Ungeklärtes durchbohrtes Holzobjekt :-)

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Ungeklärtes durchbohrtes Holzobjekt :-)

Beitragvon Jürgen Weiner » 21.12.2010 17:23

Hi!

Kann mir bitte einmal jemand erklären, was es mit den einzigartigen Pelotaschlägern aus Holz auf sich hat? Oder sind das doch die Geräte zum Ausräumen des Ohrenschmalzes bei domestizierten Auerochsen?
Lasst mich diesbezüglich bitte nicht unwissend dahingehen!

Herzliche Grüsse

Jürgen
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Beitragvon FlintSource » 21.12.2010 18:29

Hallo Jürgen,
Du meinst wohl das Didgeridoo vom Nussbaumersee:

Bild
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Meine Notitzen diesbezüglich: "Durchbohrtes Holzobjekt, ähnlich Didgeridoo, Ahorn, Nussbaumersee"

Ich habe hier keinen Literaturhinweis parat und Peter ist in Urlaub. Vielleicht kann ein anderer "Südländer" da weiterhelfen.

Grüße,
Rengert
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Beitragvon Kurt A. » 21.12.2010 19:11

Ja, Rengert, natürlich kann hier ein Südländer weiter helfen:

Fundstelle: Uerschhausen TG-Nussbaumersee/Insel.
Gesamtlänge: ca. 69cm.
Zitat: A. Hasenfratz, M. Schnyder, Das Seebachtal. Eine archäologische und paläoökologische Bestandesaufnahme. Forschungen im Seebachtal 1. Archäologie im Thurgau 4 (Frauenfeld 1998) Abb. 144, 593.

Es gibt übrigens einen identischen, fragmentierten Vergleichsfund (angeblich aus Holunderholz) von der Fundstelle Thayngen-Weier. Kuckst Du hier:

W.U. Guyan, Erforschte Vergangenheit. Band I: Schaffhauser Urgeschichte (Schaffhausen 1971) S. 138.

Zur Funktion dieses merkwürdigen Dings will ich mich aber lieber nicht äussern...

Liebe Grüsse

Kurt
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Beitragvon FlintSource » 21.12.2010 20:15

Lieber Kurt, vielen Dank.

Ein Koteka....daran habe ich auch gedacht wegen der asymmetrischen Breitseite, obwohl dieses Exemplar ziemlich im Wege sein würde bei den meisten Tätigkeiten. Außer beim Zur-Schau-Tragen.

Obwohl.......http://a70n98.blog.friendster.com/2009/01/koteka-naik-sepeda/.... (nicht XXX-rated, aber doch).

Grüße,
Rengert
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Beitragvon Trebron » 22.12.2010 16:24

Tssss, keine Unterhosen, aber ein Fahrrad :D

Könnte das Teil eine Art Wasserleitung sein ? Der dunkle Rand an der Verdickung könne darauf hindeuten, dass das Teil irgendwo eingepasst war. Der Konus würde auch abdichten.

Gibt es irgendwelche "Rückstände" im Inneren des Rohres ?

Nur so ne Idee :idea:
:oops:
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Beitragvon FlintSource » 22.12.2010 18:26

Mit Steinhobeln hat dieser Thread wohl nichts mehr zu tun.

Kurt A. hat geschrieben: A. Hasenfratz, M. Schnyder, Das Seebachtal. Eine archäologische und paläoökologische Bestandesaufnahme. Forschungen im Seebachtal 1. Archäologie im Thurgau 4 (Frauenfeld 1998) Abb. 144, 593.

W.U. Guyan, Erforschte Vergangenheit. Band I: Schaffhauser Urgeschichte (Schaffhausen 1971) S. 138.


Und was sagen diese Quellen? Zu dem Teil von Nussbaumersee:

Das wohl interessanteste Stück im gesamten Fundinventar überhaupt ist ein 69cm langes, löffelartiges Objekt aus Ahorn (Nr. 593). Der Schaft von 58,5 cm Länge ist längs durchbohrt. Die Bohrung variiert im Durchmesser zwischen 9 mm und 10,s mm. Über die Funktion des Gerätes, das einmal mehr Zeugnis von den grossen technischen Fähigkeiten des Neolithikers ablegt, kann nur spekuliert werden. Ein Museumsbesucher hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass in historischen Zeiten sehr ähnliche Objekte im Massiv Central bei der Käseherstellung Verwendung fanden (Für den Hinweis danken wir J. N. Haas). Vielleicht ist es auch nicht abwegig, an ein Blasinstrument zu denken.


Dann Nummer zwei:

Bild
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Die Zweckbestimmung eines grossen Löffels mit hohlem Stiel bleibt leider unklar. Er könnte zur Gewinnung von Baumsaft gedient haben. Der Löffel besteht aus Holunderholz, dessen Mark entfernt wurde. Ahorn oder Birke mögen zur Sirupgewinnung angezapft worden sein, der Löffel müsste in diesem Falle in ein Loch des Stammes gesteckt worden sein, um den Saft in ein wohl daruntergestelltes Gefäss zu leiten. Ein analoges Stück ist von Lüscherz bekannt.


Leider wird über das Stück von Lüscherz weiter nichts gesagt, das darf jemand anderes weiter recherchieren, genau so wie das Käsemachen in den Cevennen bzw. dem Zentralmassiv. Ich finde die Interpretation als Koteka zu schön, um an etwas anderes zu denken. Wie würden die heilen, romantischen Pfahlbaubilder dann aussehen....

Grüße,
Rengert
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Beitragvon Fridolin » 23.12.2010 10:14

FlintSource hat geschrieben: Ich finde die Interpretation als Koteka zu schön, um an etwas anderes zu denken. Wie würden die heilen, romantischen Pfahlbaubilder dann aussehen....



Ich sag nur: Warna-Kultur, Grab 43. Wer das Teil nicht kennt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%A4berfeld_von_Warna

http://www.amvarna.com/eindex.php?lang= ... id=&slid=1

Ich frage mich, was Pinguin sagen würde, wenn eines Tages ein halbes Dutzend Darsteller ins Pfahlbaumuseum stürmen würden, nur mit Kotekas bewaffnet? Wäre vermutlich in jeglicher Hinsicht ein „einmaliges“ Ereignis.

Viele Grüße

Fridolin
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Beitragvon ulfr » 23.12.2010 11:31

FlintSource hat geschrieben:Mit Steinhobeln hat dieser Thread wohl nichts mehr zu tun.


Deshalb habe ich das Thema getrennt.
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Beitragvon Trebron » 23.12.2010 11:38

Hihihi, ich glaube nicht an eine Penishülle, es sei, der war ein Maso und hat die vielen "Spreiselcher" im Penis gebraucht.
Ich meine die Bearbeitung im Inneren sei zu grob dafür.

Nochmal meine Frage: Ist das "Innere" nach Rückständen untersucht worden, oder hat "man" es wieder mal nur gründlich gereinigt ?
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Beitragvon Blattspitze » 24.12.2010 15:20

Nichts für ungut Ulfr und Rengert, aber das die hier in Rede stehenden Objekte in einem Fred unter der Überschrift "Penisfutteral" stehen, ist schon etwas (zu) weit hergeholt, oder? Tülle, Ausguß oder Löffel erscheint naheliegender. Ansonsten bitte ich Euch, ein entsprechendes Experiment mit guter Fotodoku und Gebrauchsspurenuntersuchungen vorzulegen.
Plädiere ansonsten außerdem dafür, die unsinnigerweise als "Rindentaschen" fehlinterpretierten Büstenhalter aus den LBK-Brunnen endlich beim Namen zu nennen!
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Beitragvon Fridolin » 24.12.2010 22:57

So schön die Idee auch ist: ich glaube ebenfalls nicht mehr, dass es sich um Kotekas handeln könne.
Begründung: zu groß und vor allem zu schwer.
Beim Hinsetzen würde man sich das 58 cm lange Teil vom Nussbaumer See entweder in die Nase oder ins Auge stoßen. Und bei geschätzten 37 mm Durchmesser abzüglich 10 mm Bohrung bleibt noch genügend Holzmasse, die normales Arbeiten aufgrund der Trägheit behindern dürfte (Körperdrehungen!).

Schade eigentlich

viele Grüße

Fridolin
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