von Thomas Trauner » 26.06.2007 08:41
Ingo - du denkst im Prinzip in die richtige Richtung. Völkerkundliche Vergleiche sind ein Urübel in der Interpretation der Archäologie.
In der Rekonstruktionsarbeit sollten auch Bilder, die Assoziationen zu anderen, subrezenten oder rezenten Kulturen wecken, vermieten werden.
Aber:
Schau dir nochmal die Fakten zu der Dame an. Sie wird NICHT aufgrund der Beigaben, sondern aufgrund ihrers medizinischen Befundes als "Schamanin" angesprochen. Wird auch weiter oben entsprechend dargestellt.
Jedenfalls hatte sie eine Anomalie an der Verbindung des Schädels mit dem Rückgrad, das Hinterhauptsloch war seitlich eingeengt. Damit war auf einer Seite die Blutzufuhr in Gehirn eingeengt. Bei einer Bewegung ihres Schädels zu einer Seite wurde die Blutzufuhr ins Gehirn unterbrochen, Anfälle oder Ohnmachtsanfälle wurden ausgelöst.
Das passt mit den üblichen Beschreibungen von Schamanismus zusammen, hier verstärkt durch die Beigaben.
Natürlich ist das Ganze nur eine Theorie, darüber ist sich jeder klar. Man/frau könnte auch in Richtung "geschützte Kranke" oder so in etwa denken. Schamanin ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Jedenfalls ist die Frau der bislang überzeugenste Hinweis in diese Richtung.
Und was die Federn angeht. Nur um jede Assoziation mit "Indianern" auszuschließen, sollte man sie auch nicht krampfhaft weglassen. Natürlich wurden sie auch in Europa verwendet, was spricht, aus unserem Bild, denn dagegen ?
und zum Schluß: Bewerte den einen Fund aus den USA, den Schädel mit "europiden" Merkmalen nicht über. Hieraus eine neue "Abstammungstheorie" der Ur-Amerikaner zu entwickeln, basiert auf praktisch keinen Fakten. Auch jede Diskussion auf Verwandschaft mit europäischer Sachkultur ist reine Spekulation.
Wenngleich die Idee der "Atlantik"-Überquerung in den Eiszeiten natürlich reizvoll ist....
Thomas