Steine gesucht!

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Steine gesucht!

Beitragvon ulfr » 19.12.2011 11:53

Werte Gemeinde,

ich brauche Handstücken (vielleicht tomatengroß) von drei Gesteinsarten, die in Süddeutschland verwendet wurden:

Ölquarzit
Keuperhornstein
Kieselschiefer

Wer kann mir aushelfen, es soll Euer Schaden nicht sein!
Danke!
ULFR
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Re: Steine gesucht!

Beitragvon Manu » 19.12.2011 13:55

Hi ulfr,

Kieselschiefer ist Radiolarit? Also ich stell mal ein Bild rein, von 3 Steinen, von denen ich denke es sei Radiolarit. Lasse mich aber gern eines besseren belehren.

Bild


Bei den anderen beiden Steinarten, finde ich leider kein aussagekräftiges Bild, ansonsten könnte ich mal einen Spaziergang am Rhein unternehmen, ca 5 min. von mir und könnte suchen.
Manu
 

Re: Steine gesucht!

Beitragvon Mark77 » 19.12.2011 16:45

Hallo Ulfr,

Ölquarzit ist m.E. eigentlich nur ein alpiner Kieselschiefer, der stark verfestigt wurde. Diese Begriffsverwirrung ist sehr stressig :)
Das Material findet sich heute noch in den Rheinschottern.
Was genau brauchst du denn für Material? Keuperhornstein und Kieselschiefer habe ich da. V.a. verschiedene Keuperhornstein-Varianten sind aus dem Hohenlohischen griffbereit.

Ich könnte schauen, ob ich dir diese Woche noch ein Paket zusammenschnüren kann und vom Institut aus losschicke. Kann ich aber nicht genau sagen, da ich am Mittwoch in Mainz bin.
Gib mir mal per Mail Bescheid! :)

Liebe Grüße,
Markus

P.S.: Achso, eh ichs vergesse! Die drei hübschen Kiesel sind Radiolarite, Manu. Stammen die ausm Rhein? Radiolarit ist sowas wie Kieselschiefer, das stimmt. Als Radiolarit bezeichnet man das Material (kreide- oder jurazeitlich), dass v.a. aus Radiolarien besteht und nicht metamorph überprägt wurde (das ist der eigentliche Kieselschiefer, der durch Hitze und Druck und Kohlenstoff so aussieht wie er ist und aus älteren Erdzeitaltern stammt; z.B. Devon).
Mark77
 

Re: Steine gesucht!

Beitragvon Manu » 19.12.2011 17:35

Danke Mark77, auf dich kann man sich richtig gut verlassen. Habe überigends laut deinem damaligen Tip auf der Schwäbischen Alp sehr guten fast weissen Kalkstein gefunden. :D :D :D
Manu
 

Re: Steine gesucht!

Beitragvon Mark77 » 19.12.2011 18:01

Manu hat geschrieben:Danke Mark77, auf dich kann man sich richtig gut verlassen. Habe überigends laut deinem damaligen Tip auf der Schwäbischen Alp sehr guten fast weissen Kalkstein gefunden. :D :D :D


Freut mich, dass ich helfen konnte. :rhino:
Mark77
 

Re: Steine gesucht!

Beitragvon ulfr » 19.12.2011 18:30

Mark77 hat geschrieben:Gib mir mal per Mail Bescheid! :)


Ist unterwegs, danke einstweilen :) !

Edith: Stopp, Deine mailAddy funzt nich ...? Hast PN!
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Re: Steine gesucht!

Beitragvon FlintMetz » 19.12.2011 20:40

Ich dachte immer, Kieselschiefer ist Lydit. Und wenn diese, meine Annahme stimmt, kann ich damit aushelfen, wenngleich nur sehr durchadert und recht schlecht zu schlagen. Aber Du brauchst es wohl eher als Anschauungsmaterial, oder?

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Steine gesucht!

Beitragvon FlintSource » 20.12.2011 01:31

Die Begrifflichkeiten in der Flintkunde sind so eine Sache für sich. Nicht um sonst wird Deecke 1933 noch immer zitiert. Stimmt zwar auch nicht, aber die meisten Archäologen haben sich nach einem Menschenleben so an den Begriffen gewöhnt, dass sie noch immer verwendet werden. Die schweizerisch/französische petrografische Schule kann sich in Deutschland noch immer nicht durchsetzen.

Der Reihe umgekehrt nach, ja Robert, Lydit und Kieselschiefer kann man ruhig als Synonymen verwenden, weil beide nicht richtig definiert sind. Du könntest auch Phtanit sagen, wie die Belgier das tun mit dem Material aus Céroux-Mousty/Ottignies, das sogar für Dechsel in der späten Bandkeramik verwendet wurde. Das Zeug lässt sich im Allgemeinen besser als Prüfstein für Gold verwenden als um damit zu schlagen.

Na, na, nicht metamorph überprägt....die Quarzadern haben sich nicht spontan entwickelt.

Ölquarzit ist auch so ein Begriff, ich weiß welches alpine Material gemeint ist, habe sogar irgendwo auf dem Server einige Koordinaten liegen, habe mich aber nie aufraffen können dort hin zu fahren, um das Zeug zu holen.

Mit "Keuperhornstein“ könnte ich nach einigen Umräumaktionen im Keller auch noch dienen, genau die "Hohenloher Feuersteine". Auch das Zeug lässt sich besser mit einer Geohammer bearbeiten als mit Geweih.

Ulfr, hast Du einen Auftrag für eine neue Fernsehserie "Desperate knappers", in der Du zeigst was Steinzeitler alles für Schrott genommen haben wenn sie an nichts besseres gekommen sind?
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Re: Steine gesucht!

Beitragvon Stephan P. » 20.12.2011 08:39

hi Ulf,
kieselschiefer-Lydit habe ich noch hier liegen- stammt aus der gegend um Bamberg.
radiolarite habe ich auch -aus dem großen walsertal.
was soll ich dir schicken.

gruß stef :mammut1:
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Re: Steine gesucht!

Beitragvon ulfr » 20.12.2011 10:58

Herzlichen Dank schon mal an alle! "Desperate Knappers" :D :D :D Nein, das Zeug landet als Anschauungsmaterial im Museum. Da Mark sich schon bereiterklärt hat, auszuhelfen, kannst Du die Kisten im Keller weiterschlummern lassen, Rengert, trotzdem danke! Von dem Bamberger, Stef, oder auch von Roberts Lydit hätte ich aber gern was, wenns geht, Ihr braucht Euch aber nicht überschlagen, das hat noch Zeit. Bitte schickt es, wenn Ihr es einrichten könnt, als Gegengabe kann ich leider nur hochwertigen Ostseeflint anbieten :? :cry: :D
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Re: Steine gesucht!

Beitragvon ulfr » 29.12.2011 14:40

Diesmal habe ich Steine und weiß nicht welche ... :?
Ein Freund aus Österreich hat sie mir vor Jahren geschenkt, sie stammen aus dem Waldviertel? (ich habe ihn wegen des genauen Fundortes angeschrieben) Den ersten bezeichnete er als "Honigopal", den anderen weiß ich nicht mehr. Hat jemand eine Idee, was das sein könnte? Der "Opal" ist unglaublich zerklüfteter Kalk, wirkt fast wie ein Konglomerat oder Brekzie, darinnen sind immer wieder Einschlüsse von glasigem, gelben und weißen Silikatzeugs. Das andere kommt dem Anschein nach aus derselben Matrix und ist grau, opak, aber kantentransparent und sehr körnig (Quarzit?)
@ Mark77: Du siehst, ich bin dabei, meine Sammlung aufzuräumen, da kommt einiges für Dich zuammen :mammut2:

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Re: Steine gesucht!

Beitragvon FlintSource » 29.12.2011 16:06

Schwierig, schwierig. Du kennst meine Einstellung gegenüber Steinbestimmung vom Foto. Bei dem oberen Zeug könnte es sich tatsächlich um irgendwelche kleine Opaleinschlüsse handeln. Beim unteren Zeug könnte ich mich gut vorstellen, dass es sich um etwas wie 'Limnoquarzit' handelt. Das ist ein Material das ich überwiegend aus Nordost-Ungarn kenne, assoziiert mit tertiärem Vulkanismus. Opal und 'Limnoquarzit' kommen manchmal auch zusammen vor.
Aus Österreich kenne ich aber für beide Materialien keine Vorkommen, das will aber nicht viel sagen, Rohmaterialbestimmung ist in Österreich gerade im Aufbau. Wenn etwas mehr über den Herkunft bekannt ist, könnte ich die Kollegen mal bemühen.
Edit: Waldviertel kann ich mich kaum vorstellen, das gehört geologisch zur Böhmische Masse und wenn es sich tatsächlich um Opal und 'Limnoquarzit/Hydroquarzit' handelt ist (tertiärere) Vulkanismus zwingend vorauszusetzen.
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Re: Steine gesucht!

Beitragvon Mark77 » 29.12.2011 17:00

Hallo Ulfr,

feine Sachen! Da freu ich mich schon riesig! :D Die Flasche Vino steht auch noch bereit.^^

Das obere Stück ist so ein typischer Opal aus dem Waldviertel. Da war viel los, von Vulkanismus bis hin zu hydrothermalen Aktivitäten. Das dunkl Stück hat was Chalcedon-artiges, durch die Kantentransparenz (2. Bild). Würde ich mal so als tertiären hydrothermalen Chalcedon bezeichnen. Etwas so in Richtung (vergleichend) zu Bonn-Muffendorf.

Schöne nachweihnachtliche Grüße,
Markus
Mark77
 

Re: Steine gesucht!

Beitragvon ulfr » 29.12.2011 17:30

Vielen Dank Euch beiden, ich reserviere Euch jeweils ein Stückchen.
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Re: Steine gesucht!

Beitragvon FlintSource » 29.12.2011 17:45

Hi Markus,
interessant, wo gibt es im Waldviertel Vulkanismus? Ich sollte mich vielleicht doch mal eine geologische Karte von Österreich zulegen.
Auch hier schlägt wieder die Begriffsverwirrung bei Flintbenennung zu. Die Ungarn nannten das Zeug früher 'limnic quartzite', jetzt überwiegend 'hydroquartzite', mit Quarzit hat es aber herzlich wenig zu tun. Ich habe mal von einem Stück einen Dünnschliff anfertigen lassen. Da waren zwar verkittete Quarzkristallen drin, aber keine klastischen Körner. Auch Chalcedon trifft die Sache nicht ganz. Im Englischen verwende ich deshalb am liebsten den geschmacksneutralen Begriff 'perivolcanic silcrete'. Auch hier wäre es mal wieder an der Zeit eine eindeutige Begriffsfestlegung vorzunehmen.
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