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Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 13.11.2014 10:34
von ulfr
Die Eiszeitmenschen zogen nicht den Tierherden hinterher, sondern den Bäumen:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 02009.html

"Feuerstellen stehen im Fokus des eiszeitlichen Lebens, sozial und wirtschaftlich", sagt Moseler. "Wenn man die Feuerstellen versteht, versteht man auch die Siedlungs- und Wirtschaftsweise der Menschen."

Da spielen zwar noch eine Menge anderer Faktoren mit, aber den Forschungsansatz finde ich spannend!

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 13.11.2014 10:55
von wagrier
das kann spannend werden!
Offene und größere Lagerfeuer sind weithin sichtbar und locken so manchen ungebetenen
Gast an. Es wird auch viel Brennmaterial gebraucht, ein "Öfchen" ist da wesentlich sparsamer.
Vor einigen Jahren hatte ich mit Erteböllelampen einen "Brattest" gestartet, es klappte
wunderbar. http://steinharteknochenarbeit.magix.net/website#Braten

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 13.11.2014 13:01
von LS
Die Eiszeitmenschen zogen nicht den Tierherden hinterher, sondern den Bäumen.


Glaub ich nicht! Es geht bei Moseler um das Magdalénien. Jagdstrategische Auswahl der Plätze ist da sehr typisch, auch wenn es in den Tälern - neben durchziehenden Herden, sozusagen als erfreulicher Nebeneffekt - auch Bäume gibt. Dass es keine unnötig großen Feuer gab, ist schon eher interessant und eigentlich völlig plausibel. Die hatten eben noch keine Gitarren... :)

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 13.11.2014 13:06
von Blattspitze
Aber Flöten :27:

Spannend. Wie sah denn das Öfchen genau aus?

Die Prärieindianer litten ja ebenfalls unter Holzarmut und haben vielfach "Buffalo-Chips", also Kuhfladen verheizt. Brennt eigentlich Rentierdung?

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 13.11.2014 14:04
von TZH
Volltreffer, Marquardt!

Ich habe wehrend meine Hitzebehandlungs-Experimentreihe auch die Hitzeabgabe nach unten von Holz-, Knochen- und Dungfeuer gemessen. Dung (Rot) hat sich bewert.

Bild

Ich denke, Eiszeitler haben nicht nur dem Fleisch, sonder auch dem Dung gefolgt. Am Feuerstellen findet man haupsächlich Holzkohle von kleinen Ästchen. Ich vermute, damit haben die Menschen Feuer angefacht. Dung verkohlt aber wie Tabak. Es bleibt fast nichts danach, vermutlich nur eine dunkele oder rötliche Verfärbung (die Hitzeeinwirkung) unter dem Feuerplatz.

Links: Dungfeuerrest, ("Wildpferd" und "Auerochse" :) )rechts: Knochenfeuerrest. Ihr könnt die verbliebene kleine Holzkohlenreste und die noch in erhaltene grundform existierende :) verbrannte Dungklumpen erkennen. Danach zerfellten sie zu Staub.

Bild

Dungrauch riecht nach Zigarettenrauch, so bekam CAMEL eine neue Bedeutung für mich...

Aber toller link, die Fotos sind geil, ich kann es sehr gut zu meine Diss. gebrauchen!!

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 13.11.2014 14:36
von ulfr
TZH hat geschrieben:Aber toller link, die Fotos sind geil, ich kann es sehr gut zu meine Diss. gebrauchen!!


Du hast ne mail!

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 13.11.2014 14:43
von ulfr
Blattspitze hat geschrieben:Spannend. Wie sah denn das Öfchen genau aus?


Bild 4 von 5 im Artikel
Glotzen uff!!

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 13.11.2014 23:11
von Blattspitze
Sehr interessant, Zoltan, auch der Aromahinweis! Wobei Rentierdung eher kleinkugelig und damit schwieriger einzusammeln ist ...

Man darf hier keine Schwäche zeigen, sofort wird man vom Meinungsadmin zurechtgewiesen, tz tz ... Danke für den freundlichen Hinweis, mein Lieblingsulfr!
Ähnliche flachen Steinplatten sind nach meiner Kenntnis auch auf Lagerplätzen und dort im Herdbereich der Hamburger Kultur recht häufig. Platten mit eingearbeitetem Schälchen ("Lampen") gibt`s da auch.
Der Überlieger im Foto ist aber eine Interpretation des Gönnersdorfer Befundes, oder läßt sich die Konstruktion indirekt erschließen? Muss ich mal in Herrn Moselers Diss gucken.

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 14.11.2014 11:10
von ulfr
Bosinski (2007, Gönnersdorf und Andernach -Martinsberg, S. 53) schreibt:

"Um die Feuerstelle [Stelle 11 in GK 1] herum lag ein Kranz größerer Quarzitgerölle, die teilweise Hitzespuren tragen. Vielleicht dienten diese Quarzitgerölle auch zum Abdecken des Feuers und als Wärmespeicher."

Auf den Fotos auf S. 49 sieht es nicht wirklich so aus, als wäre die Feuerstelle so erhalten, wie es auf dem Bild im Artikel dargestellt ist. Allerdings stehen die seitlichen Platten schon schräge auf dem Untergrund. Interessant ist, dass der Boden aus Basaltlava-Platten besteht, die "hierfür offensichtlich besonders geeignet [waren], so daß man sie speziell von der anderen Rheinseite geholt hat."

Hast Du die Diss, Blattspitze? Sonst frag ich Frank mal.

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 14.11.2014 11:26
von TZH
Da muß man nachschauen, ob das Gestein die Hitze aushelt. Besonders wenn es als Ofendeckplatte genutzt wird. Geröllartige Stücke hätten auch als Kochsteine genutzt werden können.

Ulfr, frag mal dem Frank :)

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 14.11.2014 12:35
von Blattspitze
Ich wäre auch sehr interessiert!

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 14.11.2014 18:46
von TZH
Das hat er geschrieben:


"vielen Dank für Ihr Interesse. Ich habe meine Arbeit gerade erst an der Uni Mainz eingereicht. Sie wird derzeit noch von verschiedenen Gutachtern gelesen und dann benotet. Vorher darf ich die Arbeit leider noch nicht herausgeben. Die Publikation erfolgt voraussichtlich im kommenden Jahr. Sobald ich eine Kopie in Umlauf bringen darf, melde ich mich gerne bei Ihnen."

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 15.11.2014 11:06
von ulfr
... und der Satz " ... zogen den Bäumen hinterher" ist nicht von ihm, sondern von der Redakteurin, die diesen Satz so schön fand, das sie auch trotz mehrmaliger Korrektur nicht bereit war, ihn zu ändern. Das Übliche, kennen wir ja ...

Die Reko auf dem Foto fällt ebenfalls nicht in seinen Zuständigkeitsbereich, in der Realität sahen die Öfen etwas anders aus.

Dann warten wir mal, bis die Diss publiziert ist.

Auf jeden Fall finde ich die Überlegung zu den Aktivitäten an einer Feuerstelle und den daraus folgenden Fundverteilungsmustern schon mal sehr spannend.

Übrigens ist in Gönnersdorf auch blättrige Braunkohle verbrannt worden, dieses Brennmaterial gerät leicht in Vergessenheit, weil wir (ich) Kohle immer mit Fördertürmen im Ruhrgebiet in Verbindung bringe(n).

Re: Öfen statt Lagerfeuer

BeitragVerfasst: 15.11.2014 12:22
von TZH
Braunkohle? Toll! Hab gesucht und runtergeladen.