Blattspitze macht Flintbeil

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Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon ulfr » 18.09.2012 20:20

...zu sehen unter

http://www.youtube.com/watch?v=Q-EPqWdkdw4&feature=plcp

Wat weer dat för´n scheun´Dach ...
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon Stephan P. » 18.09.2012 21:39

Schöner Film,
muss ich auch mal versuchen wenn ich am Strand bin.
:10:
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon FlintMetz » 18.09.2012 21:56

Uiiii - seeehr schön!!!! Geniales Beil, genialer Film, genialer Tag. Mit Ulfr´s Lederhose kann ja eh nichts schief gehen :) Und was für ein schöner Falster - wurde sowas tatsächlich für Beile verwendet? Oder ist da zäheres Material nicht vorteilhafter und langlebiger und somit damals bevorzugt worden? Irgendwelches Beton-Zeugs o. Ä.?

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon silex » 19.09.2012 16:13

ist ne super Nachbauanleitung und auch ein schöner Film.

Grüsse Dirk
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon Blattspitze » 24.09.2012 09:23

Das war einer von mehreren schönen Tagen! Mange tak Ulfr!
Oha Robert! Tatsächlich ist`s ein Falster-Trümmerstück mit großen "Beton"-Einschlüssen. Die riesigen Falster-Brocken sind m. E. keinesfalls so homogen wie gern behauptet wird. Von Außen nach Innen wird das Material deutlich heller und rauher / zäher.
Dolche sind meist nur aus äußeren, kortexparallelen großen Abschlägen gefertigt, während die großen Beile manchmal am Nackenende das äußere glasige Material und sogar Cortex zeigen. Das deutet auf unterschiedliche Zerlegungs-Strategien der großen Brocken im Früh-, Mittel- sowie im Spätneolithikum hin? Die Beile mit dem Schneidenende ins innere der ehemaligen Knollen weisend? Wäre einmal von den professionellen Archäologen zu prüfende Hypothese des rezenten Steinbearbeiters? Derzeit wird seitens vieler Archäologen Cortex am Nackenende gerne damit erklärt, dass der Flintschläger durch bewußtes Stehenlassen von Cortex am Ende zeigen wollte, dass das Rohstück in der Länge maximal ausgenutzt wurde, sozusagen der Steinschläger als Angeber ...
Manche F.-Knollen sind innen auch deutlich gröber als andere. Meiner Einschätzung nach ist Falster das häufigste Rohmaterial der TBK - Beile (sowohl Dünn- als auch Dicknackiger). Mit der Zeit verfärbt/patiniert der blaugraue Falster zu schmutzig- bis hellweisser Farbe (Der "weisse" Flint" "unklarer Herkunft" nach Hassmann/Büdelsdorf). An zweiter Stelle sehe ich Senon-, danach erst Dan-Flint. Andere Einschätzungen?
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon FlintMetz » 24.09.2012 11:06

@Blattspitze: Das ist ja hoch interessant und mir noch nie aufgefallen. Aber stimmt: die dicken Brocken sind außen oft schön glasig und nach innen wird es dann oft immer krüsseliger. Dass die nordischen Beile gerne Kortex am Nacken haben, wäre dann nur eine konsequente Ausnutzung dieser Tatsache, um eine zähe Schneide zu bekommen.
Bei den Dolchen läuft es genau umgekehrt. Für eine möglichst perfekte, bifazielle Ausdünnung will man lieber den Außenbereich. Dass dann diese Burschen trotzdem gerne Kortex am "Nacken" haben, kann schon durchaus Protzerei sein - frei nach dem Motto: " Ich kann ja gerne auch noch längere Sachen, aber der Brocken war leider nicht größer". :)


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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon ulfr » 25.09.2012 19:21

:ups:

ich dachte, dass wäre Dan-Flint gewesen, zumindest hab ich den Text im Video so angelegt ... Hattest Du das nicht auch gesagt?

Der ist ziemlich duff, opaque und war doch eher plattig, odr Blattspitze, gut, Beton ist drin, aber gibts das nicht bei Danien auch ... ?

Falster ...? Keine Bänder nich drin ... dat jute Stücksche liiecht ja noch hier

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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon Blattspitze » 25.09.2012 20:49

Also, äh ..., ich erinnere mich nicht, das Stück als Dan bezeichnet zu haben, lediglich als beilgeeigneter Flint? Ich bin ja von Natur aus unfehlbar, und wenn ich das im Pöckerrausch und Kauderwelschen gesagt haben sollte, so streite ich es jetzt rundheraus ab. Du hast doch eigentlich alles mitgeschnitten?
Das Rohmaterialstück ist ein plattiges, umlaufend nachpatiniertes Trümmerstück einer ursprünglich runden Knolle?

Die hellblaue Farbe ist für mich eigentlich immer Falster-Flint. Nach B. Madsen (S, 126 in: Madsen, B. "Flint — extraction, manufacture and distribution", in: Digging into the Past, 1993, 126-129) der das Material als erster beschrieb, muss die Bänderung auch nicht dabei sein.
Die Beschreibung von Högberg und Olausson (S. 96ff in: ANDERS HOGBERG & DEBORAH OLAUSSON. Scandinavian flint--an archaeological perspective. 2007. 158 pages, 63+ b&w & colour illustrations. Aarhus: Aarhus University Press; 978-87-7934-2798) wird, finde ich, hinsichtlich Bänderung und "flint structure" und "Knapability" nicht der Bandbreite des Materials gerecht. Große Knollen und blaue "photoflint"- Färbung sind für mich eigentlich genug ...?
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon FlintMetz » 25.09.2012 21:01

Uijuijuijui.... was hab ich nur gesagt. Ich hab doch keine Ahnung :oops:
Kann natürlich auch ohne weiteres Dan sein - dass muss Blattspitze wissen! War ja nur so ein Tip von mir...

Und gleich noch eine Frage hinterher, um meine Ahnungslosigkeit zu untermauern ( :) ): Muss bei Falster zwingend eine Bänderung drin sein?

Schöne Grüße...

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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon FlintMetz » 25.09.2012 21:03

Ups - Blattspitze war schneller und hat die Frage schon beantwortet, bevor ich sie gestellt habe :)
Danke schonmal und schöne Grüße...

Robert
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon ulfr » 25.09.2012 21:14

Ohauahauaha ..
wie krieg ich jetzt bloß das bei DuRöhre wieder geännert?

Da kanns ma sehen ...
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon Skulpteur » 28.09.2012 20:01

Wauw! Der Wahnsinn - ein wirklich schönes Stück!!!
:o

Interessant aber, wie enorm der Materialverschleiss aufgrund der verwendeten Technik ist...
Herzliche Grüße,

Vinzenz
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon FlintSource » 29.09.2012 23:54

Klasse Beil, klasse Film!

Aber: Gibt es TRB-zeitliche Nachweise von solchen dicken Kupferpunches??

RobertGraf hat geschrieben:Dass dann diese Burschen trotzdem gerne Kortex am "Nacken" haben, kann schon durchaus Protzerei sein - frei nach dem Motto: " Ich kann ja gerne auch noch längere Sachen, aber der Brocken war leider nicht größer".


Genau das! Gilt übrigens auch für viele Dolche, wo noch ein kleines Stückchen Cortex zu sehen ist. Zudem ist das Stehenlassen von einem nicht-überarbeiteten Endstück noch extra schwierig, weil man in dem Bereich überhaupt nichts wegnehmen darf.
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon ulfr » 01.10.2012 12:33

Genau solche Kupferpunches sind nicht nachgewiesen, zumindest meines Wissens nicht, aber der Film ist ja "nur" als Nebenprodukt einer Fotoserie entstanden, bei der es um Hand- und Körperhaltung, Arbeitsweisen etc. ging, nicht primär um absolut authentische Werkzeuge, aber weil das so gut geklappt hat und die Filme ganz ansehnlich waren, haben wir uns entschlossen, eine Zusammenfassung online zu stellen.
Die Original-Punches waren sicher eher aus Geweih (am Anfang arbeitet Blattspitze ja auch mit einem Geweihpunch, leider haben wir der guten Stimmung und des schönen Tages wegen soviel dummes Zeug nebenher gelabert, dass diese takes vom sound her nicht sendefähig waren :33: :D), oder sie waren kleiner und möglicherweise geschäftet. Bitte korrigiere mich, Blattspitze, wenn ich schon wieder daneben liege ... :oops:
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Re: Blattspitze macht Flintbeil

Beitragvon Blattspitze » 01.10.2012 20:45

"Wer sich rechtfertigt, klagt sich an!"

Der Film zeigt natürlich kein arch. Experiment, bei dem Rekonstruktionen neol. Punches erprobt werden. Ebenso wäre die Formungsstrategie etc. anhand des Originalmaterials zu hinterfragen.
Die allerorts benutzten Kupferdruckstabspitzen sind ebenso nur in bestimmten Gebieten Nordamerikas direkt nachgewiesen, hier bei uns ist`s Fehlanzeige. Aber, 'absence of evidence is not evidence of absence' oder wie das beknackte Argument lautet. Wenn es welche gegeben hätte, so wären sie sicher wieder eingeschmolzen worden und die Wahrscheinlichkeit, den einzigen verlorengegangenen zu finden ist die sprichwörtliche Nadel in der Grundmoräne ... Kupferne Prestigeobjekte wie Streitaxt-, Dolch- und Beilklingen, Kupferspiralen und anderer Schmuck ist aus wenigen Depot- und einigen Megalithgräbern bekannt.

Kupferabrieb auf den Schlagflächen von typ. Abschlägen ist noch nicht beschrieben, aber auch noch nicht gesucht worden?

Es gibt einige neol. Rothirschgeweihpunches aus S-H, M-P in D; aus Dänemark und Schweden sind ebenso einige bekannt. Soweit ich es überblicke, waren das überwiegend kurze, z.T. gebogene Sprossenenden.
Ulfr, mein Gefasel mus dann nächstes Mal mit lautem Meeresrauschen und Dokumentationsgeräuschen übertönt werden... :51:

Was sagt denn Flintsource zum Falsterflint?
Gibt`s den "Echten" nur mit Bänderung?
Und, lässt sich vielleicht an der Struktur des Flints erkennen, wie ein heutiges Artefakt ohne Cortex in der Knolle orientiert war (Quarz-Plättchen zur Cortex eingeregelt?)
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