Orale Tradition und Steinbeile made in the Solomons

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Orale Tradition und Steinbeile made in the Solomons

Beitragvon Blattspitze » 07.10.2019 13:13

„Um ihre Kanus abzudichten, haben die Ureinwohner aus einer Frucht eine Art Superkleber raffiniert, der steinhart wird, Mit dieser Masse wurden vor wenigen Jahren noch urgeschichtliche Steinbeile, die man auf den Feldern findet, neu geschäftet“, erzählt Moser.
... die großartige orale Tradition der Inselbewohner. Geschichten dürfen nicht ausgeschmückt werden, der Sinn muss erhalten bleiben, da es keine Schriftkultur gab. „Das gesprochene Wort ist extrem wichtig. ,Das Wort, das du sagst, das gilt’“, erzählt Moser. Und so kann man aus den Erzählungen viel lernen. Man habe ihm versichert, dass seit 13 Generationen – so weit geht die orale Tradition zurück – niemand Steinbeile produziert habe. ...

https://www.tagesspiegel.de/wissen/arch ... 01018.html

Hmm, nach der glaubhaften oralen Tradition haben die nicht mehr selbst Beilklingen angefertigt, sondern lediglich auf den Feldern gefundene geschäftet? Entweder hat`s der Journalist mißverstanden oder wir müssen da noch einmal jemand hinschicken. Erscheint mir jedenfalls nicht glaubhaft, grade auch angesichts des Fotos ...
Nachtrag: Mit "Steinbeilen" sind scharfkantige Feuersteintrümmer gemeint?
https://publications.dainst.org/journal ... /2159/6556
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Re: Orale Tradition und Steinbeile made in the Solomons

Beitragvon Monolith » 07.10.2019 18:18

Spannende Sache. Danke, Blattspitze. Vielleicht sollte ich mich der nächsten Kampagne anschließen, um mehr herauszubekommen. Findest Du die Aussage, dass Altfunde neu geschäftet werden so unglaubwürdig? Nun ja,wir müssten vielleicht auch einmal schauen, über welche Mengen wir hier reden, das heißt, wie viele intakte Beilklingen lassen sich denn überhaupt finden und warum sind sie intakt in den Erdboden gekommen und wie viele werden heute gefunden und neu geschäftet und überhaupt zu welchen Zwecken. Ein Teil der Belklingen aus dem e-journal gleicht mesolithischen Scheibenbeilklingen. Das Stück aus dem Tagesspiegelartikel sieht hingegen wie eine vierseitige Flintbeilklinge mit geschliffenen Breitseiten aus. Die liegt technologisch also einiges dazwischen. Vielleicht finde ich Zeit, mehr herauszubekommen.
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Re: Orale Tradition und Steinbeile made in the Solomons

Beitragvon Blattspitze » 08.10.2019 09:10

Eine neol. agrarische Gemeinschaft, die im dichten Wald siedelt, kann doch kaum darauf angewiesen sein, passende Steinbeilklingen auf Ihren begrenzten Ackerflächen zu finden, oder?
Deshalb ist mit "Steinbeilklingen" gemäß oraler Tradition vielleicht nur scharfkantiger Flintbruch gemeint?
Das Beil auf dem Foto im Tagesspiegel-Artikel scheint mir auch keine geschliffene Klinge zu sein, sondern ein therm. Absprung oder max. Abschlag?
Was bei den abgebildeten Klingen im Fachartikel auch auffällt, ist, dass zahlreiche Flächen und Kanten überpickt, statt abgeschlagen sind.
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