Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbildern

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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 15.06.2023 11:10

Dokumentation des Vorversuchs zur Nachempfindung eines kleinen Vasenrohlings aus Kalksandstein (Fortsetzung)

- in Anlehnung an altägyptische Vorbilder -

- Hinweis zu zurückliegenden gelöschten Dokumentationen: Aufgrund eines Datenverlusts sind Bilddateien zum Herstellungsprozess des Werkstücks nicht mehr vorhanden -
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 17.06.2023 11:46

Documentation of the preliminary test to reproduce a small vase blank made of sand-lime brick (continued)

- based on ancient Egyptian models -

QUELLEN / SOURCES:

Bücher:
Stocks, Denys A.: Experiments in Egyptian Archaeology - Stoneworking Technology in Ancient Egypt, Verlag Routledge; Taylor&Francis Group, London (UK), 2013 (siehe [B1]).

- Hinweis zu zurückliegenden gelöschten Dokumentationen: Aufgrund eines Datenverlusts sind Bilddateien zum Herstellungsprozess des Werkstücks nicht mehr vorhanden -
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 19.06.2023 12:08

Documentation of the preliminary test to reproduce a small vase blank made of sandlimestone (continuation)

- based on ancient Egyptian models -

- Hinweis zu zurückliegenden gelöschten Dokumentationen: Aufgrund eines Datenverlusts sind Bilddateien zum Herstellungsprozess des Werkstücks nicht mehr vorhanden -
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 23.06.2023 10:37

Dokumentation des Vorversuchs zur Nachempfindung eines kleinen Vasenrohlings aus Kalksandstein (Fortsetzung)

- in Anlehnung an altägyptische Vorbilder -

- Hinweis zu zurückliegenden gelöschten Dokumentationen: Aufgrund eines Datenverlusts sind Bilddateien zum Herstellungsprozess des Werkstücks nicht mehr vorhanden -
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 24.06.2023 10:35

Documentation of the preliminary test to reproduce a small vase blank made of sandlimestone (continuation)

- based on ancient Egyptian models -

The small stone vase made of Baumberger sandlimestone is now finished. The vase will now be signed and dated, as well as measurements (determination of dimensions, volume, weight and documentation of the surface characteristics using macro photographs (if currently technically possible). I will document the following work steps as soon as they have been carried out.

- Hinweis zu zurückliegenden gelöschten Dokumentationen: Aufgrund eines Datenverlusts sind Bilddateien zum Herstellungsprozess des Werkstücks nicht mehr vorhanden -
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Monolith » 29.06.2023 05:59

Tolle Ergebnisse! Du bist künstlerisch sehr begabt.
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 29.06.2023 06:43

Vielen Dank für dieses Kompliment! :18:
Ich bin sehr froh, dass die Vase fertig geworden ist, dass alles einigermaßen geklappt hat und nix gravierend kaputt gegangen ist (gehört manchmal auch dazu).
Im Projekt haben sich viele verschiedene interessante Einsichten und Einblicke ergeben, die sich gut auswerten lassen. :D
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Monolith » 01.07.2023 08:45

Toll! Und kannst Du einige dieser Erkenntnisse in Kurzform mit uns teilen?
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 01.07.2023 09:41

Ja, das mache ich sehr gerne :D

Da die Dokumentierung aufgrund von Verzögerungen durch die zurückliegende Hitzewelle in weiten Zügen von mir noch nachzuholen ist was noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, kann ich das an dieser Stelle gerne zwischenschieben.
Einige wesentliche interessante Erkenntnisse bzw. Erfahrungen haben sich im Herstellungsprozess der Vase ergeben, der in Weiten Zügen nicht unbedingt vorhersehbar war, hier die m.E. wichtigsten:

- wenn historische Artefakte wie "abgedreht" wirken (z.B. ein- oder zweipunktgelagertes Abdrehen, z.B. Drehbank, siehe zum Vergleich eine Drechselbank) sind sie dies nicht zwangsläufig. Das ist von großer Bedeutung für die Einschätzung der Herstellungsmethoden von Artefakten.

- eine der wesentlichsten Erkenntnisse war die sehr gute Bearbeitbarkeit von dem hier verwendeten Weichgestein (gilt aber bei Einhaltung entsprechender Parameter für eigentlich viele Gesteinsarten und -härten) durch die Bearbeitungsweise, die ich erstmal "indirektes Beklopfen" nenne: Nicht das Werkstück wird mit einem anderen Stein beklopft, sondern das Werkstück wird in eine oder beide Hände genommen und z.B. auf einem am Boden liegenden geeigneten größeren Stein "beklopft" und dabei geformt. Diese Erkenntnis ist nicht neu, zeigte sich jedoch erstaunlich in der Ausführung.
Der "Großvater" des Flintschlagens, wie ich ihn nenne, hat diese Technik auch praktiziert (den Link suche ich noch raus).

-Gesteinskanten (rauhe und auch scharfkantig geschnittene etc.) können sehr gut dazu dienen, ein Werkstück kratzschabend zu bearbeiten (vergleichbar ist das in etwa mit der moderneren Edelsteinschleiferei und dem dort angewendeten Facettieren, nur dass sich dabei kein Schleifwerkzeug dreht. Im weitesten Sinne handelt es sich bei dieser Bearbeitungsstechnik von Gestein m.E. um "abrollendes Beschleifen".

- Rundformen aus Stein können bis zu einer bestimmten Größe (abhängig von Material und Größe, resp. Volumen) durch Abrollen mit relativ großer Präzision hergestellt werden. Die Herstellungstechnik eines "abgerollten" steinernen Körpers unterscheidet sich wesentlich von einem abgedrehten (siehe oben), kann aber m.E. (je nach Ausführung) grundsätzlich mit diesem verwechselt werden.

-Bearbeitungen wie die hier im Themenabschnitt durchgeführten erzeugen (je nach Parametern) sehr interessannte Oberflächenstrukturen, die z.B. im Bereich der Restaurierung von Objekten aus Weichgestein sehr interessant sind (z.B. erzeugte das Abrollen des Rohlings aus Baumberger Kalksandstein in Verbindung mit dem verwendeten Quarzsand eine Struktur, die der von bestimmten artefaktischen Klopfsteinen ähnelt.

-besonders interessant war für mich die Anwendung der abrollenden Markierung auf einer eingefärbten glatten Fläche, die sich als Idee im Prozess ergeben und entwickelt hat (siehe Drucktechniken und Rollsiegelprinzip).

- von großer Bedeutung war für mich die Beschleifung eines Rundobjekts in einem mit Abrassivs gefüllten engen Gefäß (z.B. unter Verwendung eines Kuebelbohrers auf den das Objekt aufgeschüttet wird): Im engen Gefäß entsteht bei Anwendung dieser Technik und passenden Parametern automatisch ein Schleifdruck mit dem das Abrassiv auf die zu beschleifende Oberfläche wirkt. Ich kann mir vorstellen (qed), dass sich die Rundheit von Objekten bei entsprechend intensiver Anwendung dieser Technik positiv beeinflussen lässt (siehe zum Vergleich auch Brandungsschleifen und Kollergang). Diese Besrbeitungsweise weist Affinitäten zum Hohlbohren auf und lässt Schlussfolgerungen für die beim Hohlbohren wirkenden stellenweise physikalischen Prozesse zu (siehe Bohrerverschleiß, Bohrerform und Kernausformung).

- kratzschabend lässt sich eine Rundform (hier aus Weichgestein) mit und ohne Anschlagen z.B. an einen Kratzschaber sehr präzise bearbeiten und z.B. effektiv verzieren. Die Methodik unterscheidet sich dabei wesentlich von eigentlich heutzutage üblichen Praktiken von Steinmetzen und Steinbildhauern.

- kratzschabendes Einziehen von Profilierungen an sehr weichem relativ homogenen Gestein ist mit entsprechend geeigneten Zieh- bzw. Schiebschablonen möglich; das ist aber eigentlich keine neue Erkenntnis, sondern stellenweise heute üblich und bekannt (wenn auch vielleicht nicht in dem hier im Thema angewendeten Ausmaß; siehe zum Vergleich das Gipsziehen der Stukkateure).

- zuguterletzt eine Erkenntnis, die bekannt und uralt ist, von vielen Anzweiflern aber nicht geglaubt wird:
Entsprechend ausgebildete Handwerker resp. Kunsthandwerker (u.a.) verfügen häufig über einen ausgeprägten Sinn für Symetrien und Oberflächengüte, die in der Anwendung Ergebnisse erzeugen kann, die wie komplex "vermessen" wirken, es aber nicht zwangsläufig sind.

Außerdem:
-Kupfer ist aufgrund seiner guten Formbarkeit ein sehr dankbares Material in der Weichgesteinsbearbeitung.

Das waren erstmal die wichtigsten Erkenntnisse und Beobachtungen die mir eingefallen sind.

[Nachtrag: Ich finde die Filmquelle zum Flintschlagen leider nicht wieder. ich hatte das hier im Forum irgendwann einmal irgendwo gepostet... :8: ]

[Nachtrag 02.07.2023:]
Ein wichtiger Punkt den ich gestern vergessen hatte: Besonders interessant und aufschlussreich war auch der Bearbeitungsprozess des Aushöhlens der kleinen Vase: Hierfür eignete sich am besten der auf den langen dünnen Rundholzstab (Drumstick aus Hickory) "aufgeschäftete" Kupferring kleinen Durchmessers aus Kupferdraht, 3 mm Durchmesser. Durch Aufrauhen der Oberfläche des Drahts erhielt ich einen effektiven Kratzschaber. Der Stab diente dabei gleichzeitig als "Messwerkzeug": optisches peilen des Anstellwinkels und kontrollieren der Eindringtiefe des Werkzeugs ermöglichten einen guten Überblick über die Ausformung der Aushöhlung (der Stab diente quasi gleichermaßen als Taster). Die Gestaltung des Vasenrandes unterstützte den Aushöhlprozess: Der Kratzschaber konnte so wie ein "Quirl" bzw. Rührlöffel geführt werden, wurde damit gleichzeitig arretiert und rollte sich um die eigene Achse drehend auf dem Innenrand der Vase ab, während Kalksteinmaterial ausgeschabt wurde.
[Nachtrag Ende]
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Monolith » 04.07.2023 05:09

Sehr spannend und viel akkumuliertes Wissen. Dankeschön!
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 04.07.2023 06:27

Danke Monolith! Es freut mich, wenn meine Bemühungen einen Zweck erfüllen und anderen nützen!
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Sculpteur » 04.07.2023 19:36

Vorbereitung der Signierung und Datierung der aus Baumberger Kalksandstein hergestellten kleinen Vase:
Aktuell bereite ich die Signierung und Datierung der kleinen Vase vor, die ich in den letzten Wochen als Nachempfindug bzw. in Anlehnung an altägyptische Gefäße aus Weichgestein hergestellt habe.

Für die "Signatur" ist das Einbringen einer leicht nach innen gewölbten Komposittauschierung in den Vasenboden und ebensolcher in das Deckelchen vorgesehen.

Für die geplanten Tauschierungen ist es mir inzwischen gelungen, zwei winzige, mittels Treiben und Reiben hergestelte sehr dünne Kupferplättchen mit meinem Meisterzeichen herzustellen. Eingelegt werden sollen diese wiederum in eine Tauschierung aus sehr dünnem Edelstahlblech (so ist es jedenfalls geplant), die wiederum jeweils als Trägertauschierung in das Kalksteinmaterial eingesetzt wird.

Die Herstellung der geplanten Tauschierung aus Edelstahlblech für die Aufnahme der Tauschierung aus Kupfer ist jedoch extrem schwierig, weil ich aktuell keine Möglichkeit habe, den Edelstahl bei entsprechend notwendigen hohen Temperaturen weichzuglühen. Hinzu kommt, dass die für die Herstellung der Tauschierungen erforderlichen Handwerkstechniken die FIngerkuppen extrem belasten und m.E. auf Dauer zu Nervenendenüberreizungen bzw. auch Nervenschädigungen führen können (das Hantieren mit den extrem dünnen und entsprechend scharfkantigen Blechen ist außerdem extrem gefährlich und erfordert sehr hohe Konzentration, stark blutende Schnitte bis auf den Knochen, die auch Sehnen und Kapseln durchtrennen können, sind m.E. theoretisch möglich bei entsprechendem Missgeschick: Also Bitte keinesfalls nachmachen!)
Dateianhänge
Komposittauschierung mit Meisterzeichen (1).jpg
Komposittauschierung mit Meisterzeichen (1).
Bildrechte: (C) me. Vinzenz Maria Hoppe, 2023

Erstes Erproben der Möglichkeiten, eine Komposittauschierung mit Meisterzeichen aus Kupferblech und Edelstahlblech herzustellen.
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Re: Historische Steinbearbeitung nach altägyptischen Vorbild

Beitragvon Pitassa » 05.07.2023 16:10

Schön geworden !

Mir ist in Hinblick auf den weiter oben dargestellten, mit einem Gewicht versehenen Fidelbohrer vor einigen Tagen noch der Bericht zu einem altägyptischen Steinbohrer aufgefallen, welcher deinem Fidelbohrer von der Machart her wegen des Gewichtes zwar sehr ähnlich sieht, dabei aber vom Funktionsbereich her offenbar einer anderen Zweckmäßigkeit diente.

Der Beitrag zu dem Steinbohrer findet sich in den Nekhen News, Vol. 27, Oxford 2015, S. 14 - 15.

http://www.hierakonpolis-online.org/nek ... 7-2015.pdf

Seit der Prä- und Frühdynastischen Zeit in Gebrauch. Eine genauere Datierung konnte ich dort nicht finden, aber er dürfte im Präkeramikum einige Bedeutung gehabt haben und wird vermutlich in der Naqada II - III Periode (3600 - 3000 BC) entwickelt worden sein.

Das Zeichen dieses Steinbohrers wurde im alten Ägypten als Hieroglyphe für "Handwerker" verwendet.

:Dachsfrage:
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt
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