Verzierter neolithischer Bogen aus der Schweiz

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Beitragvon wagrier » 20.01.2011 17:42

Ist Kirschbaumrinde nicht ungeeignet mit den vielen Löchern ?
Sie ist sehr zäh und wiederspenstig bei der Verarbeitung,daher für feine Arbeiten sicher ungeeignet.
HG Manfred


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Beitragvon FlintMetz » 20.01.2011 18:03

Kirschrinde ist normal erste Wahl bei den "Rindenbackings" auf Bögen. Im Frühjahr geerntet geht sie leicht wie ein Abziehbildchen runter und wenn es doch mal etwas zäher wird, hilft leichtes drauf klopfen mit einem weichen Holzschägel. Woher Deine Löcher kommen, weis ich nicht - sind aber nicht "normal".
Aber jetzt muss erstmal geklärt werden, ob es wirklich Kirsche ist. Weis man eigentlich schon etwas über das Holz? Eibe? Oder hab ich da was nicht mitbekommen?

Schöne Grüße...

Robert
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Beitragvon wagrier » 20.01.2011 18:27

Hallo Robert,
bei der gezeigten Rinde handelt es sich um verwilderte Kirschen aus SH.
Von allen Bäumen die ich " beerntet " habe ist die Rinde mit ovalen Löchern versehen. Da sind keine Unterschiede festzustellen, auch von weiteren Orten in der Umgebung. Ich meine die löcherige Strucktur ist nicht krankhaft, sondern natürlich gewachsen. Es mag ja verschiedenste Sorten im Norden und Süden zu geben.
HG Manfred
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Beitragvon FlintSource » 20.01.2011 20:54

Mal ganz kurz Pause von den Dechseln. Unglaubliche Grabung! Die Meldung, dass das Harzen von Sedimentproben und die Anfertigungen von Dünnschliffen eine neue Methode ist, soll jedoch mit einem ganz großem Block Salz genommen werden.
In der Sedimentologie und deshalb auch in der Geo-Archäologie ist es ein durchaus bewährtes Verfahren. Ich werde morgen die nächste Ladung Säulchen, womit ich versuche die Verfüllungs-Prozesse meines Brunnens genauer zu erfassen, abschicken; die ersten Probestücke haben gezeigt, dass es dort auch bei Einzelbefunde gute Möglichkeiten bietet.
Für die Schweiz ist die Methode auch nichts neues: Bei der Tagung der AG Neolithikum über Taphonomie im vergangenen Frühling gab es ein sehr guter Beitrag zu Seeuferrandsiedlungen in der Schweiz wo mittels Dünnschliffe Begehungshorizonte festgestellt werden konnten.
Die Größe der geharzte Blöcke im Falle der Grabung in Zürich ist aber tatsächlich beeindruckend, ich arbeite normalerweise mit 6 cm breiten Trockenbauschienen, um meine Proben zu nehmen.
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Beitragvon Fridolin » 20.01.2011 22:28

Danke für die Informationen, flintsource. Ich wollte Dich ohnehin schon fragen, ob Ihr mikromorphologische Untersuchungen an den Brunnenfüllungen machen lasst. Auf die Ergebnisse bin ich gespannt! Wenn ich mal Zeit finde werde ich mich in das Thema Mikromorphologie einarbeiten, Erdblöcke von einer Grabung liegen bei mir schon herum... Ob ich die Großschliffe selbst herstellen kann weiß ich noch nicht, mal sehen.
Was Zürich angeht: Phillippe Rentzel ist ja kein Unbekannter...

Viele Grüße

Fridolin
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Beitragvon LS » 21.01.2011 16:03

Hi,
noch mal zur Rinde. Ist das denn sicher, dass es sich um ein Backing handelt? Also funktionales Zugspannungs-Backing auf dem Bogenrücken? Oder ist es nur eine Bogenumwicklung, so wie das für mich im Filmbeitrag eigentlich rüberkam?
Dazu würden wir gern etwas mehr sehen von dem guten Stück...

Gruß L
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Beitragvon FlintMetz » 21.01.2011 16:19

Was man auf den Bildern sieht, ist es tatsächlich nur rumgewickelt und deshalb habe ich Backing auch nur in "" gesetzt. Selbst wenn es eine richtige durchgängige Rindenbahn auf dem Rücken wäre, taugt Rinde als Backing im Sinne von Leistungssteigerung oder Bruchschutz nicht wirklich. Dazu ist sie (egal welche Sorte) zu wenig belastbar. Womit wir wohl bei einem dekorativen Element sein werden, denn Nässeschutz (wie z.B. bei Birkenrindenbackings) kann es auch nicht sein, wenn es gewickelt ist.

Schöne Grüße...

Robert
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