ulfr hat geschrieben:Fridolin hat geschrieben:„Einseitig aufgetragen“ soll heißen, dass der Lehm von nur einer Seite auf das Flechtwerk aufgetragen wurde, nicht aber von der Gegenseite
Versteh ich das richtig? Wir haben bisher alle Lehmwände - einschichtige ohne Gras-Isolierfüllung und doppelte Stakenreihen - von beiden Seiten aufgetragen, und das nach ethnologischen bzw. subrezenten Vorbildern - zwei Personen stehen jeweils auf einer Seite der Wand, werfen gleichzeitig den Lehm an dieselbe Stelle, und drücken ihn anschließend fest. Wenn alles aufgetragen ist, wird der Lehm beidseitig glattgestrichen...
Ulfr, so wie Du es beschrieben hast handelt es sich nach meinem Verständnis um eine Flechtwand, bei der der Lehm von beiden Seiten aufgetragen (beworfen bzw. verstrichen) wurde.
Wenn man den Lehm nur auf eine Seite des Flechtwerks aufträgt, aber nicht auf der Gegenseite desselben Flechtwerks, z.B. weil dort bereits die Staeves’sche Grasisolierschicht (bzw. eine zweite Flechtwand) eingearbeitet wurde, die einem Lehmauftrag von der andern Seite im Wege wären, dann hätte man einen „einseitigen“ Auftrag.
Mittlerweile habe ich eine Fundkiste mit zusammengehörigen Hüttenlehmstücken ausfindig gemacht, bei denen man deutlich sehen kann, dass der Lehm quasi durch die Lücken des Holzgerüstes (Ruten und brettchenförmige Staken) mehrere cm weit hindurch gequetscht wurde, ohne dass es zum Kontakt, zur Verbindung mit einem möglichen Lehmverstrich von der anderen Seite gekommen wäre, wie die wulstigen Enden belegen (vgl. Beweisführung von Frau Staeves). Zugegeben, Grasabdrücke habe ich keine gefunden...
Pfusch am Bau? Oder flächig „einseitiger“ Auftrag? Was mir ein wenig Kopfzerbrechen macht: Der einseitige Auftrag war vermutlich weniger haltbar als ein zweiseitiger, denn es fehlte das „Gegengewicht“ und außerdem bestand die Gefahr, dass die Haftung am Holzgerüst nachließ bzw. versagte.
Hmm, ja, nach 7 Jahren Pause hat mich das Thema wieder gepackt. Aber vielleicht ist es gut so, dass ein für mich gut erreichbares Fundmagazin mit mehreren Tonnen Hüttenlehm vor wenigen Wochen aufgegeben und das Fundmaterial in einem rel. weit entfernten Magazin wieder eingelagert wurde...
Gute Nacht
wünscht Fridolin