von ulfr » 28.10.2009 09:54
Ich hab die Ausstellung gestern gesehen, und ich muss sagen, ich bin schwer enttäuscht.
Einzig positiv: Viele bedeutende paläolithische Funde auf wenigen Quadratmetern, normalerweise müsste man mehrere tausend Kilometer durch Europa fahren, um sie alle zu sehen.
Kritik: Mir fehlte der rote Faden im Ausstellungskonzept. Mal enorme weiße Wände mit Großschriften drauf, dann weiße Hintergründe, dann wieder schwarze, dann wieder weiße mit grünem und schwarzem Zebramuster usw. Unsäglich und noch weiter verwirrend die Verwendung von knastigem Sperrholz und gehobelten Dachlatten als Objektträgermaterial, ich kanns nicht mehr sehen, vor allem weil Holz nun ein Werkstoff ist, der mir vom Bezug her so gar nicht zur Eiszeit passen will, genausowenig wie der schwarze Hintergrund in vielen Vitrinen. Die Objektmontage ist manchmal so hilflos, dass es einen graust. Natürlich ist das nicht ganz einfach, ich weiß sehr gut, wovon ich da spreche,aber die Kunst ist eigentlich, den Gegenstand so zu montieren, dass man es nicht sieht. Hier haben die Gestalter scheinbar oft das Gegenteil versucht. Bei einigen Funden sind gar nicht die kompletten Details und Umrisse zu erkennen, weil auf beiden Seiten ein lieblos hingestopfter scharzer Plastikstab alles verdeckt. Die Lichtführung ist zum Teil indiskutabel.
Zudem fehlten mir bei vielen Objekten Informationen zum Gebrauch. ICH weiß, wie eine Speerschleuder funktioniert, viele Besucher hingegen nicht, wie ich gestern feststellen konnte, es wird ihnen aber auch nicht erklärt. Weder in Bild noch Film. Reine Objektschau eben.
Absolut unterseeisch der "Bastelraum", der etwa ein Fünfzigstel der Ausstellungsfläche einnimmt. Hier wird der Besucher mit weißen Wänden, zerrupften Tierfellen, einem rohen Zunderpilz und einem Eibenbogen (ohne Aufsicht!!!!) vollkommen allein gelassen. Ein wunderschöner Klingenkern lag auf einem Tisch, durch unzählige Schläge auf die Abbaufläche völlig verhunzt, niemand nahm sich der Besucher an oder erklärte ihnen etwas. Gruselig!!
An Kinder hat man anscheinend überhaupt nicht gedacht, die Objekte sind alle sehr hoch montiert, es gibt keine mobilen Trittstufen.
Die Inszenierungen - einmal Grabung, einmal das Zelt von Gönnersdorf - sind mäßig und eher abstrakt (Kieselschüttung unterm Zelt, Pappkartons als Grabungsfläche).
Abgesehen von der Gelegenheit, viele Funde im Original sehen zu können, waren die 10!! Euro Eintritt das rausgeschmissenste Geld des Jahres.
Der Katalog ist einigermaßen geworden, aber da bin ich befangen, weil ich einen kleinen Aufsatz über Flötenrekos drin habe.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
☪️oe✡️is✝️