Christliche Symbole auf frühmittelalterlichen Beschlägen

Träger der Kulturen der Völkerwanderungszeit bis zu den Anfängen des frühen Mittelalters

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Christliche Symbole auf frühmittelalterlichen Beschlägen

Beitragvon Bavaricum » 28.06.2009 17:25

Hintergrund zu diesem Beitrag ist eine Riemenzunge die wohl zu einer Waden- oder Beingarnitur gehörte.

Im Dezember 2008 besuchte ich in Altheim/Landshut einen Vortrag zum Thema Als die Bajuwaren Christen wurden ? Archäologische Zeugnisse zum frühen Christentum bei den Bajuwaren. Dieser wurde von einer Mitarbeiterin des BLfD gestaltet und brachte interessante Einblicke ins frühe Christentum der Baiuwaren. Es wurden unter anderem viele Bilder spätmerowingerzeitlicher Artefakte mit kreuzartiger Ornamentik gezeigt. Nun denke ich, daß nicht jede Verzierung aus zwei gekreuzten Linien ein christliches Symbol darstellen muß.

Anfang diesen Jahres hatte ich das Glück, eine kleine Riemenzunge aus Bronze zu finden.

Bild

Bild

Auf der einen Seite sind zwei gekreuzte Linien, auf der anderen sechs Rechtecke (Ich hoffe, daß man es auf den Bildern erkennen kann).

Ein Bekannter der sich mit Baiuwarischen-Reenactment befaßt meint, daß es sich um ein "christliches" Kreuz handeln könnte.

Nun Eure Meinung. Einfach zwei Linien oder christliche Ornamentik?

Servus

Andreas
Bavaricum
 

Beitragvon Nika E.S. » 28.06.2009 22:08

...sehr schwierig.
Was sagt denn Herr Weski dazu?
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Beitragvon Joze » 02.07.2009 11:10

Hi!
Ich sehe die gekreuzten Linien kaum - also, die sind nicht so karakteristisch. Wie sieht Vergleich mit anderen Baiuwarischen Christilichen Verzierungen aus gleicher Zeit aus? Wozu wurde Funde zum nützen? Was weisst man mehr über diese Funde?
Meiner Meinung kommen die Religions-Symbole eher auf gewissen Ritual-Bedarf (Kleidung inklusiv) vor oder auf persönlichen Status Gegenständen (Zugehörigkeit), also mehr oder weniger mit bestimmten gezielten Zweck. Inspiration "bei dem Kreuz" würde ich persönlich noch nicht als Religionsgebilde verstehen.

Joze
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Beitragvon Dago » 02.07.2009 18:09

Wie ist die Zunge genau datiert? Ich kenne einige aus dem 8. Jhr. mit Kreuzmotiv, teilweis sogar eintauschiert.
Grüsse
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Beitragvon Fredewulf » 03.07.2009 13:47

Die Deutung dieses schlichten Kreuzes als christliches Kreuz ergibt sich aus der Datierung als "spätmerowingisch". Die Bajuwaren wurden nämlich schon in der ersten Hälfte des 7. Jahrhundert durch St. Gallus und Co zum Christentum bekehrt.
Aus sich heraus läßt sich diese einfache geometrische Figur kaum deuten, könnte genauso gut E-Plus bedeuten. :wink:
Fredewulf
 

Beitragvon Fridolin » 03.07.2009 14:11

Bei den späten Merowingern sind christliche Symole nicht ungewöhnlich (u.v.a. Goldblattkreuze). Es gibt sie aber bereits wesentlich früher, vgl.
http://www.merkur-online.de/nachrichten ... 72829.html
http://www.br-online.de/bayern1/bayernm ... 779852.xml


Viele Grüße

Fridolin
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Beitragvon Nika E.S. » 03.07.2009 14:37

...die Riemenzunge sieht halt insgesamt sehr rustikal aus... gänzlich anders als all das andere Zeugs, das ich so unterm Röntgenapparat habe.
Ist die irgendwie behandelt, gereinigt wahrscheinlich?
...reine Bronze ist auch irgendwie eher selten... Tauschierungen, ja, aber nur Bronze... Irgendwie ist das Ding komisch, und halt schwer ohne kontext zu datieren.
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Beitragvon Joze » 03.07.2009 17:11

Ja,richtig Ferro, ob zwischen beiden so verschieden Funden Beziehung gibt... und dazu Relig. Symbol auf Riemenzüge...
Joze
 

Beitragvon Indy » 04.07.2009 20:33

Fredewulf hat geschrieben: Die Bajuwaren wurden nämlich schon in der ersten Hälfte des 7. Jahrhundert durch St. Gallus und Co zum Christentum bekehrt.


...hier mal einzuhaken...
Entgegen der viel zu verbreiteten Vorstellung vom "edlen Heiden" erweist sich bei genauerem Hinsehen das "germanische" Frühmittelalter als ziemlch christianisiert. Und gerade die Baiern waren schon spätestens ab dem frühen 6. Jhdt. sowas von christianisiert, daß sich sogar die Franken noch eine Scheibe davon abschneiden hätten können.
...zurück zum Thema...
Indy
 

Beitragvon Blaubär » 06.07.2009 08:09

off topic: Allerdings muß ich noch dazu sagen, dass ich mich ein bisschen dagegen wehre, alle Kreuze die irgendwo drauf sind als christliches Symbol zu deuten. Goldblattkreuze sind eindeutig, keine Frage. Aber ein Kreuz ist auch ein einfaches geometrisches Zierelement. Ich verziere täglich Objekte mit Kreuzen (Punktmarkierung für irgendwelche Bauwerke) ohne dabei allzu christlich zu sein/werden.
Dies soll nur mal ein kleiner Anreger zum nachdenken sein, nicht alles sofort in eine Schiene zu schieben. Die Bajuwaren waren, wie Indy schon schrieb, ziemlich früh schon sowas von christianisiert und die Häufung des Kreuzsymbols ist da auch ein echtes Indiz, aber nicht jedes Kreuz muß gleich zu einem Christen gehört haben. Ansonsten hätte Audi in Neckarsulm den christlichsten Boden den ich kenne (da hab ich alleine schon über 2500 Kreuze auf den Boden gemacht).

Grüße
Blaubär
Blaubär
 

Beitragvon Joze » 06.07.2009 09:28

Habe oben genauso geschrieben. Muss nicht immer religiös sein.
Joze
 


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