Löwenmensch und Vogelpferd

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Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon pinguin » 18.07.2011 06:32

Warum sind der Löwenmensch und die Vogelherdfiguren kein Kinderspielzeug?

Ist es richtig, in ihnen die früheste "Kunst der Menschheit" zu sehen?
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon KatrinA » 18.07.2011 07:11

Völlig unwissenschaftlicher Gedanke:

Wenn ich mir die Mühe mache, ein kompliziertes Figürchen halb Mensch, halb Löwe, zu schnitzen, und dies nicht tue, weil es Teil meiner Religion ist, sondern weil es mir einfach so in den Sinn kam, und ich gebe es dann meinem Kind und das spielt damit -

- ist das dann keine "Kunst"?
:venus:
KatrinA
 

Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon hugo » 18.07.2011 07:49

Du brachtest es auf den Punkt. Kunst gibt es erst, seit sie als solche definiert wurde.
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon pinguin » 18.07.2011 12:02

Aus der Volkskunde geschaut sind Pferdchen sehr häufiges Spielzeug der letzten Jahrhunderte gewesen.

und ohne profan erscheinen zu wollen ist doch die zweitbeste Kasperlefigur

immer der gehörnte :evil: gewesen.


Würdest Du Kathrin dieses komische Wesen Deinem Kind zum Spielen geben oder es in den Kultschrein zum Anbeten setzen?


:D

:evil: :evil: :evil: Kult oder Spielzeug?
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon KatrinA » 18.07.2011 12:35

Noch ein anderer Gedanke zum Thema "Kult", auf den ich vor allem wegen Hugos Bemerkung im Brotlaibidole-Thread komme:
Für mich als alten Kultgegner ist das durchaus diskussionswürdig. Leider fand Die Trennung von Profanem zu Kultischem in unserer Gesellschaft nicht mal in der Aufklärung statt. Der Umkehrschluss, dass alle voraufklärungszeitlichen Funde Kultcharakter haben drängt sich damit auf, schließt aber deren Doppelfunktion nicht aus. Insgesamt sind mir kinderbezogene Funde, und auch als solche interpretierte, zu wenig vertreten.


Ich glaube, in dieser Kultisch-Deutung steckte traditionell auch eine Wahrnehmung der frühen Menschen als halb-tierisch unwissend, etwa in der Richtung: Sie verstanden Naturphänomene nicht und lebten in Angst und Schrecken vor Raubtieren, daher machten sie Bilder, weil sie glaubten damit deren Kraft einfangen zu können.

Bei einer solchen Vorstellung scheidet natürlich die Idee aus, dass jemand nur mal zum Spaß ein Pferdchen schnitzt. Viel zu gefährlich, da könnte sich ja ein Geist rächen, wenn das Baby auf dem Figürchen rumsabbert.... :twisted:

Katrin
die eine Art Kult mit einem Spielzeugtier betreibt...
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon pinguin » 18.07.2011 14:27

Hugo und Katrin haben durchaus gute Gedanken :D

Natürlich hat alles bei Naturvölkern eine Seele.

Warum sollte das nicht auch im Pal oder in der Bz so gewesen sein.

Jetzt wäre nur noch zu entscheiden, ob es eine gute, eine hilfreiche, eine symbolische oder eine für Kinder gewesen ist.

Oder hat gar Kollege Conard mit seinem neuen Buch recht?

Dann stände es wieder einmal bei Sexus und Fruchtbarkeit :D

Wahrscheinlich ist das nur schwer fest zu legen :evil:
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon hugo » 18.07.2011 18:34

Bitte um das exakte Conardzitat und natürlich auch eine Animismusdefinition!
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon hugo » 19.07.2011 04:22

Danke.
Ist es lesenswert? Dann bestell ich's.
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon hugo » 19.07.2011 04:41

Bevor ich's vergesse. Die Animismusdefinition der Indigenen steht noch aus!
l. G.
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon ulfr » 19.07.2011 09:20

Ich denke, man muss da schon differenzieren. Frau Fröhlich mit ihrem üppigen Vorbau und auch sonst drastisch hervorgehobenen Details, aber ohne Kopf - selbst, wenn man eine rezente Barbie dagegenstellt, scheint mir eine Deutung als Kinderspielzeug nicht eben schlüssig.
Löwenmensch - ich als Elternteil würde es mir überlegen, ob ich als Nomade ein derart schweres Spielzeug für meine Kinder mitschleppen würde. Abgesehen von rezenten HE-MEN und anderen :evil: figuren in heutigen Kinderzimmern legt die Komposition der Statuette imho eher einen "sakralen" Kontext nahe.
Anders beim Pferd - in allen Epochen der Menschheitsgeschichte tauchen Miniaturen von "Erwachsenensachen" als Kinderspielzeug auf, ich habs irgendwo schon mal hier geschrieben: ich konnte meinen Kindern keine größere Freude machen als ihnen Miniaturen zu schnitzen/kaufen.

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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon hugo » 19.07.2011 09:40

Mit dem Pferd rennst Du offene Türen ein. Wir kennen alle das mittelalterliche Turnierspielzeug und besonders die Lanzenpferdchen, die auf Hausbergen, bzw. Turmhügeln nur so herumkugeln. Einer Generalisierung dieses Topos bis ins Palaeolithikum kann ich aber nichts abgewinnen.
h
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon ulfr » 19.07.2011 09:54

Ich auch nicht, deshalb: vorsichtig weiterrudern und warten, bis irgendwo ein pal. Kinderskelett mit "Löwi" im Arm gefunden wird. Wird in Krems derzeit weitergebuddelt? :D :D
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon hugo » 19.07.2011 13:23

ich hab erfolglos versucht, diesen thread an Christine weiter zu posten. Vielleicht hast Du oder Leif eine aktuellere Adresse. Die hätt ich dann auch gern unter PN.
lg
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Re: Löwenmensch und Vogelpferd

Beitragvon Manu » 19.07.2011 19:05

Sorry und die Sphinx ein Spielzeug für Götter? :doubt:

Mit der Abbildung/Belebung eines Kunstwerkes wird sich der Künstler der Kraft bewußt, die ihn bewegt das zu tun. Kinder sind fantastische Künstler, wenn ich ulfr aber richtig verstanden habe, ist die Bearbeitung von Mammutelfenbein mit harter Arbeit verbunden und deutet für mich darauf hin, dass ein Erwachsener das Kunstwerk hergestellt hat. Er/sie drückt sich in diesem Kunstwerk aus. Ein Spielzeug für Kinder scheidet deshalb für mich völlig aus, ausser das Kind ist der Grund weshalb der Künstler dieses Kunstwerk herstellt. :neandi:
Manu
 

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