ulfr hat geschrieben:Es ist schwer, wenn nicht ungehörig, den Kollegen von den Inseln nicht zu trauen, aber ich bleibe skeptisch. Solche Spiralen aus Flint(!!) herauszukratzen ... das ist ja schon bei Felsgestein ein enormer Aufwand. Man müsste sich tatsächlich Zugang zum Rohmaterial verschaffen und experimentieren. Nur - woraus sollen die Werkzeuge bestanden haben? Nenne mir jemand ein Material außer (Opal, Korund und) Diamant, das auch nur ansatzweise dazu in der Lage ist, beim Herausarbeiten solcher Ornamente so spitz zu bleiben, dass die Rillen gleichmäßig werden ... Ich versuche auf jeden Fall mal in den nächsten Tagen, mit einem Stück Quarzit in weißen bzw. hellgrauen Ostsee-Flint eine gerade Rille einzugravieren, und melde mich Mitte 2016 wieder
Dieses Thema ist schon ein wenig eingestaubt. Es passt jedoch ganz gut zu meiner aktuell ins Forum eingestellten Frage zur Opalschnitzerei. Ich möchte hierzu erwähnen, dass die gesamte Thematik in Bezug auf das Prozedere der bildhauerischen Beschleifung sehr harter Gesteinsmaterialien aus dem heutigen Blickwinkel mangels Erfahrungswerten und seltener Experimente überbewertet wird.
Denis Stocks aus Manchester hat hier wertvolle Vorarbeit geleistet, manche Fragestellungen leider jedoch nur sehr oberflächlich und (bitte nicht falsch verstehen) "laienhaft" bedient, was nachvollziehbar ist: Er ist zum einen (meines Wissens) kein (z.B.) Steinmetz und Steinbildhauer und hat in seinen Veröffentlichungen zum Thema auch betont, wie extrem gesundheitsgefährdend diese Arten von rekonstruierenden Arbeiten sind.
Den Zeitfaktor und den mit den erforderlichen Arbeiten einhergehenden (und sehr bedenklichen) körperlichen Verschleiß an dieser Stelle einmal außer Acht lassend, dienten vermutlich einfache Picksteine und entsprechend viele Flintscherben, bzw. Abschläge und Ausformungen (auch aus anderen Materialien wie z.B. Hornstein) sowohl zum Einpicken von Vertiefungen als auch zum Ausschaben und Ausschleifen von Rillen und Nutungen, die sich mit entsprechender Erfahrung mit relativ simpler Methodik sehr gleichmäßig ausschleifen lassen.
Die Verwendung von Quarzsanden und Wasser genügen hierbei bereits völlig. Kupfergerätschaften sind hierfür denkbar und für das Alte Ägypten nachgewiesen. Während der Prädynastik dürften es im Alten Ägypten aber eben Hornsteinscherben gewesen sein, die als grundlegendes Werkzeugmaterial dienten (und zu einer entsprechenden Anhäufung von Hornhaut führten). Mit "Scherben" meine ich hier alle möglichen Formen von Abschlägen.
Russische Experimentatoren haben 2014 hierzu bereits interessante Experimente druchgeführt, die teilweise auf den Experimenten von Stocks aufbauen. Die russischen Experimentatoren haben jedoch ein wenig gemogelt, was die Versuchsaufbauten und Rekonstruktionen angeht. Aus den Erfahrungen der russischen Experimentatoren geht auch nicht hervor, welche gesundheitlichen Folgeschäden die Experimente an den Experimentator*innen erzeugt haben. Diese Videos der russischen Experimentatoren waren hier im Forum vor einiger Zeit Thema und THZ hat den Link zu den Videos eingestellt.
Gerne würde ich meinen Worten Bilder und Videos aus meinen bescheidenen Anfangs-Experimenten zum Thema folgen lassen, jedoch hat der Bildupload in der Vergangenheit leider überhaupt nicht geklappt und ich kann nicht ergründen, woran es liegt.
Auch der geplante Videochannel zu meinen Experimenten wurde bisher nicht realisiert, weil ich schlicht und ergreifend keine Lust habe, mich den Großteil meiner knappen Zeit mit der Verwaltung von Channels und Homepages, dem Impressumsrecht und Telemediengesetz und der Einhaltung von Verordnungen nach DGSVO herumzuschlagen (von der Zeit, die eine vernünftige Videoproduktion erfordert, mal ganz abgesehen).
Ich werde nun demnächst nochmals versuchen, zumindestens einige wenige interessante Bildmaterialien hochzuladen. In diesem Zusammenhang weise ich vorsorglich jedoch schon einmal darauf hin, dass ich von einer Veröffentlichung der Daten bisher auch abgesehen habe, weil bereits die wenigen durchgeführten Steinbearbeitungsexperimente extrem gesundheitsschädlich waren. Deshalb veröffentliche ich Material wegen des Nachahmungseffekts und der damit einhergehenden Verantwortung wenn überhaupt auch nur stets im Zusammenhang mit einem entsprechenden Warnhinweis und Haftungsausschluss.
bildhauerische Grüße,