Pfeilgifte bei Kelten und Germanen?

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Beitragvon Hans T. » 27.10.2007 13:34

Bekannt. Auch hier stellt sich die Frage, wie man das Gift soweit gezielt extrahiert, um eine tödliche oder zumindest stark wirkende Dosis auf den Pfeil zu bringen. Gift in grösseren Mengen oral auzunehmen ist nun mal eine andere Sache als die geringen Mengen, die per Pfeilspitze transportabel wären.

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Beitragvon Steve Lenz » 27.10.2007 14:17

Ceasar schreibt das die Kelten tausende Bogenschützen heranzogen von denen es in ganz Gallien viele gäbe.



Tja, die Existenz von Massenvernichtungswaffen...
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Beitragvon Makusalix » 27.10.2007 15:54

Es giebt sehr viele Internetseiten die schreiben das ses nachweise geben würde das man früher Pfeile mit Eibensaft oder Sud getränkt hätte.

Vielleicht muss man es nicht konzentrieren. Leider kann ich es nich ausprobieren Vielleicht die Nadeln in Wasser einlegen für ein paar Tage oder den Saft einkochen? Die Nadeln haben die grösste Giftigkeit.
Denke so ein Pfeil sollte nicht auf der Stelle Vergiften sondern bei einem Treffer der vielleicht nicht so tief ging oder nicht sofort tödlich war noch eine entzündung und vergiftungen hervorrufen wodurch der Getroffene doch verstarb.

Hehe Steve,
Damit ist Ceasar der Georg Bush der Antike! :D
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Beitragvon Hans T. » 27.10.2007 16:39

Es giebt sehr viele Internetseiten die schreiben das ses nachweise geben würde das man früher Pfeile mit Eibensaft oder Sud getränkt hätte


Jau, bestimmt, man findet alles im Internet. Die Sache mit dem Pfeilgift geistert immer wieder auf. Ich hab nur keine Ahnung, weshalb. Fachaufsätze in der ernsthafteren Literatur jedenfalls gibts keine. Niemand bestreitet die toxische Wirkung, die Frage ist, ob es als Pfeilgift taugt.

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Beitragvon helstafir » 27.10.2007 17:44

Vielleicht einen Sud machen und den einkochen lassen, daß es mehr in Richtung "Paste" wird.
Ich nasche ganz gerne die Beeren und ab und an "knacke" ich aus Versehen dabei einen Kern an.Gibt auf der Zunge sofort Wirkung.
In irgendeiner Reportage über Amazonasindianer habe ich mal gesehen wie die ihre Blasrohrpfeile immer wieder nach Eintauchen in einer Giftbrühe über dem Feuer trocknen ließen.
Prinzipiell sollte die Konzentration damit doch "waffenfähig" zu bekommen sein ??!!
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Beitragvon grafschauenburg » 28.10.2007 08:46

Das Pfeilgift der südamerikanischen Regenwaldindianer stammt von Pfeilgiftfröschen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pfeilgiftfrosch
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Beitragvon Nika E.S. » 28.10.2007 13:49

Ich verfolg den Threat jetzt nicht ganz so aufmerksam... Aber warum muß es Gift sein? Die Spitze in irgendwelchen Dreck tunken genügt doch völlig.
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Beitragvon helstafir » 28.10.2007 15:20

@grafschauenburg

Ging mir nicht um die Herkunft ,sondern um die Anreicherung auf der Spitze.
helstafir
 

Beitragvon Blaubär » 11.01.2008 07:33

Ahoi,

ich empfehle das Buch von Louis Lewin "Die Pfeilgifte". Ein komplettes Kompendium über die verschiedenen Kontinente und Völkerschaften und deren Pfeilgifte. Erschienen allerdings schon 1923. Dies erklärt wahrscheinlich auch, warum der Autor in diesem Buch alles vergiftet vom Hamster bis zum Geier. Ich glaube nicht, dass das heute noch einem Wissenschaftler möglich ist. Aber ich schweife ab.
Er läßt sich in dem kleinen Kapitel über Europa über Kelten, Gallier, Franken und Vandalen aus und geht bis zu den Husiten und Waldensern. Es wird von der Verwendung von Pfeilgiften sowohl für die Jagd als auch für den Kampf gesprochen.
Aristoteles schreibt über ein Gift der Kelten welches er Toxicum nennt, Celsus erwähnt die Verwendung von Schlangengift bei den Galliern. Plinius erwähnt später die Nutzung von Helleborus bei den Galliern. Weitere Quelle für spätere Epochen: Gregor von Tours, Lex Bajuvariorum und die Gesetze der Sachsen und Schwaben.
Lewin schlüsselt am Ende des Kapitels die versch. Texte auf und weißt auf die vermutlich verwendeten Pflanzen und deren eigentliche Wirkung hin. So kamen seiner Meinung nach das Aconit und Veratrum album (weißer Nieswurz) als die wichtigsten Gifte zur Verwendung. Andere Gifte werden auch noch in Betracht gezogen, so z.B. der Oleander (Südeuropa), div. Nachtschattengewächse etc.
Nach den geschichtlichen Quellen ist wohl klar, dass Giftpfeile verwendet wurden. Bei den Giftpflanzen ist einige Spekulation dabei, da die Pflanzen in den hist. Quellen natürlich nicht ihren heutigen Namen tragen.
Wer es ausführlicher braucht, der kann sich das Buch antiquarisch oder per Fernleihe besorgen und genauer nachlesen. Bei Detailfragen kann ich natürlich weiterhelfen, nur kann ich nicht das ganze Kapitel Europa wiedergeben.

Grüße
Blaubär

PS: Das von vielen vielleicht gesuchte sofort tödliche Pfeilgift gab es allerdings in Europa so wie auf anderen Kontinenten vor Entdeckung der modernen Chemie nicht. Vielmehr verursachten die Verletzungen mit Pfeilgiften ein schnelles dahin sichen, oder den Tod in einem kurzen Zeitraum ohne dass eine an sich tödliche Wunde geschlagen wurde.
Blaubär
 

Beitragvon Chris » 11.01.2008 08:19

habe gerade Pfeil und Bogen - Eine archäologisch-technologische Untersuchung zu urnenfelder- und hallstattzeitlichen Befunden zu Hause - darin gibt es ein eigenes Kapitel zu Pfeilgiften........................................
Me transmitte sursum, Caledoni!
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Beitragvon Trebron » 11.03.2008 13:43

Chris hat geschrieben:habe gerade Pfeil und Bogen - Eine archäologisch-technologische Untersuchung zu urnenfelder- und hallstattzeitlichen Befunden zu Hause - darin gibt es ein eigenes Kapitel zu Pfeilgiften........................................


Das Buch habe ich mir soeben mal bestellen müssen, nachdem ich das Inhaltsverzeichnis gelesen hatte !

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Beitragvon Vladislawa » 11.03.2008 22:46

Ich jetzt wieder mal OT: Vielleicht einigen bekannt: die Löcher im Fokosh (Kampfaxt) in der Rus um 1000 durch die Stoffstreifen gezogen wurden, die vorher durch Dreck/Gammelndes/altes Fleisch gezogen wurden (==> Clostridien... etc.). Das sorgte für effektive Wirkung, da auch leichte Schnitte o.ä. zumindest zu schmerzhaften Entzündungen führten. Dreck halte ich also für sehr wahrscheinlich.
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Beitragvon Steve Lenz » 11.03.2008 23:11

What smells ugly, but sounds like a bell?

Dung!
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Beitragvon Dago » 11.03.2008 23:16

Ich weis nicht ob das Buch was taugt, da aus dem Karfunkel Verlag.

Dort wird für Merowingerzeit eine Verwendung von Pfeilgift aus Eisenhut erwähnt. Bin aber sehr unsicher wegen der Quelle.
Einige Pfeilspitzen des Rhein Maingebiet in der UK weisen nach der Spitze einen zusätzlichen "Widerhacken" auf. Könnte das ein Hinweis sein:
Grüsse
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Beitragvon TZH » 12.03.2008 09:41

Hello!

Vladislawa! Könntest Du mir bitte ein Bild (oder ein Link) von Rus-fokos mit durchlöchelte:-) Klinge schicken? In Ungarn wurden 10-12 verschiedene magyarenfokos-typen gefunden, alle ohne Loch:-
)

Zoltán
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