung von Nachempfindungen bezeichnet werden.
Eine Ausnhame bildet z.B. der erfolgreiche Versuch der Bildhauerin des Kollektivs, einen 90°-winkligen Eckkonflikt in ein Stüpck Hartgestein einzubringen: Hierfür verwendete die Bildhauerin des Kollektivs ausschließlich auzthentische Werkzeuge, Mittel und Methoden (mit Ausnahme des Geodreiecks, mit dem sie die Winkelungen vermaß); es kamen ausschließlich Hartgesteinsbrocken, -stücke und Abschläge sowie authentische Schlagwerkzeuge zur Anwendung, um den Eckkonflikt auszuarbeiten.
Hauptkritikpunkte des Verfassers gegen die Ergebnisse und Vorgehensdweisen der Scientists against Myths sind - trotz deren beachtlichen Leistungen im Bereich der manuellen Hartgesteinsbearbeitung - die folgenden:
1. Ergebnisse werden teilweise wie eine "One-Man-Show" vermarktet (O-Ton: "Wir waren oder sind die Ersten, die darüber berichten": Ergebnisse, Erkenntisse und Veröffentlichungen von z.B. Denis A. Stocks, Manchester, der jahrzehntelang grundlegende Vorarbeit im Bereich der manuellen Steinbearbeitung nach Vorbild altägyptischer Methoden und damit echte Experimernatalarchäologie betrieben hat, wurden in den ersten Videos der Scientists agianst Myths zum Thema schlichtweg nicht erwähnt. Der Bezug zu veröffentlichten Vorerkenntnissen anderer Forschender fehlte in den ersten Youtube-Veröffentlichungen der Scientists against Myths teilweise sogar völlig. Dies, obwohl die Scientists against Myths eindeutigen Bezug auf die bereits von Denis A. Stocks geleistete Arbeit (in teilweiser Zusammenarbeit mit Mark Lehner) nahmen.
2. Die Modifizierung von Wekrzeugen, Miteln udn Methoden, um entsprechende oder gewünschte Ergebnisse zu erzielen, ist im wissenschaftlichen und wexperimentalarchäologischen Sinne ein "NO-GO", wenn die so erzielten Ergebnisse nicht rezipierbar entsprechend von den Begriffen Experiment, Rekonstruktion, Replik abgegrenzt werden. Dennoch wendeten die Scientists against Myths diese Praxis mehrfach und auch ausufernd an, z.B. bei der Verwendung von Kroundpulver als Abrassiv, das Hartgestein i.d.R. wesentlich stärker angreifgt als scharfkörniger (oder auch nicht scharfkörniger) Sand; z.B. bei Bau aufwändiger Bohrapparaturen, für die für das alte Ägypten keine Nachweise existieren.
Wesentliche Arberistsschritte wurden von den Scientists against Myths in ihren Videodokumentationen ausgelassen, obwohl Stocks sie bereits vor vielen Jahren dokumentiert hat (z.B. Schleifen und Polieren eines auf einem in den Boden gerammten Holzstock drehbar gelagerten Hartgesteingefäßes).
3. Die Scientists against Myths beachten - ablesbar aus ihren Videos - wesentliche Aspekte der Arbeitssicherheit nicht und warnen auch nicht eindringlich vor den Gefahren der manuellen Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbildern. Damit gefährden die Scientists against Myths dokumentiert auch die Helfer in ihren Projekten teilweise gravierend (z.B: Einatmen stark lungengängiger und damit extrem gefährlicher Stäube).
FAZIT: Die Ergebnisse und von den Scientists against Myths hergestellten Exponate sind
im Hinblick auf die Möglichkeiten manueller Steinbearbeitung durchaus beachtenswert und interessant, bilden im Sinne der Arbeitsmethoden der Scientists against Myths und der von ihnen verwendeten Werkzeuge, Mittel und Methoden jedoch keine Rekosntruktionen und im strengeren Sinne auch keine Repliken. Im Sinne der angewendeten Herstellungsmethoden stellen die Exponate der Scientists against Myths damit lediglich moderne, mit manuellen Werkzeugen, Mitteln und Methoden hergestellte Exponate, die der Experimentalarchäologie und z.B. jedoch Ägyptologie keinen wesentlichen (neuen) Mehrwert bringen.