Raemkai: Nachschärfen des Messers

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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon Blattspitze » 15.06.2012 10:47

Ich habe hier noch eine interessante Seite gefunden:

http://web.prm.ox.ac.uk/rpr/index.php/o ... -188414082

Na, wie haben die altägyptischen Meister wohl so etwas hergestellt?
Bild
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon FlintMetz » 15.06.2012 21:06

Uiiiiiii - was für ein geniales Stück!!!! Fein, fein, fein..... :27:

Ich denke, es gibt vier Möglichkeiten:
a) Platte, Kegel durchpfeffern und dann mit viiiiiiel Fingerspitzengefühl den Rest drücken, punchen, drücken.
b) Block, Kegel reinpfeffern, "Schale" des Kegels seitlich frei arbeiten und dann wieder mit viiiiiiel usw.
d) Loch picken und dann... siehe a) u. b)
c) Ein natürliches Loch Marke Hühnergott idealer Weise in einer Platte und wieder viiiiiiel Fingerspitzengefühl.


a) ist wohl sau schwierig, b) (nahezu) unmöglich, c) eine Aufgabe für´s Leben und d) mein persönlicher Favorit! (siehe Bildchen)

Gibt´s da noch mehr von denen (Technik mit System?), oder ist es ein Einzelstück (evtl. aus der Laune eines Zufalls-Kegels entstanden?)?

Schöne Grüße und Danke für das schöne Stück...

Robert
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon Blattspitze » 15.06.2012 23:11

c) +
d)
auf Robert ist Verlass!

"Petrie (Petrie and Quibell 1896) had the idea that bangles were formed by shaping naturally occurring rings “Nodules of flint are to be found in the limestone presenting a resemblance to Saturn with his ring. When the central boss could be detached, the ring would be used. Commonly, however, it appears that rings were found in the gravel already detached, or the division between the boss and the ring so much reduced by solution of the soluble silica so as to admit of easy separation. The finished rings in section shew [sic] a great change at the surface, greater than their age would warrant if made out of flint directly derived from the rock, though just such an amount as might be expected from flint which had lost part of its silica by exposure to the gravel and becomes porous.’’ There is at least one known example of a flint bracelet which was made from a naturally occurring flint ring which is now in the museum at St Germain-en-Laye (No. 52.651, Beck and Cleyte-Merle 1982, 98). The example is unfortunately undated but is from the Theban area where many naturally shaped rings occur on the west bank.

However, half finished pieces have been found suggesting that this was not the only means of manufacture. Currelly (1913, 272) describes a ‘half of a flat disc of flint in course of preparation for a bracelet; a small hole was started in the Centre.’ In addition, broken discs and unfinished armlets were found at Wadi el Sheik (Rhodes 1970, 8) showing that Egyptian armlets were made by making a disc of the right diameter and then removing the centre by flaking from both sides."

Quelle:
http://www.egypt.swansea.ac.uk/index.ph ... n/297-ab29

Und etwas von DC:
Bild
http://www.dc-waldorf.com/moundbuilderb ... Ozarks.htm
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon FlintMetz » 16.06.2012 10:31

Wow - klasse gemacht. Er ist einfach einer der Besten! Und das Innenleben des Lochs bekäme man sicher auch noch raus, wenn man wollte... So Sachen und Löcher jucken einem einfach automatisch in den Fingern.
Ich plane ja schon seit langem einen Flint-Haustürschlüssel für die Feuchtboden-Tür vom Opernhaus. Nur fehlt mir bislang der passende Rohling - nächstes Jahr habe ich hoffentlich wieder Zugang zu dem Material im Norden :-)

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon Blattspitze » 18.06.2012 10:37

Von der Hochkultur auf der anderen Teichseite:
Bild
Quelle: http://metmuseum.org/Collections/search ... lade&pos=1
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon FlintMetz » 19.06.2012 06:21

Wieder -WOW!!!
aber das Loch dürfte jetzt in der Tat gepickt oder gebohrt sein, oder gibt es natürliche Löcher in Obsidian? Ich kenne jedenfalls keine. Und der schwarze Mexikaner lässt sich ja auch ganz gut durch Picken zermürben und schleifen und bohren wohl auch. Gegenvorschläge???
Ich hab leider keine so großen Stücke mehr davon - wäre sonst ein Versuch wert und sowas in der persönlichen Sammlung würde sich sehr schick machen :)

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon FlintMetz » 04.11.2012 11:31

... und nachdem mich die wunderschönen Ringe von Andreas, die einige von uns im August bei ihm bestaunen durften, wirklich fasziniert haben, bin ich das Projekt auch mal angegangen und bin mit dem Ergebnis recht zufrieden. Einzig: Ich habe DREI Anläufe gebraucht - beim ersten mal war ich beim Einschlagen des Kegels in den Block zu schüchtern und das Ding wollte sich einfach nicht lösen und den zweiten hab ich schlichtweg zerbrochen. Aber was lange währt, wird dann doch endlich irgendwann... :)

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon ulfr » 04.11.2012 12:24

Irre, Robert!! :shock:

Khuza lebt!!

http://www.tuareg.de/khuza/inhalt.html

bzw. zu den Ringen speziell:

http://www.tuareg.de/khuza/bang.html
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon Blattspitze » 04.11.2012 20:59

Robert, Du wirst mir unheimlich. Schade, dass Du nicht alle Deine "Spitzen"-Leistungen ins Forum stellst...
Einfach wunderbare Arbeit! Grandios!



Andreas hat mir ja einen Ring vermacht, dabei hat er mir auch eines seiner mißlungenen Werkstücke gezeigt:
Bild

Ich mach jetzt auch mal LaLiLo für Khuza ...
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon FlintMetz » 04.11.2012 22:10

Blattspitze hat geschrieben:Robert, Du wirst mir unheimlich

Unheimlich werde ich erst, wenn ich nicht pöckern kann... :D :D :D

Blattspitze hat geschrieben:Schade, dass Du nicht alle Deine "Spitzen"-Leistungen ins Forum stellst...

Falls Du den FSD meinst, der kommt schon noch. Ich will ihn auf Schnee fotografieren, weil der Kontrast bestimmt gut kommt :wink:

Das zerbrochene Stück von Andreas war denke ich das, bei dem er nach dem Kegeldurchbruch nochmal nachträglich versucht hat, mit einem Schlag auszudünnen. Das habe ich aufgrund seiner Ausführungen zum Glück nicht mehr versucht, sonst hätte ich wohl vier Versuche gebraucht.

Ulfr: Die Khuza-Ringe kannte ich noch gar nicht. Sehr interessant!!! Ist doch weiter verbreitet, wie man meint. Sibirien, Südamerika, Ägypten, Bayern... :)

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon TZH » 04.11.2012 22:28

Andreas hat mir auch solche flache Halbfabrikate mit Herzschen Kegel gezeigt, aber Robert, weisst du, ich werde dich vermutlich nicht mer duzen.

Ich bin unwürdig! :27:
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon FlintMetz » 05.11.2012 07:30

TZH: Ich zeige Dir mal meine ganzen Abfall-Haufen... Dann sind wir ganz schnell wieder beim "DU" :D

Schöne Grüße...

Robert
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon Sculpteur » 18.07.2018 15:12

@Blattspitze:
Besagtes Relief, wo das Hornsteinmesser nachgeschärft wird, meinte ich damals, als ich von Knochenmessern im Alten Ägypten sprach. Ich hatte da unterbewusst etwas falsch abgespeichert und Hornstein mit Knochen (Horn und Knochen.. ) verwechselt...

Apropos: Wer hat hier im Forum Erfahrungen mit der Hornsteinbearbeitung und Herstellung von Werkzeugen aus Hornstein?

Die fliegenden Elemente auf der Reliefdarstellung werte ich vom künstlerischen her als den Versuch, Bewegung als Impression darzustellen. Dabei geht es nicht um die Frage, ob Splitter tatsächlich so und in solcher Frequenz durch die Luft fliegen würden, sondern um ein abstrahierend gestaltetes Bild, daß das Phänomen der Bewegung darstellt. Somit handelt es sich nicht um eine einhundertprozentige Abbildung der Realität, sondern um Naivismus in der Darstellung, die aber gut verstanden wird. Vergleichbar sind die durch die Luft fliegenden Fragmente etwa mit den eingezeichneten Bewegungsstreifen in Comics, die Bewegung suggerieren sollen, obwohl sie in der Realität natürlich nicht vorkommen.

Grüße, Sculpteur
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon ulfr » 18.07.2018 20:56

Sculpteur hat geschrieben:Wer hat hier im Forum Erfahrungen mit der Hornsteinbearbeitung und Herstellung von Werkzeugen aus Hornstein?


Ich hab schon viel mit Jurahornstein gearbeitet, der in der Gegend von Blaubeuren vorkommt.

Blattspitze und ich sind übrigens der Meinung, dass "Hornstein" ein südliches Synonym für Flint bzw. Feuerstein ist, denn chemisch gesehen ist es annähernd dasselbe, nämlich SiO2, nur die Erscheinungsform ist anders und auch das geologische Alter. Die Bearbeitbarkeit ist ebenfall ähnlich, Hornstein ist jedoch brüchiger und "weicher", also leichter zu schlagen, aber auch nicht so hart wie Flint.
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Re: Raemkai: Nachschärfen des Messers

Beitragvon Sculpteur » 19.07.2018 16:56

Ulfr,
was Du über Hornstein schreibst, ist sehr interessant und erklärt, wie sich aus Hornstein so große, filigrane Messer arbeiten lassen!

Wo liegen denn bei Flintknollen, bzw. Hornsteinknollem üblicherweise die größentechnischen Obergrenzen? Wie groß muss die Knolle gewesen sein, aus der ein so großes Messer hergestellt werden könnte (sofern der Künstler beim Abbilden nicht überzeichnet hat)?

Grüße,

Sculpteur
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