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Herrschaftsfreie Ansätze in der Archäologie - Call for Paper

BeitragVerfasst: 07.06.2018 12:37
von Blattspitze
Aktuell aus dem Elfenbeinturm ganz links:
https://www.kultur.uni-hamburg.de/vfg/p ... anarch.pdf
https://anarchaeologie.de/2018/05/19/ca ... iberation/
Ein Workshop am 15.-17. November in Hamburg in Kooperation mit dem Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie Hamburg
Aus dem Call:
„Welche Autoritätsformen sowie Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse des archäologischen Arbeitsalltags können kritisch gewendet und überwunden werden?“
„Welche vergangenen Gemeinschaften … und Gesellschaften … könnten … herrschaftsfrei gewesen sein?“
„Dieser Workshop richtet sich speziell an Bachelor-, Master- und Promotionsstudierende sowie Post-Docs, … .“

Dieser letzte Satz steht für mein Empfinden etwas im Gegensatz zur Erklärung auf der Website
https://anarchaeologie.de/2017/04/10/an ... haeologie/
der Initiatorinnen:
"Wir wollen nicht, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nur von Universitäten an die Öffentlichkeit getragen werden und diese als bloße Konsumenten der Kulturprodukte wahrgenommen werden.
...
Ihr, die Öffentlichkeit, dürft und sollt euer Interesse an Wissenschaft mit ausleben dürfen.
...
Weil wir anarchistische Vorstellungen nicht nur für umsetzbar, sondern eine anarchistische Gesellschaft auch für erstrebenswert halten."

Re: Herrschaftsfreie Ansätze in der Archäologie - Call for P

BeitragVerfasst: 10.06.2018 10:24
von ulfr
Wär ja mal was Neues und ist sicher eine Diskussion wert, auch was die Strukturen innerhalb des Fachs angeht.
Aber warum ist Anarchismus automatisch "links"?
Ich bin, was die Theorie der Anarchie angeht, nicht besonders bewandert, halte jedoch persönlich eine anarchische Form des Zusammenlebens wenn überhaupt nur in Gesellschaften für möglich und praktikabel, die keinen persönlichen Besitz kennen. In dem Moment, wo die Kirschen in Nachbars Garten ins Spiel kommen, ist es in der Regel mit Friede/Freude/Fischbrötchen gelaufen.
Eine anarchisch aufgestellte Gesellschaftsform wäre auch im archäologischen Befund äußerst schwer/gar nicht zu erkennen, zumindest was schriftlose Epochen angeht, oder?

Re: Herrschaftsfreie Ansätze in der Archäologie - Call for P

BeitragVerfasst: 10.06.2018 17:17
von Blattspitze
ulfr hat geschrieben:Eine anarchisch aufgestellte Gesellschaftsform wäre auch im archäologischen Befund äußerst schwer/gar nicht zu erkennen, zumindest was schriftlose Epochen angeht, oder?

Das stelle ich mir auch schwierig vor.
In schriftverwendenen Kulturen wurde die Schrift ja klar als Herrschaftsinstrument genutzt. Cui bono.
Allerdings wird das im Call auch angesprochen: "Welche vergangenen Gemeinschaften (Clubs, Kulte & Familien) und Gesellschaften (heterarchische,segmentäre & egalitäre) könnten in anarchistischer Lesart herrschaftsfrei gewesen sein? Gibt es sie jenseits des Idealtyps in der Form überhaupt oder müssen wir eher von Aspekten sprechen bzw. von Kombinationen verschiedener Modi soziopolitischer Ordnungsformate gleichzeitig und in Verschränkung zueinander ausgehen? Wie lassen sich Räume libertärer Prägung überhaupt identifizieren, wenn bisher vor allem auf Eliten, frühe Staatenbildung und Urbanisierungsprozesse fokussiert wurde?"

ulfr hat geschrieben:Aber warum ist Anarchismus automatisch "links"?

Der Verfassungsschutz ordnet Anarchistische Bestrebungen als linksextrem ein. Es gibt auch eine "Anarchistische Plattform in der Linkspartei".

"Die Abschaffung jeglicher Ordnung, Disziplin, außenstehender Autoritäten, die Befreiung der Schüler von den Lehrern und ihren Erziehungszielen. Größeres Fachwissen gibt niemandem ein Recht auf Machtausübung. Die Lehrenden sollten lediglich ihr Fachwissen erwerben, dies vermitteln und dafür gesellschaftliche Anerkennung erhalten. Das Herrschaftsverhältnis zwischen Lehrenden und Herrschenden soll zerstört werden." http://www.anarchismus.de/allgemeines/a-leitfaden.htm

... solange die Universität keine Ideologie unterstützt, deren Fernziel die Abschaffung der universitären Strukturen und Hierarchien ist, hihi ...