von Claudia » 26.05.2008 17:40
Dass man mal Fundobjekte in grösserer Anzahl als nur 1-2 jeden Typs zu sehen bekommt, finde ich eigentlich schon schön. Der künstlerische Eindruck ist auch recht stark.
Ich finde es allerdings bedauerlich, dass, um den künstlerischen Eindruck zu erhalten, der Rest des Raums fast frei gehalten worden ist (und wahrscheinlich auch musste, um den freien Blick zu erhalten) von Präsentationen (die zwei Objekte in der Mitte und die eine Wand ist ja nicht so furchtbar viel). Dadurch ist ziemlich wenig Platz für die Vermittlung von Wissen.
Turms, ist das eigentlich die Halle, in der vor dem Umbau des Museums der Neandertaler sass? Wenn ja: Da hatte ich mich schon etwas gewundert, warum die Halle so leer ist und gedacht, da kommt sicher noch deutlich mehr rein, wenn die Bestückung fortschreitet. Dass sie jetzt nicht viel voller wird, hatte ich irgendwie nicht erwartet.
Die Ausstellung "Die Suche" in Dresden fand ich übrigens hervorragend. Einerseits war es ein Riesenspass, mal überall Türen öffnen und reinspingsen zu dürfen und dadurch selbst zu entdecken. Das hat den Leuten offensichtlich einen Riesenspass gemacht und ich habe dort haufenweise Kinder gesehen, die mal vom Museumsbesuch nicht die Bohne gelangweilt waren, sondern im Gegenteil mit Feuereifer dabei. Der Knackpunkt an der Ausstellung war aber meiner Ansicht nach, dass die Ausstellungsstücke durch die ungewöhnliche Präsentation in den Kontext ihres Gebrauchs im täglichen Leben gestellt wurden und vielen Leuten dadurch erst ganz konkret der Gebrauch klar wurde. Es wurde eine persönliche Nähe zur Geschichte geschaffen. Man hat förmlich gesehen, wie bei vielen der Aha-Effekt eintrat und wie die Leute merkten, dass die Leute vor 300 oder 1000 oder 10000 Jahren auch nicht sooooooo viel anders waren als wir und dass die Vorzeit ganz und gar nicht primitiv war. Wie gesagt, ich habe selten so interessierte Kinder (und auch Erwachsene) erlebt.
Die Präsentation in Halle lässt mich von dem, was man auf den Bildern sieht, nicht Ähnliches erwarten. Die Präsentation wirkt zu kühl und schafft zuviel Entfernung. Es ist zu sehr moderne Kunst-Präsentation. Sieht erst mal cool aus, aber man geht (als normaler Besucher ohne Spezialinteressen) schnell vorbei. Ich werde sie mir allerdings auf jeden Fall noch mal in natura angucken (und ggf. berichten, ob sich meine Meinung geändert hat).
Als Missbrauch würde ich es aber auf keinen Fall bezeichnen. Es ist selten genug, dass man in Museen mal wirklich "Masse" zu sehen bekommt. Die Mengen an Keramik der Lausitzer Kultur, die man in Raddusch zu sehen bekommt, fand ich auch toll. Da ist man endlich auch mal in der Lage, Varianzen zu entdecken, die man gar nicht merkt, wenn nur 3 Exemplare ausgestellt sind.
Bei der Beilwand ist dabei allerdings ein Problem, dass viele Teile zu hoch angebracht sind, als dass man sie genau sehen könnte.
Mal zum Bäumefällen im Neolithikum: Kennt jemand von Euch "Tree-Felling in Draved"? Autor fällt mit gerade nicht ein, es ist ein Däne.
Wenn ihr es kennt, was haltet ihr von dem Versuch? Können wir auch gerne in einem separaten Thread besprechen.
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Claudia am 26.05.2008 18:09, insgesamt 2-mal geändert.