Feuerstähle der vorrömischen Eisenzeit

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Beitragvon Trebron » 25.08.2008 13:55

Fridolin hat geschrieben:Im Fachhandel gibt es eine Lösung, die Eisensulfide vor Korrosion schützen soll. Die ist aber auch nicht ganz billig... Zitat: "Der Pyritkonservierer auf der Basis von Ethanolaminthioglycollat stoppt bereits begonnenen und verhindert zukünftigen Zerfall". Preis 1 Liter 26,50 Euro, 0,5 Liter 15 Euro.

Es genügt aber wohl, wenn man für Pyrit/Markasit die selben Regeln beachtet, die für archäologisches Eisen gelten: absolut trocken und luftdicht verpacken, evtl. zusammen mit Silicagel. (Und - wenn man sich den Luxus leisten mag - in Stickstoffatmosphäre). Kleinere Mengen kann man in Einweckgläser legen...


Viele Grüße

Fridolin



Ist das sowas wie Rostumwandler aus dem KFZ-Bereich ?
http://www.google.de/search?hl=de&q=Eth ... uche&meta=

Da muß ich mal meine Markasitknollenhälften überprüfen :shock: und jedenfalls solche "Silicagelbeutelchen" dazulegen.

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Beitragvon ulfr » 25.08.2008 20:54

Ich bin mir nicht sicher, meine aber gehört zu haben (Chemie-LK ist über 30 Jahre her), dass die Reaktion, die zum Ausblühen des Markasits führt, nicht unbedingt mit Feuchtigkeit zu tun hat, sondern mit dem Luftsauerstoff....
Ich lagere meine Knollen nämlich eigentlich ziemlich trocken, zwar nicht vakuumiert, aber so doch drööch. Und die entropieren trotzdem vor sich hin...
Kennt nich wer n Chemiker/in, der/die weiterhelfen kann..?

Ich hatte schon daran gedacht, alles in Öl einzulegen, aber dann wirds schwierig beim Feuermachen

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Beitragvon Fridolin » 25.08.2008 23:09

Ulfr,
Du kannst mir schon glauben, dass neben Luftsauerstoff auch Wasser an der Korrosion von Markasit/Pyrit beteiligt ist. Die weißen, gelblichen bis grünen Eisen (Fe++) sulfate, die ich oben erwähnt habe, enthalten zwischen einem und 7 Moleküle Kristallwasser, sie oxidieren zu gemischten Sulfaten mit zwei- und dreiwertigem Eisen und Kristallwasser (die Molekülzahlen müsste ich irgendwo nachlesen) und gehen dann in eine ockerfarbene Verbindung namens Jarosit über. Diese Salze sind nicht nur stark hygroskopisch, sie binden auch reichlich Kristallwasser, das von Fall zu Fall wieder freigesetzt werden kann. Es ist nicht nur die Oxidation sondern vor allem die Wasseraufnahme der Salze, die den Markasit bei Korrosion stark an Volumen zunehmen und zerbröseln lässt (Korrosion an Rissen und Korngrenzen...).
Fazit: Markasit gut trocknen (50°C?) und unter Luftabschluss bei einer rel. Luftfeuchte unterhalb ca. 20-25 % RF aufbewahren. Wie gesagt: kleinere Mengen Markasit/Pyrit in ein Einweckglas (dicker Gummi und Metallbügel) geben und dicht verschließen. Vorher ein Beutelchen getrocknetes (!) Silikagel reingeben. Ab und zu Färbung des Silikagels überprüfen, bei Farbumschlag Silikagel trocknen, das sollte reichen.

Viele Grüße

Fridolin
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Beitragvon ulfr » 26.08.2008 08:48

Chapeau, Fridolin! Sorry, bitte glaub mir, ich wollte Dir nicht nicht glauben... Ich bin nur bei allem, was mit Pyrit, Feuermachen etc. zu tun hat, mit einer über die Jahre gewachsenen gesunden Resistenz gegen Annahmen, unbestätigten Meinungen usw. behaftet, weil sich - Hans T. mäßich - am Ende oft herausstellte, dass alles ganz anders war, allen Märchen und Mythen zum Trotze...

Danke.
ULFR
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Beitragvon Steve Lenz » 26.08.2008 08:56

Wieder was gelernt. Jetzt weiss ich wenigstens, was das für Flocken ab meinem sind. Habe meinen nämlich offen gelagert bislang. Was ist da die konsequente Maßnahme, wenn die erreichte Form gesundheitschädlich ist? Entsorgen oder kann ich das Zeug unter Atemschutz abwaschen?

In Chemie habe ich nur bei Sprengstoffen und Giften aufgepasst. :oops:
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Beitragvon Fridolin » 26.08.2008 12:51

Hallo Leute,
Panik ist nicht angesagt, wenn der Schwefelkies ausblüht.
Eisensulfat gilt zwar als gesundheitsschädlich (http://de.wikipedia.org/wiki/Eisen(II)-sulfat) aber wie so oft ist dies eine Frage der Dosis. Grundsätzlich sind Eisen-II-Ionen lebensnotwendig und Sulfat-Ionen gibt?s reichlich in fast jedem Mineralwasser. Der saure Charakter des Salzes macht v.a. die gesundheitsschädliche Wirkung aus. Aber bei den geringen Mengen, die hier im Hobby anfallen, würde ich mir für meine Person keine Gedanken machen. Es versteht sich von selbst, dass man sich keine größere Mengen in die Augen reibt und auch keine ?line? reinzieht oder kaffeelöffelweise zu sich nimmt. Und wenn es doch mal "stauben" sollte: Bei den in Frage kommenden geringen Mengen neutralisieren der Speichel und die Tränenflüssigkeit den Säureanteil. Und wenn man doch Bedenken hat: Augen usw. mit Wasser ausspülen.

Ich würde beim Markasit die Ausblühungen in warmen Wasser abwaschen, den Schwefelkies evtl. auskochen. (Die Hände mit Seife waschen, versteht sich ja von selbst, die Seife neutralisiert auch wieder evtl. vorhandene saure Bestandteile). Anschließend den Markasit sehr gut trocknen (Trockenschrank, Backofen o.ä.). Aufbewahrung wie oben beschrieben.

Viel Erfolg!

Fridolin


Ulfr: Woher sollst Du wissen, dass ich mich vor ein paar Jahren beruflich mit solchen Dingen beschäftigt habe...
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Beitragvon ulfr » 26.08.2008 12:58

Konnte ich nicht wissen, finde ich aber klasse, ich hätte da nämlich noch ein paar Chemierätsel, bei denen ich Dich dann vielleicht bei Gelegenheit um Erleuchtung bitten würde....

Ich freu mich immer wieder über dieses Forum :) :) :)

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Beitragvon Steve Lenz » 26.08.2008 13:02

Danke, Fridolin. Wulf, genau zur Lösung solcher Problemstellung ist dieses Forum auch gedacht! :D
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Beitragvon ulfr » 26.08.2008 13:10

Ach was!!! *ungläubig guck*

Danke Steve :D
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Beitragvon Steve Lenz » 26.08.2008 13:31

"Nein!"

"Doch!"

"Oooh!"
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Beitragvon Bullenwächter » 26.08.2008 15:52

Warum erinnert mich Steves post nur an den "großen" Louis de Funès :rhino:
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
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Beitragvon Trebron » 27.08.2008 07:09

Bullenwächter hat geschrieben:Warum erinnert mich Steves post nur an den "großen" Louis de Funès :rhino:


Fehlt nur noch die Mimik Körperhaltung und Ton :mammut2:

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Beitragvon Steve Lenz » 27.08.2008 09:14

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Feuerstähle/Nydam

Beitragvon Christian S. » 10.01.2009 16:52

Hallo!
Ich bin zeitlich mit meiner Frage in der falschen Epoche, da hier jedoch die Funde aus Nydam erwähnt wurden hänge ich mich lieber an dieses Thema an, als ein neues zu erstellen.

Es geht mir im speziellen um die ''ahlenförmigen'' Feuerstähle, welche als solche beschrieben im Nydamkomplex Erwähnung finden.
(Der Opferplatz von Nydam. Die Funde aus den älteren Grabungen, Nydam-I und Nydam-II. Archäologisches Landesmuseum Schleswig. Wachholtz, Neumünster 1998)
Im Katalog auf Tafel 23 sind diese Ahlen zu sehen.

Solche Feuerstähle sind mir bis jetzt noch nie begegnet (Allerdings ist das nicht verwunderlich, denn mein pers. Schwerpunkt endet spätestestens im Jahre 0!).
Die Form im allgemeinen verwundert mich sehr! Wie muss ich mir den Umgang mit diesen Feuerstählen vorstellen? Sie erscheinen mir sehr filligran, und das Loch in den Griffen weiß ich ebenfalls nicht zu deuten.
Mir liegt im Moment leider nur der Katalog vor.
Kann mir evtl. jemand weiterhelfen, oder gar Vergleichsstücke, aus anderen Fundkomplexen nennen?
Vielen Dank in jedem Fall!
Gruß
Christian Sch.
Christian S.
 

Sv: Feuerstähle/Nydam

Beitragvon Jøran » 11.01.2009 03:57

Hei,

Christian S. hat geschrieben:Kann mir evtl. jemand weiterhelfen, oder gar Vergleichsstücke, aus anderen Fundkomplexen nennen?


Vorschlag: falls dir keiner helfen kann, dann melde dich mal bei mir.
Aber wenn Möglich erst nach Januar, da ich auf meiner Liste schon
genug stehen habe. ;)

Hilsen

Kai-Erik
Jøran
 

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