Blattspitze hat geschrieben:Ausgehend vom Mesolithic Albersdorf - Fred, wo einige Steinzeitjäger-Darsteller lange Haare und Bärte im Hippie-Style tragen (Ulfr hat dort bereits kurz Kritik angemerkt - unpraktisch) frage ich mich, was lässt sich für uns heute dazu erschließen?
Einfach als eine Form von Erfahrung aus dem Projekt, würde ich auf jeden Fall dazu tendieren, dass die Haare und Bärte gekürzt getragen wurden!
Es ist schlichtweg unpraktisch bei der Arbeit, zumal, wenn man nun mal nicht morgens AD2015 gemütlich die Haare waschen, föhnen und und modernem "Werkzeug" pflegen kann.
Als Resultat kämpft man entweder sehr schnell mit Problemen in den Haaren, oder man darf, wie die Jungfrau am See, sich täglich ne halbe Stunde um die Haare kümmern, bis die unzerzauselt wenigstens einigermaßen vorgetrocknet sind, was letztlich eine Art von Zeitverschwendung für einen "Alltag" ist.
Eine Ötzi Länge hingegen lässt sich mit 'nem Abschlag sicher recht fix schneiden, gerade auch ohne eine helfende Person.
Einen etwas überraschten Vorteil der langen (offenen) Haare habe ich über die Saison hinweg zB bei der Beobachtung meines scheuen Eisvogels fest stellen dürfen, was sich vielleicht auf Tiere allgemein übertragen lässt.
Wenn ich bei etwas Wind mit leichter Deckung (sehr kleiner Schilfgürtel) stand, dann konnte ich problemlos den Eisvogel beobachten, wenn mir die Haare etwas um den Kopf wehten. Versuchte ich das gleiche mit zusammen genommenen Haaren, dann hatte ich keine Chance.
Vielleicht ergibt sich für die Tiere hier eine Art Verschmelzen mit dem Hintergrund.
Und um mal wieder auf die bereits im anderen Fred viel heran gezogenen Felsritzungen zurück zu kommen.... das sind ja nahezu alles Kahlköpfe. Ob man dies so interpretieren sollte, dass die Haare (unauffällig) kurz getragen wurden, oder aber schlicht den Haaren (Länge + Frisur) keine Bedeutung beigemessen wurde, liegt im Auge des Betrachters.
Kurz noch zu meiner persönlichen Haar-/Bartlänge, da ich ja einer der angesprochnen Hippies bin;-)
Bei den Haaren war es vor allem persönlicher Spaß, nachdem ich zuvor fast mein ganzes Leben kurze Haare hatte (Midlife Crisis?); auch hat es etwas mit dem Wunsch einer jungen Dame zu tun
Vielmehr aber ist es sehr hilfreich unterstützend in der Museumspädagogik, da hier gewisse Klischees bedient werden, weshalb ich sehr bewusst Anfang letzten Jahres angefangen hatte den Bart wachsen zu lassen. Den Gästen schien es viel leichter zu fallen, mich quasi als "echten Steinzeitler" zu sehen, was wohl eine gewisse Faszination ausübte, während bei anderen mit normalen kurzen Haaren der Besucher das ganze eher als "Verkleidung" auf zu fassen scheint.
So lange wir weitestgehend frei von Belegen ob der steinzeitlichen Haarpracht bei Männern sind sehe ich es so auch nicht als Manko an, dieses Klischee zu bedienen.
Blattspitze hat geschrieben:Im Gegensatz zu fast allen anderen Säugetieren hören die Kopfhaare beim Menschen nicht bei einer bestimmten Länge zu wachsen auf ¬und diese Besonderheit hat sich in der Frühzeit der menschlichen Evolution möglicherweise deswegen durchgesetzt,...
Ein sehr interessanter Ansatz, der - laienhaft betrachtet - für mich sogar die Frage auf wirft, ob es sich hierbei evolutionär um eine Reaktion auf praktizierten Kurzhaarschnitt handelt.