D. Henry-Gambier vom CNRS schreibt im Tagungsband "Das Aurignacien und die Anfänge die Kunst in Europa", Aurignac 2007, in seinem Beitrag "Die Besiedlung Europas im Aurignacien":
Die verlässlichsten aurignacienzeitlichen Menschenreste, bei denen eine taxonomische Bestimmung möglich ist, gehören sämtlich anatomisch modernen Menschen an. Wenn der HSS ab ca. 36.000 - 34.000 in Europa belegt ist, sagt dies nicht, dass er der einzige Träger des Aurignacien sein müsse, insbesondere nicht für seine ältesten Phasen. Es sei denn, man betreibt einen kulturellen Determinismus unter Ausschluss der anthropologischen Analyse. In gleicher Weise ist zu hinterfragen, inwieweit der HN der einzige Träger der so genannten Übergangsindustrien ist.
Die Unterschiede beispielsweise in den Kunstäußerungen zum Mousterien bzw. Chatelperronien sind indes so gravierend, dass die These einer Urheberschaft des HN schon außerordentlich gewagt wäre. Sicher ist es statthaft, dem Neandertaler viel mehr "Kultur" zuzutrauen als noch vor 100 oder 50 Jahren, aber ein Figuren schnitzender oder Höhlen bemalender Neandertaler ginge mir denn doch zu weit, das geben die Funde und Befunde nicht her, auch wenn ich kein Wissenschaftler bin und nur die Entwicklung in der arch. Forschung aufmerksam verfolge. Aber Henry-Gambier schreibt auch:
Die Geschichte der ersten Besiedlung Europas zu Beginn des Jungpaläolithikums zu entwirren, heißt Notwendigkeit neuer Entdeckungen, es heißt aber auch, eine kritische Revision der schon bestehenden Dokumente mit neuen Methoden vorzunehmen
ULFR
Edit: was mir gerade noch zum eigentlichen Thema des Threads einfällt: Manganoxid ist giftig und ruft Halluzinationen hervor, das wurde im Zusammenhang mit der eventuellen Herkunft der paläolithischen Höhlenmalereien durch Schamanen in Trance diskutiert. Betörnte Neandertaler?