Hitzebehandlung

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Hitzebehandlung

Beitragvon TZH » 28.11.2011 17:58

Hallo

Ich habe lymnoqwarzit getempert!!:-)
Nur so, aus Spaß. (und es passt zu meinem PhD Studie).

Wisst ihr zufällig ein Fachbegriff für die hitzebedingte konkawe Raussprengung von muschelförmigen Flintscherben?

Das passierte an die Linke Seite (mitte):

Bild

Zoltán
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Re: Hitzebehandlung

Beitragvon ulfr » 28.11.2011 18:38

TZH hat geschrieben:Wisst ihr zufällig ein Fachbegriff für die hitzebedingte konkawe Raussprengung von muschelförmigen Flintscherben?


Soweit ich weiß, nennt man die Näpfchensprünge.
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Re: Hitzebehandlung

Beitragvon TZH » 28.11.2011 20:24

Vielen Dank! Weisst du das vielleicht auch auf English? Auf französisch heißt es glaub ich termique cupule oder sowas in der art..
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Re: Hitzebehandlung

Beitragvon FlintSource » 29.11.2011 01:16

Hi Zoltán,

der englische Begriff ist 'Potlid' (oder pot-lid fracture), also Topfdeckel. Wenn die auftreten hast du den Flint nicht mehr getempert sondern gekocht/überhitzt. Die Teile entstehen meistens durch direkte Hitzeeinwirkung, sprich Verbrennung.
Wie hast du das Stück behandelt?

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Re: Hitzebehandlung

Beitragvon TZH » 29.11.2011 09:21

In Asche, umgeben mit Glut, im Ofen. Stücke von Avas-Flint aus Miskolc zeigen auch diese Merkmalen.
Ich meine die Potlit fractures.
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Re: Hitzebehandlung

Beitragvon TZH » 30.11.2011 19:41

Ich musste ien Vortrag darüber halten.... Ich erzehle es mal später dafon. Ist dieser Auszug verständlich für euch oder habe ich grammatisch wieder volkommen daneben gegriffen?

"Auszug

In 2002 wurden auf dem Avas-Tűzköves befindende Fügedi Reebgarten mit der Leitung von Dr. Árpád Ringer Ausgrabungen durchgefürt. Die Mehrzahl der Befunde wurde aus, mit Hilfe von Feueraus den örtlichen Feuersteinbänken abgebauten braun und grau gebändeter Kalzedon gefertigt und wehrend ihre Untersuchung bin ich auf mehreren Ungewönlichkeiten aufmerksam geworden. Diese sind zum Beispiel die sogenante „Näpfchensprünge” (eng. „potlid fractures”), Microrissen, oder z.B. an einen bearbeiteten Werkzeug das Fehlen von Abschlagsspuren. Ich möchte dieser Problemen mit der Durchführung eine Versuchsreihe lösen. Hierzu hat mir das, schon vorher am Universität von Miskolc durchgeführte Hitzebehandlungs-Experiment sehr geholfen. Ich habe dem Lymnoquarzit von Rátka-Hercegköves mehrmals erfolgreich „getempert”. Aus den Ergebnissen lassen sich die volgende Schlüssen ziehen: die Steinzeitler könnten wahrscheinlich das Feuer nicht nur für dem Abbau und Qualitätsverbesserung des Feuersteins, sondern auch für die Herstellung von Halbfabrikaten benutzt haben. In weiteren möchte ich den ganzen Ablauf der Hitzebehandlung so autentisch wie möglich rekonstruieren und damit das Bild des mittel-paleolitischer Flintabbau am Avas-Tűzköves ergänzen."

LG:

Zoltán
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Re: Hitzebehandlung

Beitragvon FlintSource » 01.12.2011 01:27

Hallo Zoltán,

ich habe mich nie intensiv mit dem Tempern von Flint beschäftigt, aber so nebenbei bekommt man doch etwas mit.

Wenn Feuer verwendet wurde für den Abbau, dann wäre das der zweite Nachweis, zusammen mit Kleinkems (Jungneolithisch) zwischen Freiburg und Basel. Wenn ich die Vorkommen von Limnoquarzit jedoch anschaue, dann scheint Feuersetzten, um das Muttergestein zu sprengen eher überflüssig oder haben die Feuer verwendet, um die Bänke zu zerkleinern? Wie dick ist das Vorkommen in Avas ursprünglich? Das einzige Material was ich von dort kenne habe ich mal am Fuß des Fernsehturms aufgelesen und es sah mir nicht danach aus als dass es tempering bräuchte.

Beim Tempern, habe hier keine gute Literaturhinweise parat, sollte der Feuerstein, trotz seines Namens, nie in direktem Kontakt mit dem Feuer kommen. Bei den meisten Versuchen wird das Rohmaterial eingegraben und wird darüber ein Feuer entfacht. Es gibt verschiedene Experimente wobei teilweise sogar die Temperatur in der Grube mit Flint-Blöcken gemessen wurde. So bald Potlids auftreten hast du verloren, weil dann das Material verbrennt und rissig wird.

Erfolgreiches Tempern von Flint und jurassischem Hornstein zeigt sich lediglich durch einen intensiveren Glanz der Abschlagflächen sowie in vielen Fällen eine Farbveränderung (Berit Eriksen hat darüber mal publiziert, ich glaube es war in ‚After the Ice-Age’). Die Hitzebehandlung von 'Limnoquarzit' wäre nach meinen Kenntnissen einmalig.
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Re: Hitzebehandlung

Beitragvon ulfr » 01.12.2011 11:31

Valentin Eriksen, Berit 1997: Implications of thermal pretreatment of chert in the German Mesolithic. In: R. Schild & Z. Sulgostowska (eds.): Man and Flint. Proceedings of the VIIth International Flint Symposium. Warsaw, pp. 325-329

Valentin Eriksen, Berit 1999: Varmebehandling af flint ? et eksperimental-arkæologisk studie. In: O. Høiris et al. (eds.): Menneskelivets mangfoldighed. Arkæologisk og antropologisk forskning på Moesgård. Aarhus Universitet & Moesgård Museum. Moesgård, pp. 185-192

Leesch, D. & al. 2010: Hearths and hearth-related activities in Magdalenian open air sites. In: Potowicz-Bobak, M. & Bobak, D. (Hsg.) 2010: The Magdalenian in Central Europe. New finds an concepts

Richter, D. 2007a: Advantages and limitations of thermoluminescence dating of heated flint from Palaeolithic sites. Geoarchaeology: An international Journal 22/6, 2007, 671-683

Richter, D. 2007b: Feuer und Stein - Altersbestimmung von steinzeitlichem Feuerstein mit TL. In: Wagner, G.A. (Hsg.) Einführung in die Archäometrie, 33-49


Auf der EXAR-Tagung in Schleswig hat Frank Moseler vom RGZM einen sehr guten Vortrag über die Hitzebehandlung von Flint gehalten. Seine mailadresse schicke ich gern per PM.
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Re: Hitzebehandlung

Beitragvon TZH » 05.12.2011 15:29

Wow, danke, Ulfr!

Flintsource, da gibt es ein Bild in C2 Topic, von einem ungewollter Levallois Spitze und Kern.

Ich kenne eine Stelle auf dem Avas wo ein Bank zugänglich ist. Am Fernsehturm wurde schon alles aufgelesen. Allerdings darunter gibt es neolitische Mienenstollen. Da wurde eine art Quarzit (weiss) abgebaut.

Es gibt nicht nur diese gestreiifter Limno-q. sondern auch eine, was fast durchsichtig grau-weiss ist (hier nennt man es simpel Kalzedon), das wurde vor dem angeblicher Tempertruppe:-), nur mut grossen, dicken Hammersteinen abgebaut, . Diese Leute benutzten Levallois und typische Moustierien Werkzeuge.

Durch Hitze wurde zwischen 60 und zirka 30 tausend Jahren die Steinbänke abgebaut. Angeblich. Das wurde durch die gefundene Steinwerkzeuge ausgerechnet. Diese wurden durch Ausgrabungen an Tagegefördert, am ganzen Bergplatu wudren solche alten Mienen gefunden (oder sind vermutet). Dei Funde weisen Hitzebedingte Veränderungen an. Glanz, Verfärbungen, Näpchensprünge:-), Risse.

Probleme: Bis zur Neuzeit wurde hier Lq abgebaut, und bis zur Neuzeit wurde auf dem Avas intensiv Reeb/Weinwirtschaft betrieben, also alte Erdschichten existieren nicht.
Es gibt keinen Spur von Holzkohle. Dazu der offiz. Meinung: Knochenfeuer.
Problem: die Bänke -obwohl die liegen meisstens minimum 1 m Tief, nur ihre Vorderseite hat am Bergkante herausgeschaut- kund die Paleo. abbau- und werkzeugspuren-hätten auch später irgendwie freigelegt werden können, (weingarten, spätere Feuersteinabbau) und danach hätte eine Größere Flechenbrand oder das Abbrennen von Rebenzweigen auch diese Temperungsspuren hinterlassen könnnen. Aber, man muß bedenken, die Bänke sind 10-30 cm Dick, es ist schwer die ganz durchzuhitzen.
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