von Thomas Trauner » 05.11.2009 13:38
Sikla, das ist eine komplexe Frage. Immerhin umspannt sie einen riesigen Zeitraum, bei „Häusern“ wohl 8.000 Jahre. bei „Hütten“ wohl eine Million, da bereits vom Homo erectus Hütten ziemlich sicher vermuten werden können.
Kommt noch die riesige geographische Verbreitung hinzu.
Wenn Du Dich ein wenig näher äußern könntest, wäre dies sicher hilfreich.
Für Mitteleuropa:
Lassen wir mal die Details der Hütten beiseite. Grundsätzlich finden wir entsprechende Grundrisse sicher ab dem Jungpaläolithikum. Diese waren in aller Regel rund.
Aus dem Mesolithikum gibt es ebenfalls runde Grundrisse, aber auch welche in Trapezform.
Ab dem Neolithikum finden wir rechteckige Grundrisse. Die Fläche der Häuser ist im Altneolithikum (= Bandkeramik, ab ca. 5700 v.Chr.) recht groß, 12x50 Meter sind keine Seltenheit, manche sogar noch größer. Im Mittelneolithikum tauchen trapezförmige auf, die rechteckigen überwiegen. Die Grundflächen der Häuser werden kleiner, bis sie im Jung- und Endneolithikum (3300-2700 v.Chr.) einem heutigen Einfamilienhaus entsprechen.
Der Hintergrund dafür dürften wohl neue Gesellschaftsmodelle sein. Bautechnische Gründe oder Materialmangel liegen wohl nicht vor.
Am Beginn der Bronzezeit (2700 v.Chr.) finden wir immer noch kleine Grundrisse, die aber ab Beginn der mittleren Bronzezeit (1600) wieder größer werden. Auch hier tauchen trapezförmige Formen auf.
Ob es in der Bronzezeit im Mitteleuropa schon stadtähnliche Siedlungen mit Umwallung etc. gab, ist umstritten, da die Datierung solcher Wälle in den paar wenigen Einzelfällen noch nicht zwingend bewiesen ist. (Wobei ich da jetzt nicht auf dem letzten Stand bin).
Am Ende der Bronzezeit scheinen die Gebäude mal wieder kleiner zu sein.
In der Urnenfelderzeit (Spätbronzezeit im Norden Europas, 1200-800 v.Chr.) tauchen jetzt gesichert, regelrechte Städte in Form von Höhensiedlungen auf. Diese Höhensiedlungen sind kaum flächendeckend erforscht, was man/frau aber bislang weiß, ist, das hier die Häuser eher klein waren (6x10), was aber angesichts der Häuserdichte erst mal nicht verwundert.
Häuser der UK im Land sind ebenfalls eher klein und relativ dicht aufgestellt
In der frühen Eisenzeit (ab 800) gibt es offenbar entweder eine deutliche Soziale Hierarchie oder eine deutlichere Nutzungszuweisung der Gebäude.
Erkennbar ist erstmal nur, dass in einer Siedlung oder einem Siedlungsplatz von nur z.b. drei Häusern, große und kleine Gebäude nebeneinander gebaut wurden.
Die übliche Erklärung ist, dass analog zu den offenbar sozial strukturierten Bestattungen, dies eine differenzierte Sozialstruktur wiederspiegelt. Da kann man/frau jedoch trefflich diskutieren.
Es gibt weiterhin Höhensiedlungen, ebenso in der anschließenden Späten Eisenzeit (La Tene, ab 450 v.Chr.) In der Frühen La Tene-zeit scheinen auch wieder eher kleine Hausgrundrisse vorzuherrschen.
In der mittleren La-Tene-Zeit gibt es .....nix, null, riene, nothing, nill, zero.
Die übliche Erklärung dafür sind die keltischen Wanderungen. Allerdings ist dies methodisch problematisch, weil mittlerweile klar wird, dass bestimmte Keramikformen, der Hauptanzeiger für das Alter eines Gebäudes, sehr wohl auch in die Mittlere La-Tene-Zeit fallen.
Letztlich offenes Problem.
In der späten La-Tene-Zeit haben wir wieder Höhensiedlungen und große Städte, in Deutschland z.b. Manching. Sehr groß und dicht besiedelt. Ähnliche Größen wurden erst im späten Mittelalter wieder erreicht.
Die Gebäude eher klein. In den Bauernhöfen auf dem Lande, den sogenannten Viereckschanzen, bleiben die Gebäude auch meist um na ja, 8x10 Metern.
Danach: Das war es dann. Zumindest im Rahmen der Vorgeschichte. Germanen überlass ich da jetzt anderen.
Zu den Rundhäusern: Zumindest in der Vorgeschichte Mitteleuropas: Keine.
Anders sieht es auf den britischen Inseln auf.
Dort gibt es eine seit dem Neolithikum offenbar ungebrochene Tradition der Rundhäuser.
Die Tatsache, dass mit Beginn der „britischen“ Eisenzeit, wohl um 500 v.Chr. zwar „Keltische“, La-Tene-zeitliche Schmuck- und Waffenformen auftauchen, die Keramik "bronzezeitlich" und eben vor allem die Hausgrundrisse rund blieben, lässt den Verdacht aufkommen, dass „die Kelten“ nicht wirklich in Britannien auftauchten, also keine persönliche Zuwanderung stattfand, sondern „lediglich“ die Technik übernommen wurde.
Rundbauten fallen mir ansonsten, auch bei Etruskern, Griechen oder Römern an sich nur als Sonderbauten, oft sakral oder Grabbauten ein.
Grund: Nun ja.
Bautechnisch gibt es m.E. keinen erkennbaren Vorteil:
Ein Gebäude von 80 m² Grundfläche braucht:
viereckig: (8x10 m)
Wandlänge 36 m
Dachfläche: 114 m² bei 45 Grad Dachneigung
rund: (Durchmesser 10,08 m)
Wandlänge: 31,3 m
Dachfläche: 117 m² bei 45 Grad Dachneigung
Einziger Vorteil eines rechteckigen Gebäudes, dass die Breite tatsächlich eben nur bei 8 m, beim Kreisförmigen 10 Meter beträgt, d.h, dass, wie von vornherein logisch, innerhalb einer bestimmten Siedlungsfläche mehr rechteckige als runde Gebäude Platz hätten.
Allerdings scheint die Dachstuhlkonstruktion beim Rechteckgebäude einfacher, da mit mehr tragenden Teilen gearbeitet werden kann, wobei die auch notwendige Länge der Bauteile eher für das Rechteckhaus spricht. Ein „Rofen“, das sind die Dachstuhlteile, die senkrecht zur Wand stehen, wären bei einem Haus obigen Ausmaßes beim Rechteckhaus nur 5,7 Meter lang, beim Rundhaus 7,10 Meter, die Firsthöhe 4, bzw 5 Meter
Stabiler oder instabiler sind jeweils beide Hausformen nur abhängig von der jeweiligen Dachstuhlkonstruktion.
Wie auch immer, ein auf der Hand liegender Vorteil ergibt sich m.E. nicht.
Thomas
PS: mein posting überschneidet sich mit den obigen....
Noch ein Buchtipp:
Urgeschichtlicher Hausbau in Mitteleuropa. Grundlagenforschungen, Umweltbedingungen und bautechnische Rekonstruktionen (Broschiert), von Helmut Luley.
Nicht mehr im Handel, wird mit über 220 Euro gebraucht angeboten.....
Außerdem jede Literatur zur Heuneburg, weil dort mehrere Siedlungsphasen, beginnend mit neolithischen und bronzezeitlichen Gebäuden vorliegen.