Ötzis Erbgut

Palaeozoologie, Palaeobotanik und alle archäologischen Hilfswissenschaften, sowie Methodendiskussionen innerhalb der Archäologie.

Beitragvon KatrinA » 29.07.2010 13:20

Oha, aushanmsweise mal ein Thema, in dem ich einen akademischen Abschluss habe....

Schöne Darstellung, Thomas! Hier nur noch eine kleine Anmerkung:

Die Formulierung
Ihr Handeln geschah in Tötungsabsicht, also bewusst. Fehlt für den Mordvorwurf nur noch der niedrige Beweggrund.


meint das Richtige, ist aber nicht ganz sauber. Eine vorsätzliche Tötung (unabhängig davon, ob von langer Hand geplant oder ob dem Täter die Idee erst grad eben oder "im Affekt" kam) ist ein Totschlag. Damit es ein Mord wird, braucht man mindestens eines der folgenden Mordmerkmale:

§ 211 Abs. 2
Mörder ist, wer
aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,
einen Menschen tötet.


Quelle:
Strafgesetzbuch

Das heißt, es gibt sowohl Mordmerkmale, bei denen Beweggründe eine Rolle spielen, wie auch welche, bei denen es um die Art der Begehung geht. Letzteres, nämlich Heimtücke (Pfeilschuss von hinten) dürfte hier einschlägig sein.

Liebe Grüße von der Juristin....
KatrinA
 

Beitragvon Thomas Trauner » 30.07.2010 09:57

Verzeihung, euer Ehren, ich habe mich etwas unsauber ausgedrückt. :? :D :D
Dass letztlich die Heimtücke und das Motiv, die „niedrigen“ Beweggründe für den modernen Mordvorwurf ausschlaggebend sind, ist dem Sprecher schon bekannt.
Die Klassiker, Raub, Vertuschung einer Straftat, sexuelle Motivation scheiden nach meinem Eindruck aber tatsächlich aus.

Ich habe mir gestern den Artikel in der oben erwähnten Germania durch den Kopf gehen lassen (blödes Wortspiel...)
Sooo eindeutig legen sich die Autoren auf eine Schlag auf den Kopf des Mannes nicht fest. Sie schreiben nach meinem Begriff sogar recht eindeutig, dass ein Sturz nach hinten die Verletzungen auch erklären können.
Wobei.....wenn ein Sturz nach hinten vorlag, was geschah dann eigentlich mit dem Pfeilschaft ? Müsste dann die Spitze durch eine Bewegung des Schaftes im Körper nicht zusätzliche Gewebeverletzungen verursacht haben ?

Thomas
Thomas Trauner
 

Beitragvon LS » 30.07.2010 10:46

Moin Thomas,
Du hast recht, dass im Germania-Aufsatz die Sache offen gelassen wurde. Offenbar haben aber dieselben Autoren auf der Pressekonferenz die dramatische Variante mit dem Schlag in den Vordergrund gerückt. Diese Passage habe ich letzte Tage in dem ansonsten noch recht grottigen WP-Artikel zurechtgerückt.
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96tzi# ... desursache
Da steht auch der Link zum Spiegel-Online Artikel, wo es um den Schlag auf den Kopf ging.

Gruß L
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